Welttag des Immateriellen Kulturerbes
- 17. Oktober 2024
Im Rahmen der 42. Generalkonferenz der UNESCO wurde im Jahr 2023 der 17. Oktober zum internationalen Tag des Immateriellen Kulturerbes ernannt. Der Tag soll nicht nur das Bewusstsein für die Bedeutung des lebendigen Erbes in unser aller Leben stärken, sondern auch auf aktuelle Herausforderungen und Themen hinweisen, die in der Debatte um das Immaterielle Kulturerbe immer stärker in den Vordergrund treten. Darunter befinden sich auch Themen wie Immaterielles Kulturerbe im urbanen Raum und die Verbindung mit künstlicher Intelligenz.
Vor 21 Jahren entstand die Konvention zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes im Jahre 2003. Lebendige Praktiken, die das Leben von Gemeinschaften prägen und oft im Verborgenen ausgeübt werden, wurden vor den Vorhang geholt. Immaterielles Kulturerbe wurde als wichtiger Teil menschlichen Lebens gewürdigt. Mit dem Fortschreiten der Zeit und Verbreitung der Konvention auf internationaler Ebene, wurde zunehmend erkannt, wie groß der Wirkungsbereich des Immateriellen Kulturerbes ist, sowie der Facettenreichtum an Debatten, die damit in Verbindung stehen. Debatten wie der Beitrag lebendigen Erbes zur ökologischen Entwicklung, kulturellem Dialog, gesellschaftlichem Wandel und ökonomischer Dimension wurden zu wichtigen Punkten, welche die Arbeit der Konvention und den derzeit 183 Mitgliedsstaaten begleiten. Insbesondere der Beitrag und Wert Immateriellen Kulturerbes als Motor ökologischer Nachhaltigkeit und Folgebekämpfung in Zeiten von Klimakatastrophen ist seit vielen Jahren ein wichtiges Thema auf nationaler wie internationaler Ebene.
Lebendiges Erbe im urbanen Raum
In den letzten Jahren, rückte auch das Thema Immaterielles Kulturerbe im urbanen Kontext immer mehr ins Zentrum der Arbeit der UNESCO. Dies wurde auch in diesem Jahr bei der 18. Tagung des Netzwerkes der Expert*innen der Konvention Südosteuropas in Warschau vom 09.-11. Oktober aufgegriffen, in welcher das Thema Immaterielles Kulturerbe im urbanen Kontext eingehender beleuchtet wurde. Leben in urbanen Räumen prägt Immaterielles Kulturerbe, und die rapide Urbanisierung stellt unterschiedliche Herausforderungen für die Weitergabe und Existenz Praktiken lebendigen Erbes dar. Seit vielen Jahren thematisieren UNESCO-Initiativen und Empfehlungen, wie das UNESCO Creative Cities Network (2004 ins Leben gerufen), der Empfehlung zur historischen Stadtlandschaft (2011) und viele mehr, die Wichtigkeit nachhaltiger Stadtentwicklung, in der kulturelles Erbe berücksichtigt wird, um dessen Fortbestehen zu unterstützen. Um auch in Bezug auf das Immaterielle Kulturerbe konkretere Handlungsanweisungen zu geben, führte zwischen 2018 und 2022 die UNESCO ein Projekt durch, das den Zusammenhang zwischen Immateriellem Kulturerbe und städtischer Entwicklung anhand von sechs beispielhaften Städten untersuchte. Basierend auf diesen Ergebnissen werden Richtlinien und Empfehlungen zur Integration des lebendigen Erbes in die Stadtplanung entwickelt. Für die Erstellung dieser Handlungsanweisungen wurde ebenso 2022 eine globale Umfrage erstellt und an alle Mitgliedsstaaten der Konvention gesendet. Die Rückmeldungen ergaben, dass das lebendige Erbe soziale Kohäsion, Identität und Nachhaltigkeit fördert, jedoch auch durch schnelle Urbanisierung bedroht wird. In den Rückmeldungen genannte positive Beispiele zeigen auch, dass öffentliche Räume, religiöse Orte, historische Stadtzentren und Museen eine wichtige Rolle für das Kulturerbe in Städten spielen.
Die aus dem Pilotprojekt und der Umfrage vorliegenden Daten nennen unzählige Beispiele lebendigen Erbes, dass sich um und im urbanen Kontext entwickelt hat und abspielt. Sie betont aber vor allem die Wichtigkeit von Rücksichtname von stadtplanerischen Maßnahmen der Praktiken Immateriellen Kulturerbes. Deshalb war es ein besonderes Anliegen der Tagung in Warschau, Expert*innen aus dem Bereich der Stadtentwicklung, neben Vertreter*innen der Konvention, einzuladen. Darunter stellte auch Lene Benz vom Architekturzentrum Wien Schaffung von sozialem Wohnraum und gemeinschaftlichen Plätzen, sowie die urbane Badekultur als beispielhafte Stadtplanungsmaßnahmen für die Einbindung Immateriellen Kulturerbes im urbanen Raum Wiens vor. Die Tagungsergebnisse werden ebenso in der von der UNESCO erstellten Empfehlungen Eingang finden.
Immaterielles Kulturerbe und Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein leistungsstarkes Tool, das in den letzten Jahren entwickelt wurde. Es ist eng mit Kultur, Erbe und nachhaltiger Entwicklung verbunden, sowohl durch die Art und Weise wie KI funktioniert, als auch, wie es unser Leben beeinflusst. Bereits im Frühjahr organisierte der UNESCO Lehrstuhl zu “Intangible Cultural Heritage in Public and Global Governance” der Universität Warschau eine Veranstaltung, bei der Gefahren und Potentiale von KI im Bereich Kultur(erbe) diskutiert wurden. Dabei wurde festgestellt, dass KI genutzt werden, um das Wissen über Immaterielles Kulturerbe zu dokumentieren, zu analysieren und zugänglich zu machen. Allerdings scheint es nur schwer möglich dies ohne menschlichen Eingriff und Unterstützung zu machen und die Bedeutung der Einbeziehung von Kulturexpert*innen in die Entwicklung von KI wurde betont, um sicherzustellen, dass das kulturelle Erbe welches Menschen wichtig ist, korrekt und respektvoll behandelt und verarbeitet wird. Zum Anlass des Welttages des Immateriellen Kulturerbes organisiert die UNESCO ein Webinar zu Immateriellem Kulturerbe und Künstlicher Intelligenz, um diese und weitere Aspekte von KI und lebendigem Erbe zu diskutieren. Darin wird auch der Ansatz der UNESCO in Bezug auf künstliche Intelligenz vorgestellt, bezugnehmend auf die 2021 verabschiedete Empfehlung zur Ethik der künstlichen Intelligenz (2021) und ihren Bezug auf das Übereinkommen zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes von 2003.
Hintergrund:
Das UNESCO Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes wurde 2003 verabschiedet. Bis heute sind 183 Staaten dem Übereinkommen beigetreten. Österreich hat die Konvention 2009 ratifiziert und führt seit 2010 das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes, welches derzeit 168 Elemente listet. Auf internationaler Ebene finden sich 11 Elemente auf den drei Listen (die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit, das Verzeichnis guter Praxisbeispiele und Liste des dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbes).
Links
- Link zum Live-Stream der 18. Jahrestagung des südosteuropäischen Expert*innennetzwerks für iKE
- Link zum Webinar: Artificial Intelligence and Intangible Cultural Heritage