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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Hauerkrone und Hiatabaum in Neustift am Walde
Gesellschaftliche Praktiken in Wien, aufgenommen 2020

Die Bräuche der Weinhauer*innen in Neustift am Walde gehen auf die Regentschaftszeit von Maria Theresia zurück. Der Neustifter Kirtag findet jährlich am Festtag des Dorfpatrons, dem Hl. Rochus, im August statt. Im Mittelpunkt des viertägigen Festes stehen der festliche Umzug der traditionellen Hauerkrone, auch als Neustifter Winzerkrone bekannt, und das Aufstellen des Hüterbaums nach der feierlichen Festmesse.

Die Hauerkrone, geschmückt mit goldenen und silbernen Walnüssen, Blumen und Bändern, war ein Dankesgeschenk der Neustifter Weinhauer*innen an Maria Theresia, nachdem sie ihnen nach einem verheerenden Ernteausfall im Jahr 1752 die Steuern erließ. Ein Jahr später gab die Kaiserin das Geschenk mit dem Auftrag zurück, alljährlich einen Kirtag abzuhalten. Zur Eröffnung des Kirtags wird die Hauerkrone noch heute in Begleitung des „Weinhüters“/„Hiata“ von  einem Heurigen zum nächsten getragen, um die Winzer*innen und ihre  Stammgäste hochleben zu lassen. Hinter der Krone marschieren der „Hiata“ und der „Altbursch“ (Weinhüter des Vorjahres), sowie die Musikkapelle, der eine große Schar von Kritagsgästen folgt. Der „Hiata“ trägt, festlich gekleidet, um die Schulter das Horn eines Stieres, mit dem früher im Weingarten Signal geblasen wurde. Rechts und Link von den Kronenträgern sind zwei Jugendliche mit je einer Weinkaraffe, die „Flaschlbuam“ in jüngster Zeit auch „Flaschlmädchen“.

Ein weiterer Höhepunkt des Neustifter Kirtags ist das Aufstellen des „Hiatabaums“ am Sonntag nach der Feldmesse. Nach dem Segen laden sich die Baumträger den Baum auf die Schulter und tragen diesen unter Musikbegleitung zum Aufstellungsort. Unterwegs werden sie von den Weinhauer*innen mit Getränken versorgt. Jedes Jahr steht der Baum bei einem anderen Betrieb.

Die Veranstalter*innen der Bräuche im Zuge des Neustifter Kirtags sind die ortsansässigen Weinhauer*innen, die im Weinbauverein organisiert sind. Waren in den 1960er Jahren noch 55 kleine Weinbaubetriebe in Neustift ansässig, so sind gegenwärtig nur noch zehn Familienbetriebe mit dem Weinbau beschäftigt. 

Kontakt

Peter Wolff
1190 Wien
peter@wolff.wien

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