Springe zum Hauptinhalt

Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Kehren, Beschliefen, Patschokieren und kontrolliertes Ausbrennen von Rauchfängen
Traditionelles Handwerk in ganz Österreich, aufgenommen 2019

Das Beschliefen (Besteigen) sowie Kehren, Patschokieren und kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen, um diese von Ruß zu befreien, sind Handwerkstechniken der Rauchfangkehrer*innen, die bereits im 17 Jhd. zum Einsatz kamen und heute noch österreichweit professionell durchgeführt werden. Das Handwerk der Rauchfangkehrer*innen ist eng verbunden mit gesellschaftlichen Ritualen, da sie symbolisch für Glück stehen.

Die handwerklichen Tätigkeiten und Techniken rund um das Rauchfangkehren reichen bis ins Mittelalter zurück, und entwickelten sich aus dem zunehmenden Bedarf an Brandschutz in Städten sowie dem Einfluss italienischer Baukultur: Es wurden vermehrt mehrstöckige Stadthäuser mit komplizierten Rauchfangsystemen gebaut. Aufgrund der zunehmenden Komplexität in der Architektur wurde ein spezifisches Fach- und Erfahrungswissen notwendig. Die Reinigung schliefbarer (besteigbarer) Rauchfänge durch Kehrung, Patschokieren und kontrolliertes Ausbrennen waren gefährliche und herausfordernde Tätigkeiten. Die dafür erforderlichen Werkzeuge, wie Kehr- und Rutenbesen sowie Schereisen, werden auch heute noch verwendet.

Die Anzahl schliefbarer Rauchfänge verringert sich kontinuierlich, da sie nicht mehr der gegenwärtigen Bau- und Heizkultur entsprechen. Sie sind aber vor allem in historisch bedeutsamen Gebäuden in Österreich zu finden. Die Weitergabe des Wissens wie diese professionell gereinigt und gewartet werden, erfolgt von Meister*innen zu Lehrlingen. Österreichweit sind Rauchfangkehrer*innen in einer Bundesinnung organisiert. Diese vertritt die fachlichen Interessen und setzt sich für eine nachhaltige Weitergabe und Entwicklung der Profession ein. Während bis Mitte des vorigen Jahrhunderts das Handwerk lediglich Männern offenstand, sind gegenwärtig 13% der Rauchfangkehrer*innen weiblich. Die auffällige Berufskleidung hat sich über die Jahrhunderte kaum geändert und stellt bis heute einen essentiellen Teil der gemeinsamen Identität dar. Mit dem Beruf eng verbunden sind gesellschaftliche Rituale und Vorstellungen: Neujahrswünsche der Rauchfangkehrer*innen, aber auch die Begegnung bzw. das Symbol eines/einer Rauchfangkehrer*in sollen Glück bringen. Diese Vorstellung hängt mit der historischen und gesellschaftlichen Bedeutung des Handwerks zusammen, da die Tätigkeiten von Rauchfangkehrer*innen wesentlich für den Brand- sowie Personenschutz waren und immer noch sind.

Downloads

Galerie

Suche im Verzeichnis