Siniweln. Wissen um den Rundholzblockbau mit dem Senkmodel
Traditionelles Handwerk in Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg, aufgenommen 2024
Die Wandkonstruktionen im Alpenraum umfassen neben verschiedenen Formen des Steinmauerwerks Blockkonstruktionen aus Nadelholz. Für Viehställe, Almhütten und Holzstuben verwenden die Bäuer*innen und Holzknechte*mägde. möglichst gerade, entrindete Rundstämme mit gleichen Durchmessern. Als Holzverbindungen werden an den Ecken Rundkerben mit Hilfe des Senklotes fugendicht ausgehackt, sodass in den Legern kein Wasser eindringen kann. Diese Handwerkstechnik wird von Bergbäuer*innen und Holzarbeiter*innen seit vielen Generationen weitergegeben.
Das Handwerk „Rundholz-Blockbau“ ist in Österreich schriftlich seit dem Hochmittelalter nachweisbar. Erst durch die Beherrschung der Technik des Blockbaues wurde ein siedlungsmäßiges Vordringen des Menschen in die Alpentäler möglich. Mit dieser Sesshaftigkeit bildeten sich die Berufsstände der Holzknechte*mägde und Zimmerleute. Das Rundholzzimmern wird als „siniweln" (Gröbming, Obertraun), „aufminern“ (Gosau) oder „beniweln“ (Bad Mitterndorf) bezeichnet. Heute ist die Anwendung bei baulich einfach gehaltenen Gebäuden (zb.: Heustadeln, Bergmähdern, Futterstadeln) sehr beliebt.
Für das fundamentale Aushacken der Rundkerben in die Rundhölzer wird ein Senklot (kleiner Metallkegel, der an einer dünnen Schnur am Reißwerkzeug befestigt ist) verwendet, der dieser Handwerkstechnik ihre Besonderheit verleiht. Die prägende Handwerkskunst kann mit einigen Vorteilen dienen: Verwendung heimischer Nadelhölzer als naturnaher und umweltfreundlicher Baustoff, markante Baudenkmäler, niedrige Baukosten, lange Nutzungsdauer, einfache Erzeugung im Wald (keine Sägewerke und nur kurze Transportwege notwendig) und Wirtschaftlichkeit im Bereich der Waldbäuer*innen, Forstbetriebe und Almgemeinschaften. Diese ökologische Bauweise hat durchaus mit der industriellen Vorfertigung und der zeitsparenden kanadischen Rundholz-Zimmerungstechnik zu konkurrieren. Dagegen ankämpfend gibt es beispielsweise bereits für die Erhaltung die „Förderaktion Holzbauten für oö. Almen“.
Eine fachkundige Weitergabe an die jüngere Generation wird durch die gemeinsame Arbeit in der Almgemeinschaft sowie bei der Vermittlung von Fertigkeiten in Bergwaldprojekten des Österreichischen Alpenvereins sichergestellt. Auch werden seit der Gründung des Vereins „FOKUS – Forst- und Kultur-Service“ Zertifikatslehrgänge angeboten und somit die Erhaltung des forstlichen Baukulturerbe weiter unterstützt.
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