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Presse

der Österreichischen UNESCO-Kommission  
Foto: © Colourbox.de / Eduardo

3 Neuaufnahmen in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes

05.05.2021

Das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Österreichischen UNESCO-Kommission nimmt drei neue Elemente auf: das Anklöpfeln in Stans, das Flammen von Keramik sowie das Trockensteinmauern. Damit sind nun 136 österreichische Traditionen im Verzeichnis gelistet.

Unter dem Begriff ‚Immaterielles Kulturerbe’ werden weltweit seit 2003 vielfältige
gelebte Traditionen von der UNESCO dokumentiert und geschützt. Ob darstellende Kunst, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Handwerkstechniken – alle Formen des immateriellen Kulturerbes sind immer von menschlichem Wissen und Können sowie einer Vielfalt von Fertigkeiten getragen. Mit der Sichtbarmachung von Bräuchen und Praktiken entsteht ein neues Verständnis für regionale Besonderheiten, und es wird ein wertvoller Beitrag zu deren Erhaltung geleistet.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer betont insbesondere die Nachhaltigkeit von kulturellen Bräuchen und Praktiken: „Der sorgsame Umgang mit der Natur und den vorhandenen Ressourcen ist bei vielen lebendigen Traditionen eine Selbstverständlichkeit. Die Vielfalt der Ausdrucksformen menschlichen Wissens und Könnens bietet uns Motivation und Inspiration für eine nachhaltige Gestaltung unseres Lebens und die Erhaltung des kulturellen Reichtums. In diesem Sinn freue ich mich über die drei Neuzugänge in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes – es ist wichtig, diese kulturellen Ausdruckformen und Techniken für kommende Generationen zu bewahren.“

Seit 2010 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Mit 05. Mai 2021 wurde das Verzeichnis um drei weitere Elemente kultureller Ausdrucksformen und lebendiger Traditionen erweitert. Ein Fachbeirat der Österreichischen UNESCO-Kommission entscheidet jährlich über Neuaufnahmen. Das österreichische Verzeichnis zählt mittlerweile 136 Eintragungen.

Die drei Neuaufnahmen im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes per 05. Mai 2021  

Bereich: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste

  • Anklöpfeln in Stans (Tirol).
    Das Anklöpfeln in Stans ist ein, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts überlieferter, Klöpfelnachtbrauch in eigentümlicher und dramaturgischer Form. Nur alle zehn Jahre geht er an den Advent-Samstagen über die Bühne, indem ein ca. 30-köpfiger Tross, bestehend aus dem Hohen Priester, Urbal, Bacchus, Ministranten und Leviten, prozessionsartig Bauernhöfe und Gasthäuser heimsucht, um Lieder vorzutragen, die auf biblische Geschehnisse zurückgehen. Der Brauch existiert zwar auch in anderen Orten Tirols und angrenzenden Ländern, ist in Stans jedoch – durch den zehnjährigen Rhythmus und die ungewöhnlichen Figuren und Masken – eine Besonderheit.

Bereich: Traditionelles Handwerk

  • Flammen von Keramik (Oberösterreich)
    Das bezeichnet das Aufbringen eines wiedererkennbaren Musters auf Keramikteile. Erste Funde zu einer weiß-blau gefärbten Keramik stammen in der Gegend rund um Gmunden aus dem Jahre 1600, woraus sich die typische Dekortechnik, das „Geflammte“ bzw. das „Gmundnerische Geschirr“ entwickelte. Das Handwerk der Flammer*innen erlernt man in rund zwei Jahren, bei der auf nachhaltige und lokale Produktion Wert gelegt wird. Typisch sind Muster in Schleifen oder Schlingen, in Streifen, Wellen oder Bögen. Die grüne Bänderung in Verbindung mit dem weißen Glasurgrund bildet das typische „Grüngeflammte“, das auf Geschirr und Dekorgegenstände angebracht wird.
  • Das Trockensteinmauern (österreichweit)
    Das Trockensteinmauern ist in Österreich schriftlich seit dem 12. Jh. belegt und wurde vorwiegend in landwirtschaftlichen Bereichen für Weinterrassen, Almeinfriedungen, Forstwege, den Eisenbahnbau uvm. eingesetzt. Trockenmauern entstehen durch das Aufeinanderstapeln von Steinen, die ohne andere Materialien, außer trockener Erde, miteinander verbunden sind und deren strukturelle Stabilität durch die sorgfältige Auswahl und Platzierung der Steine gewährleistet wird. Auch heute noch ist er wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft und -gestaltung. Vor allem Winzer*innen kehren heute von anderen Baumaterialien wieder zu reinen Trockensteinmauern zurück. 

Das Österreichische Verzeichnis umfasst nun aktuell 136 Eintragungen:
11
 aus dem Bereich "mündliche überlieferte Ausdrucksformen", einschließlich der Sprache als Trägerin des Immateriellen Kulturerbes"
24 aus dem Bereich "Darstellende Künste"
55 aus dem Bereich "Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste"
15 aus dem Bereich "Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum"
31 aus dem Bereich "Traditionelle Handwerkstechniken".

Die nächste Bewerbungsfrist für das Österreichische Verzeichnis endet am 30. Juni 2021.

Auf Instagram werden einzelne Traditionen regelmäßig vorgestellt:

@livingheritage_at #intangibleculturalheritageaustria #livingheritage

Links

Nur alle zehn Jahre geht ein ca. 30-köpfiger Tross, bestehend aus verschiedensten Figuren prozessionsartig durch Stans, um ihre Lieder vorzutragen.
© Helmut Gschwentner
Bemalen eines Keramiktellers
Das Muster wird an der Flamm-Station auf Krügen, Tellern und Schüsseln, usw. angebracht. Durch neue Farbkombinationen oder asymmetrisches Anwenden der Flammtechnik, wird das traditionelle Handwerk ständig neu interpretiert.
© Karin Lohberger Photography
Aufgrund der lokalen Herkunft des Gesteines ist das Bauen von Trockensteinmauern eine besonders nachhaltige Bauweise.
© Rainer Vogler

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