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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Die UNESCO-Konvention
zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes

Die internationale Staatengemeinschaft hat im Rahmen der 32. Generalkonferenz der UNESCO im Jahr 2003 die Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet. Am 20. April 2006 trat das Übereinkommen in Kraft, das mittlerweile 182 Staaten ratifiziert haben. Österreich ist seit 9. Juli 2009 Vertragsstaat.

Was ist immaterielles Kulturerbe? 

Zum immateriellen Kulturerbe gehören Wissen und Können rund um kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Theater, Musik, Bräuche und Feste, traditionelle Handwerkstechniken - im Umgang mit den lokalen, natürlichen Gegebenheiten. Es drückt Kreativität und Erfindergeist aus, vermittelt Identität und Kontinuität und wird von einer Generation an die nächste Generation weitergegeben. 

Immaterielles Kulturerbe ist durch Improvisation, Weiterentwicklung und Veränderung gekennzeichnet. Es bezeichnet sowohl das gewachsene Erfahrungswissen von Gemeinschaften, als auch die dafür notwendigen materiellen Instrumente, Ressourcen und Kulturräume.

Die Konvention nennt fünf Bereiche des immateriellen Kulturerbes:

Warum "lebendiges" Erbe erhalten und für wen? 

Die UNESCO wertet Kulturerbe als living heritage  auf und hebt dessen gesellschaftlichen Wert hervor. Sie weist auf die kulturelle Vielfalt weltweit hin und betont das Recht jedes Einzelnen, seine Kultur auszuüben. Angesicht vielfältiger Bedrohungen, denen gelebte Traditionen und kulturelle Vielfalt weltweit ausgesetzt sind, geht es in erster Linie auch um Bewusstseinsbildung über die unschätzbare Bedeutung der Vielfalt des immateriellen Kulturerbes als Garant für nachhaltige Entwicklung und kulturellen Austausch. 

Die gesellschaftliche Verankerung immateriellen Kulturerbes zeigt sich durch seine Anerkennung als Teil eines gemeinsamen Kulturerbes; es stiftet Identität durch geteilte Erfahrungen und Erinnerungen. Obwohl sie häufig als starre Konservierung überlieferter Haltungen aufgefasst werden, entstehen lebendige Traditionen durch den Wandel, der sie für neue Generationen und Lebenssituationen brauchbar macht. Alle Menschen, insbesondere die jüngeren Generationen sollen die Möglichkeit haben, die Parameter für „nachhaltige Entwicklung“ selbst zu setzen. Gerade dieser kreative und selbstbestimmte Prozess der Überlieferung und Anpassung charakterisiert lebendige Traditionen.

"For intangible to be kept alive, it must remain relevant to a culture and be regularly practised and learned within communities and between generations."

- UNESCO

Die Konvention nennt folgende Zielsetzungen und Umsetzungsmaßnahmen:  

  • die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes durch Ermittlung, Dokumentation und Erforschung etwa durch das nationale Verzeichnis und wissenschaftliche und künstlerische  Studien
  • die Sicherung des Respekts vor dem immateriellen Kulturerbe und den betreffenden Gemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen
  • Weitergabe kultureller Praktiken  insbesondere an die jüngeren Generationen durch schulische und außerschulische Bildungsmaßnahmen
  • die Förderung der Zusammenarbeit und Unterstützung  auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene

Um die Bestimmungen der Konvention für die Umsetzung zu präzisieren, erarbeiten die Organe des Übereinkommens  regelmäßig Durchführungs-Richtlinien. 2015 wurden dabei ebenfalls grundlegende Ethische Prinzipien im Umgang mit dem Immateriellen Kulturerbe  (Dt.sprachige Arbeitsfassung der Deutschen und Österreichischen UNESCO-Kommission) verabschiedet.