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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Naufahrt und Schiffsgegentrieb mittels Pferdezug auf der Traun
Umgang mit der Natur in Oberösterreich, aufgenommen 2022

Die Salzschifffahrt auf der Traun prägte jahrhundertelang den Rhythmus und die Praktiken der Orte entlang des Flusses. Dazu gehörten auch das Rudern und Manövrieren der mächtigen, mehrere Tonnen schweren Salzzillen auf dem schnell fließenden Gewässer nauwärts (in Fließrichtung) zur Donau und der Schiffgegentriebes (die Rückführung gegen den Strom) der Zillen mit Hilfe von schweren Norikerpferden. Trotz Verschwinden der Salzindustrie wird bis heute die Praxis der Naufahrt und des Schiffsgegentriebes um Stadl-Paura weitergegeben und ist für die lokale Bevölkerung von Bedeutung.

Vor dem Beginn der Industrialisierung waren Fließgewässer wichtige Transportwege für den Warenverkehr. Die Traun und besonders der Ort Stadl-Paura waren viele Jahrhunderte hindurch das Zentrum der Salzschifffahrt. Weite Teile der (dortigen?) Bevölkerung waren in der Salzindustrie tätig. Dazu gehörte auch der Transport von Waren mit Booten flussaufwärts (nauwärts) und die Rückführung der Schiffe gegen den Strom. Beides verlangte die Beherrschung verschiedener Arbeitstechniken, von der Betätigung der Hand- und Ziehruder, über die Handhabung der schweren 12 Meter langen Ruderbäume und die Kenntnis der Wasserverhältnisse bis hin zum richtigen Umgang mit den Traunpferden während des Gegenzugs (der Rückführung der Boote flussaufwärts)

Trotz des Endes des Salztransportes auf der Traun nach 1911 blieb die Technik des Ruderns der Zillen auf fließendem Gewässer durch die Bemühungen des Schiffvereins Stadl-Paura weiter erhalten und wurde über Generationen weitergegeben. Dabei werden heute noch drei Bootstypen verwendet: Plätten, Dreierl und Trauner, die jeweils zu bestimmten Anlässen über das Jahr verteilt gefahren werden. Dabei muss für einen reibungslosen Ablauf der Naufahrt die Besatzung sowohl die Techniken als auch die alten Schiffsbefehle beherrschen, damit zum Beispiel der 24 Meter lange Trauner auf der fließenden Traun manövriert werden kann. Während des jährlichen Gegenzuges ist zudem eine enge Abstimmung zwischen dem*der Reiter*in und den Pferden notwendig, die speziell für diesen Einsatz trainieren. 

Die 600 Mitglieder des Schiffvereins Stadl-Paura tragen das Wissen um die Naufahrt und den Schiffsgegentrieb weiter und setzen sich für die Verbreitung und Erhaltung der Praxis ein. Dabei sind das Schiffleutmuseum, Kooperationen mit Schulen und die Durchführung von LEADER-Projekten zum Bau und zur Sanierung der Boote und „Stadl“ weitere wichtige Erhaltungsmaßnahmen. Aber auch außerhalb des Vereines hat die Schifffahrt noch eine wichtige Bedeutung in der Region und ist Teil der Identität der Bevölkerung. Dies zeigt sich beispielsweise an der jährlichen Plättenregatte im Rahmen des Schifferfestes, die in Zusammenarbeit mit Gemeinde, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Musikverein mit über 30 teilnehmenden Mannschaften aus der Region durchgeführt wird. 

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