Springe zum Hauptinhalt

Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Die Flößerei – multinationale Einreichung als immaterielles Kulturerbe der Menschheit

Am 31.3.2021 wurde die Flößerei der UNESCO als mögliche Eintragung für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes vorgelegt. Gemeinsam mit fünf weiteren europäischen Ländern und einer Vielzahl von Flößergruppen wurde seit 2019 diese Einreichung vorbereitet.

Die Flößerei

Die Flößerei ist eine Möglichkeit, gefällte Baumstämme zu transportieren, indem man sie zu Flößen zusammenbindet, die dann flussabwärts getrieben oder gezogen werden. Obwohl es keine einheitliche Regel für die Auswahl des Holzes, die Vorbereitung für den Zusammenbau, das Binden und die Navigation gibt, teilen alle Flößer*innen aus den beteiligten Ländern einen ähnlichen Lebensstil, ein spezifisches Vokabular und Gewohnheiten, die über die Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Der Ursprung der Holzflößerei liegt im Mittelalter, als Flöße zum Transport von Baumstämmen, Brennholz, Waren und Menschen unter Ausnutzung der natürlichen Wasserströme verwendet wurden. Heute werden Holzflöße vor allem für den Transport von Menschen verwendet, aber der Prozess des Floßbaus bleibt derselbe. Dazu gehört das Sammeln des geeigneten Holzes, das Fällen, der Transport zum Fluss, das Zusammenbinden der Stämme und das Verbinden zu Flößen.

Flößerei erfordert die Kenntnis der Konstruktionsmethoden von Flößen, Navigation, handwerkliches Geschick, erhebliche praktische Erfahrung sowie ein Verständnis der natürlichen Wasserströmungen. Sowohl der Bau als auch die Navigation der Flöße erfordern eine enge Zusammenarbeit des gesamten Teams der Flößer*innen. Die Stämme werden in den Fluss gerollt und mit Wieden (gedrehte Stöcke) oder Seilen, in modernen Zeiten auch mit Nägeln oder Stahlseilen und Klammern, zusammengespannt. Auch wenn heute moderne Sicherheitseinrichtungen verwendet werden (z.B. Motoren, Navigationssysteme, Signalanlagen, Rettungssysteme), bleiben die natürliche Kraft des Wassers und das Können der Flößer eine wesentliche Voraussetzung für den nachhaltigen Holztransport.

Immaterielles Kulturerbe in Österreich und über die Grenzen

Das Wissen um die Flößerei auf der oberen Drau ist seit 2014 auf dem nationalen Verzeichnis. Alljährlich bauen sechs Ortschaften ein Floß und durchfahren die letzte österreichische Fließstrecke der Drau, um das alte Wissen um die Flößerei lebendig zu halten. Die Drau war in Kärnten bis ins 20. Jahrhundert eine wichtige West-Ost-Verbindung und galt ab dem 17. Jahrhundert als „Kärntner Holzstraße“ für Sägewerke und später Zellulosefabriken. Heute sind 150 Flößer*innen der oberen Drau, gemeinsam mit dem Handwerksmuseum, der Gemeinde Spittal an der Drau und der Abteilung der Kärntner Wasserwirtschaft in Spittal und weitere Freiwillige und Vereine in unterschiedlicher Weise an der Erhaltung des Kulturerbes beteiligt.

Die Einreichung für die internationale Liste kam aus einem bestehenden internationalen Zusammenschluss der Flößer*innen aus Deutschland, Lettland, Polen, Spanien und Tschechien. Voraussetzung für die Einreichung auf internationaler Ebene ist die entsprechende nationale Listung des Elements in den beteiligten Ländern. In Kooperation und durch verschiedene Treffen und Austauschrunden, die Corona-bedingt zumeist über Zoom stattfanden, wurde an dem Formular und dem dazugehörigen Film gearbeitet. Die Einreichung aller erforderlichen Unterlagen erfolgte Ende März 2021.

Internationale Einreichung - Modalitäten

Auf Beschluss eines Fachbeirats werden Elemente in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Diese sind dann österreichisches immaterielles Kulturerbe.

Als zweiten Schritt können einzelne Traditionen aus dem Nationalen Verzeichnis für die internationale Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit, dem Register Guter Praxisbeispiele oder der Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Kulturerbes nominiert werden - wenn sie die entsprechenden Kriterien erfüllen. Die Flößerei wurde für die Repräsentative Liste eingereicht. Die Elemente dieser Liste werden dann als immaterielles Kulturerbe der Menschheit und nicht als Weltkulturerbe bezeichnet. (Als Weltkulturerbe gelten Baudenkmäler, Stadtensembles und Kulturlandschaften, die von besonderem Wert für die Menschheit sind.)

Dieser Prozess der Bearbeitung und Einreichung des Formulars (auch Dossier genannt) kann mehrere Jahre dauern. Die Auswertung des Antrags von Seiten des zwischenstaatlichen Komitees nimmt weitere 1-2 Jahre in Anspruch.

© Flößergruppe „Spittal – Baldramsdorf“