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Presse

der Österreichischen UNESCO-Kommission  
Foto: © Colourbox.de / Eduardo

7 Neuaufnahmen in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes

08.10.2019

Per 8. Oktober 2019 sind 7 weitere Traditionen in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen worden. Ein Fachbeirat entscheidet seit dem Jahr 2010 regelmäßig über Neuaufnahmen, aktuell sind nun 124 österreichische Traditionen im Verzeichnis gelistet.

Unter dem Begriff ‚Immaterielles Kulturerbe’ werden weltweit seit 2003 vielfältige
gelebte Traditionen von der UNESCO dokumentiert und geschützt. Ob Tanz, Theater, Musik, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Handwerkstechniken – alle Formen des immateriellen Kulturerbes sind immer von menschlichem Wissen und Können sowie einer Vielfalt von Fertigkeiten getragen. Langfristig regional verankertes, überliefertes Wissen wird sichtbar gemacht; wie zum Beispiel der Bootsbau in Indonesien, das Wissen um tibetische Heilmethoden oder der Handblaudruck in Österreich.

Österreich trat der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes 2009 bei; seither ist die Österreichische UNESCO-Kommission mit der Erstellung des Österreichischen Verzeichnisses des immateriellen Kulturerbes betraut.
Mittlerweile zählt das Österreichische Verzeichnis 124 Eintragungen.

7 Neuaufnahmen in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich per 8.10. 2019:

Bereich: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste

  • Festschützenwesen in Oberösterreich (Oberösterreich)
    Die Bräuche der Festschützen in Oberösterreich sind vielfältig und zeichnen sich durch verschiedene, regionalspezifische Elemente, wie beispielsweise die Tracht, den Schützentanz oder die Schützensprache aus. Die Praxis folgt dem Jahres- aber auch Festablauf und findet bei kirchlichen sowie weltlichen Festen ihre Anwendung. So sind die Schützenbräuche für die ausführenden Gemeinschaften ein wichtiger Teil der regionalen Identität.
  • In d’Grean gehn (Niederösterreich)
    Am Ostermontag laden Weinhauer*innen und Weinkellerbesitzer*innen des nördlichen Weinviertels in die Kellergassen („Kellertrift“) zu Speis und Trank – zum „Grean geh“. Der Brauch des „in d’Grean gehn“ (=ins Grüne gehen) findet sich in mehreren Gemeinden der Region und zeichnet sich durch regionalspezifische Elemente religiöser wie auch weltlicher Art aus.

  • Jauken – Traditioneller Hochflugtaubensport mit Wiener Hochflugtauben (Wien/Niederösterreich)

    Der Begriff „Jauken“ umfasst die Zucht, das Training und das Wettfliegen von Wiener Hochflugtauben. Das Wissen und die Praxis um die besondere Taubenzucht, das Halten und Training der Tiere, das Regelwerk sowie die lokalen Dialektausdrücke werden bei Züchter*innenbesuchen, Ausstellungen oder innerhalb der Züchter*innenvereinigungen in Wien und Umgebung von Generation zu Generation weitergereicht.

  • Ladumtragen der Mistelbacher Hauerzunft (Niederösterreich)
    Die Mistelbacher Hauerzunft wurde 1698 als Interessensgemeinschaft freier Weinbauer*innen gegründet. Sie sollte für die Einhaltung der Rechte und Pflichten Sorge tragen und ethische wie auch soziale Belange innerhalb der Gemeinschaft regeln. Die Gründungsdokumente, Stiftungsbrief, Siegel, Urkunden, Protokolle, Mitgliedsbücher werden im Original in der Hauerlade verwahrt. Seit Gründung der Hauerzunft wird diese alle zwei Jahre im Rahmen eines feierlichen Umzugs, dem Ladumtragen, vom Altzechmeister zum neu gewählten Oberzechmeister getragen.

  • Wiener Heurigenkultur (Wien)
    Die Wiener Heurigenkultur umfasst gesellschaftliche Praktiken rund um die Wiener Heurigenlokale, die in den überwiegend familiär geführten Betrieben weitergegeben werden. Während gewisse Merkmale wie die freie Wahl der Öffnungszeiten oder der Ausschank des eigenen Weins für alle Heurigen zutreffen, pflegt jeder Heurige auch seine individuellen Besonderheiten, etwa bei der Speisenauswahl. 

Bereich: Traditionelles Handwerk 

  • Kehren, Beschliefen, Patschokieren und kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen (österreichweit)
    Das Beschliefen (Besteigen) sowie Kehren, Patschokieren und kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen, um diese von Ruß zu befreien, sind Handwerkstechniken der Rauchfangkehrer*innen, die bereits im 17 Jahrhundert zum Einsatz kamen und heute noch österreichweit professionell durchgeführt werden. Das Handwerk der Rauchfangkehrer*innen ist eng verbunden mit gesellschaftlichen Ritualen, da sie symbolisch für Glück stehen.

  • Federkielstickerei (österreichweit)

    Die Federkielstickerei ist eine spezielle Ziertechnik, welche vor mehr als 200 Jahren entwickelt wurde und im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebte. Bis heute dient diese besondere Technik, die eine jahrelange Ausbildung und Praxis verlangt, der Herstellung und Restaurierung von Trachtenmode. Sie ziert unter anderem Frauen- und Männergürtel, Handtaschen, Ranzen und Geldbörsen.

Das Österreichische Verzeichnis umfasst nun aktuell 124 Eintragungen:
11 aus dem Bereich "mündliche überlieferte Ausdrucksformen", einschließlich der Sprache als Trägerin des immateriellen Kulturerbes"
23  aus dem Bereich "Darstellende Künste"
51 aus dem Bereich "Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste"
13 aus dem Bereich "Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum"
26 aus dem Bereich "Traditionelle Handwerkstechniken".

Die nächste Bewerbungsfrist für das Österreichische Verzeichnis endet am 30. Juni 2020.

Links

Die Federkielstickerei ist eine spezielle Ziertechnik, die über 200 Jahre alt ist. Bis heute dient diese besondere Technik der Herstellung und Restaurierung von Trachtenmode.
© Salzburger Federkielstickerei
Die Mistelbacher Hauerzunft wurde 1698 als Interessensgemeinschaft freier Weinbauer*innen gegründet. Ein feierlicher Umzug mit Hauerlade erfolgt alle zwei Jahre.
© Stadtgemeinde Mistelbach
Die handwerklichen Tätigkeiten und Techniken rund um das Rauchfangkehren reichen bis ins Mittelalter zurück.
© Johannes Schmitzberger
Der Begriff „Jauken“ umfasst die Zucht, das Training und das Wettfliegen von Wiener Hochflugtauben.
© Tiergarten Schönbrunn
Am Ostermontag laden Weinhauer*innen und Weinkellerbesitzer*innen des nördlichen Weinviertels in die Kellergassen („Kellertrift“) zu Speis und Trank – zum „Grean geh“.
© Herbert Krautwurm
Die Wiener Heurigenkultur umfasst gesellschaftliche Praktiken rund um die Wiener Heurigenlokale, die in den Betrieben weitergegeben werden.
© Weingut Mayer am Pfarrplatz
Die Bräuche der Festschützen in Oberösterreich sind sehr vielfältig und umfasst z.B. Tracht, Schützentanz oder die Schützensprache.
© Schützenverein Bad Ischl

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