Wiener Dudler
Darstellende Künste in Wien, aufgenommen 2010
Das Dudeln ist ein wichtiger Bestandteil der Wiener Gesangskultur. Sein Ursprung ist am Beginn des 19. Jahrhunderts zu verorten, er nährt sich aus zwei Quellen: einerseits durch alpenländisches Liedgut, das unter anderem über Handwerker und Händler vom Land seinen Weg in die Stadt fand, hier etablierte sich das Dudeln vor allem in den Bezirken Ottakring und Hernals. Andererseits durch die überhöhte Darstellung des „Tirolers“ auf der Wiener Theaterbühne. Diese Theaterlieder wurden von Tiroler Sängerschaften auf Tourneen durch die Städte Europas und Amerikas weiterverbreitet. Das Dudeln oder Jodeln (die Begriffe werden im 19. Jahrhundert synonym verwendet) als Stilmittel am Vorstadttheater (v.A. Theater an der Wien) lässt sich bis 1880 in Noten nachweisen. Der Dudler wurde zu einem wichtigen Element berufsmäßiger Sänger*innen in Wien.
Das Dudeln ist dem ländlichen Jodeln sehr ähnlich und bedeutet, eine mit großen Intervallen wechselnde Melodie so zu singen, dass mit Ausnahme der Mittelstimme nur die Brust- und Kopfstimme gehört werden. An Stelle des Textes treten Silben, die nur Mittel zum Zweck des Singens sind und selbst keinen Sinn ergeben. Im Gegensatz zum Jodler findet das Dudeln allerdings nicht im Freien, sondern meist in geschlossenen oder akustisch eingeschränkten Räumen statt, wie etwa beim traditionellen Wiener Heurigen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass der Jodler nur vokal gesungen wird, das Dudeln aber oft musikalisch von verschiedenen Instrumenten wie etwa Klarinetten, Gitarren oder Harmoniken untermalt und begleitet wird. Viele Dudler sind zweistimmig, wobei oft eine Männerstimme mit einer Frauenstimme kombiniert wird.
Durch die Anpassung des ursprünglich alpinen Jodlers an das städtische Umfeld wurde eine völlig neue Musikform entwickelt. Der Wiener Dudler wurde nicht nur beim gemütlichen Zusammensitzen im Wiener Heurigen, sondern auch auf Konzert- und Theaterbühnen gesungen. Im zwanzigsten Jahrhundert allerdings überlebte er ausschliesslich in der Wienerliedtradition der Heurigenkultur,
als letzte große Interpretin des Dudelns gilt die 2009 verstorbene Trude Mally, die es als Kind von ihrer Tante erlernte. Durch die Weitergabe ihrer Kenntnisse an eine neue, junge Generation von Dudler*innen ist das Wissen um das Wiener Dudeln zumindest auf absehbare Zeit gesichert. Hier praktiziert und forscht vor allem Agnes Palmisano, die ihre Expertise seit 2020 auch im universitären Kontext der Musik und Kunst Privatuniversität an junge Sängerinnen und Sänger weitergibt.
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