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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Stinatzer Hochzeit - Stinjačka svadba
Gesellschaftliche Praktiken in Burgenland, aufgenommen 2020

Bei ihrer Ansiedlung im 16. Jahrhundert brachten Kroat*innen spezifische Elemente mit, die, mit regionalen Einflüssen, die Hochzeiten im südburgenländischen Ort Stinatz/Stinjaki zum Zeugnis transkultureller Beziehungen machten. Der Hochzeitsbrauch verbindet mündlich überlieferte Traditionen, wie den Stinatzer Dialekt und die Volkslieder, mit traditionellen Handwerkstechniken, wie die Herstellung der lokalen (Hochzeits)Tracht. Dieser Brauch verdeutlicht die Identität der Gemeinschaft als Stinatzer Dorfbevölkerung sowie als Angehörige der kroatischen Volksgruppe.

Die Stinatzer Hochzeitstraditionen haben sich in der Ortschaft seit der Ansiedlung der kroatischen Gemeinschaft vor circa 500 Jahren entwickelt. Die heutige Praxis lässt sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Wichtig sind bei diesem Hochzeitsbrauch, abgesehen vom Brautpaar, die Posnašnica/Kränzlerin und der Staćilo/Kränzler, die in ihrer lokalspezifischen Stinatzer Hochzeitstracht die zeremoniellen Bräuche der Hochzeit anführen. Das Stinatzer Hochzeitszeremoniell beginnt bereits in der Früh mit dem Abholen der Staćilo und anschließend der Posnašnica, die gemeinsam zuerst den Bräutigam und anschließend die Braut abholen und diese im gemeinschaftlichen Zug zum Trauungsort begleiten. Die Anwesenheit von Zuschauer*innen ist wichtig für das Ritual – sie formen das „Publikum“. Der Zug wird von einem Blasmusikensemble begleitet, das ihr Polka- und Walzerrepertoire zum Besten gibt. Im Anschluss an die Trauung eröffnet der „Tanz vor dem (Gast) Haus“ die Feierlichkeiten. Dabei wird getanzt und musiziert, sowie „Stinatzer Hochzeitslieder“ von den Hochzeitsgästen gesungen - zum Teil in spezifischer Stinatzer Mundart. Zu den Ausübenden der Stinatzer Hochzeit gehören nicht nur das Kränzler*innen- und Hochzeitspaar und die Gäste, sondern die gesamte Dorfgemeinschaft.

Die während der Hochzeit getragene Tracht verbindet traditionelle Handwerkstechniken, wie etwa die spezielle Form des Nähens und Legens der Tracht, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die mehrlagige Tracht der Posnašnica/Kränzlerin ist besonders aufwendig geschmückt. So zieren verschiedene Plaids und Bänder den vielfarbigen Rock und der Kopfschmuck besteht aus einem kunstvollen Kranz. Der Hut des Staćilo/Kränzlers wird ebenso aufwendig geschmückt mit Pfauenfedern und Kunstblumengesteck.

Der Hochzeitsritus fungiert als Raum für das Sprechen der kroatischen Sprache, das Singen Stinatzer Lieder und das Tragen Stinatzer Tracht und trägt damit zum Selbstbewusstsein der kroatischen Minderheit bei. Die systematische Erfassung des Wissens soll die ununterbrochene Kontinuität des Brauches wahren.   

Kontakt

7552 Stinatz
ured@kistinjaki.at

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