Die Empfehlung der UNESCO ist das weltweit erste internationale normative Instrument für Open Educational Resources. Sie ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Arbeit in enger Kooperation mit unterschiedlichsten Stakeholdern und zahlreichen internationalen Expert*innen.
Open Educational Resources
„Open Educational Resources (OER) sind „Lehr-, Lern- und Forschungsressourcen in Form jeden Mediums, digital oder anderweitig, die gemeinfrei sind oder unter einer offenen Lizenz veröffentlicht wurden, welche den kostenlosen Zugang, sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen erlaubt.“
Diese geläufige Definition von Open Educational Resources (OER) findet sich bereits in der „Pariser Erklärung zu OER“, die aus dem ‚Ersten UNESCO-Weltkongress zu OER‘ 2012 hervorging.
Open Educational Resources können einzelne Materialien, aber auch komplette Kurse oder Bücher umfassen. Jedes Medium kann verwendet werden. Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimedia-Anwendungen, Podcasts – all diese Ressourcen sind OER, wenn sie unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Die Urheber*innen der Ressourcen bestimmen dabei selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten.
Offene Bildungsmaterialien als Chance
Die UNESCO hat den Begriff „Open Educational Resources“ geprägt. Sie sieht in ihnen eine Chance zur Förderung von Wissensgesellschaften und zur Förderung von Bildung für alle Menschen weltweit. OER verfügen über das Potenzial, Bildungsqualität zu verbessern sowie Dialog, Verbreitung von Wissen und Capacity Building zu fördern.
Offene Bildungsmaterialien besitzen auch großes Potenzial, die in der Agenda Bildung 2030 verankerten Ziele umzusetzen – inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung für alle Menschen sicherzustellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen zu fördern. Denn die offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang zu diesen Bildungsmaterialien sowie die Bearbeitung und Weiterverbreitung. OER können an individuelle Lernbedürfnisse angepasst werden und tragen dadurch zu einer inklusiven Bildung bei. Schließlich kann durch kollaborative Lernprozesse und Peer-Review-Verfahren die Qualität von Bildungsmaterialien verbessert werden.
UNESCO-Empfehlung: Weltweit erstes internationales normatives Instrument
Die UNESCO ist federführend im internationalen bildungspolitischen Diskurs um OER und arbeitet seit einem Jahrzehnt an deren Förderung. Unter Konsultation der diversen Expert*innen und Stakeholder entstand die Empfehlung zu OER, die schließlich am 25. November 2019 auf der UNESCO-Generalkonferenz verabschiedet wurde. Damit hat die UNESCO erstmals ein internationales Rechtsinstrument geschaffen, das als Empfehlung für die 193 Mitgliedstaaten der UNESCO gilt. Die Mitgliedsstaaten müssen nun der UNESCO regelmäßig Bericht darüber erstatten, wie sie die Empfehlung national umsetzen und berücksichtigen.
Die Empfehlung unterstützt das Schaffen, die Nutzung und die Adaption inklusiver und hochqualitativer Open Educational Resources und fördert die Zusammenarbeit in diesem Bereich. Die Empfehlung ist das einzige bestehende Instrument zur Festlegung internationaler Standards für OER und das Ergebnis von jahrelangen Bemühungen, eine große Vielfalt von Interessengruppen zusammenzubringen.
In der Empfehlung werden fünf Aktionsbereiche identifiziert:
- Kapazitätsaufbau;
- Entwicklung förderlicher politischer Rahmenbedingungen;
- Effektiver, inklusiver und chancengerechter Zugang zu hochwertigen OER;
- Förderung der Entwicklung von zukunftsfähigen Modellen für OER;
- Förderung und Ermöglichung internationaler Zusammenarbeit.
Die von den Mitgliedsstaaten der UNESCO verabschiedete Fassung der OER Empfehlung liegt aktuell als zertifizierte Kopie vor.
Instrumente zur Implementierung der Empfehlung
Für die Wirksamkeit einer weltweit gültigen Empfehlung ist es von zentraler Bedeutung, die relevanten Stakeholder im gesamten Prozess einzubinden. Daher hat die UNESCO für die Unterstützung der Implementierung der Empfehlung im März 2020 die OER Dynamic Coalition ins Leben gerufen. Diese Koalition setzt sich aus Expert*innen aller Mitgliedstaaten zusammen und fördert die internationale Zusammenarbeit aller relevanten Interessengruppen.
Ebenso setzt sich das Open Education Consortium (OEC) für die weltweite Förderung der offenen Bildung ein. Das OEC ist ein gemeinnütziges, globales, auf Mitgliedern basierendes Netzwerk offener Bildungseinrichtungen und -organisationen. Die OEC arbeitet mit ihren Mitgliedern zusammen, um Kapazitäten aufzubauen, um offene Bildungsressourcen zu finden, wiederzuverwenden, zu schaffen und zu teilen, offene Richtlinien zu entwickeln, nachhaltige offene Bildungsmodelle zu schaffen und internationale Zusammenarbeit und Innovation zu ermöglichen.
Call for Joint Action: OER in Zeiten von COVID-19
Die weltweiten Schulschließungen aufgrund der COVID-19 Pandemie und der daraus resultierende Bildungsrückstand haben die Bedeutsamkeit von OER noch mehr in den Mittelpunkt gerückt. Viele Bildungseinrichtungen, sowohl Schulen als auch private Verlags- und Bewertungsunternehmen, haben ihre Bildungsmaterialien zur freien Verfügung gestellt, damit Schüler*innen in Quarantäne weiterhin lernen können.
Die UNESCO fördert das selbstständige Lernen und bietet Massive Open Online Courses, bietet diverse Webinare und offene Bildungsmaterialien an. Weiters unterstützt die UNESCO ihre Mitgliedsstaaten darin, Lehrer*innen den Umgang mit modernem Lernen und Informations- und Kommunikationstechnologien näherzubringen mit dem „UNESCO ICT Competency Framework for Teachers OER – Hub“. Darüber hinaus hat die UNESCO einen Leitfaden für inklusives E-Learning veröffentlicht: “Learning for All: guidelines on the inclusion of learners with disabilities in open and distance learning“.
Als Reaktion auf die massive Bildungsunterbrechung, von der 1,57 Milliarden Lernende in 191 Ländern betroffen waren, hat die UNESCO einen Aufruf zur Unterstützung des Lernens und des Wissensaustauschs durch Open Educational Resources veröffentlicht. Die Aufforderung fördert die Umsetzung der OER-Empfehlung.
Weiterführende Informationen zu digitaler Innovation und Transformation in Zeiten von COVID-19.