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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Wiener Heurigenkultur
Gesellschaftliche Praktiken in Wien, aufgenommen 2019

Die Wiener Heurigenkultur umfasst gesellschaftliche Praktiken rund um die Wiener Heurigenlokale, die in den überwiegend familiär geführten Betrieben weitergegeben werden. Der Wiener Heurige am Rande der Stadt steht für Gemütlichkeit und Wiener Musik. Am schlichten Heurigentisch befinden sich ein Weinglas und ein Aufstrichbrot. Während gewisse Merkmale wie die freie Wahl der Öffnungszeiten oder der Ausschank des eigenen Weins für alle Heurigen zutreffen, pflegt jeder Heurige auch seine individuellen Besonderheiten, etwa bei der Speisenauswahl.

Die Wiener Heurigenkultur geht auf den mittelalterlichen Brauch des „Leutgebens“ zurück.  Leutgeber waren all jene, die die Berechtigung erhielten, eigens angebauten Wein an Besucher*innen auszuschenken. Heute bezeichnet das Wort „Heuriger“ sowohl den Wein der letzten Ernte wie auch das Lokal, das ebendiesen ausschenkt. Wiener Heurigen sind eingebettet in die Wiener Weinlandschaft. Für viele Wiener Weinbaubetriebe ist der Heurige der wichtigste Absatzort und sichert den Bestand der Weingärten und damit den Erhalt der Kulturlandschaft. Zwangloser Zugang und leistbare Angebote machen diese außergewöhnlichen Gaststätten für alle Generationen attraktiv. Sichtbares Zeichen eines geöffneten Betriebes ist ein Kranz oder grüner Buschen über dem Eingangstor. Die Wiener Heurigen legen je nach Verfügbarkeit von Ressourcen Öffnungszeiten im Jahresverlauf fest, auf die Gäste im „Aussteckkalender“ einsehen können. Bis zur Schließstunde um Mitternacht werden u.a. die typischen Weine wie der „Gemischte Satz“, oder Weingetränke wie der „Staubige“ oder „Gespritzte“ aus dem typischen Henkelglas kredenzt. Bis in die 1970er Jahre war es üblich, zum Heurigen sein Essen selbst mitzubringen. Heute sind Heurigenbuffets üblich; Das Angebot variiert von Heurigen zu Heurigen, aber Braten, Aufstriche und Salate gibt es überall. Charakteristisch sind auch die von Heurigen zu Heurigen ziehenden Süßwarenhändler*innen, die am Bauchladen Schokoladenfrüchte am Spieß anbieten. An den einfachen Holztischen mit Stühlen oder Heurigenbänken werden Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen, Nachrichten ausgetauscht und Wienerlieder gesungen. 

Die Wiener Heurigen werden überwiegend familiär geführt, wobei die Betriebsweise in Weinbau und Küche von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dem 2003 gegründeten  Verein „Der Wiener Heurige“ gehören derzeit 43 Heurigenbetriebe aus den im Wiener Landesgesetz definierten Heurigengebieten an. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Wiener Heurigenkultur zu erhalten und zu fördern. Eine Mitgliedschaft steht allen Wiener Heurigen (insgesamt ca. 100) offen. So koordiniert der Verein Veranstaltungen, Presseaussendungen sowie Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung.
Problematisch für die Winzer*innen werden die seit Jahren steigenden Grundstückspreise, die den Erwerb oder die Miete von geeigneten Grundstücken und Produktionsstätten massiv erschweren oder unmöglich machen. 

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