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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Hinterglasmalerei in Sandl
Traditionelles Handwerk in Oberösterreich, aufgenommen 2012

Durch die Zuwanderung von nordböhmischen Spezialist*innen kam die Hinterglasmalerei um 1760 ins Mühlviertel. In der Gemeinde Sandl wurden die Bilder in den umliegenden Glashütten und im Hausgewerbe hergestellt. Charakteristisch für die Sandl-Bilder sind die wenigen, jedoch strahlenden Farben sowie die „Sandler Rose“ zur Ausschmückung der Bildecken. Heute gibt es in Sandl einen hauptberuflichen und mehrere nebenberufliche Hinterglasmaler*innen, die diese Tradition weiterführen.

Bei der Hinterglasmalerei werden – wie der Name sagt – die Farben auf der Rückseite des Bildträgers Schicht um Schicht aufgetragen, wobei zuerst der Vordergrund, dann weiter zurückliegende Bildpartien und schließlich ganzflächig die Grundierung aufgetragen wird. Nachträgliche Korrekturen sind daher nicht mehr möglich. Als Vorlagen dienen Risse auf Papier, deren Konturen nachgezogen werden.
Charakteristisch für Sandl sind Hinterglasbilder mit wenigen, aber strahlenden Farben wie Blau, Ockergelb, Zinnoberrot und Moosgrün sowie sorgfältig aufgetragenes Blattgold. Religiöse Bildinhalte wie stilisierte Heiligendarstellungen, Haussegen und Sprüche wurden mit der Zeit um Berufs-, Tier-, Landschafts- und Jahreszeitenbilder erweitert. In den verrußten Stuben der Landbevölkerung waren die Bilder nicht nur wegen ihrer starken Farbigkeit beliebt – der Weichholzrahmen konnte einfach an die Wand genagelt, und die Glasscheibe problemlos abgewischt werden.
Die Verbreitung billiger Kunstdrucke und das Auflassen der Glashütten ließen die Hinterglasmalerei ab 1940 fast in Vergessenheit geraten. Nach dem 2. Weltkrieg versuchten einige Hinterglasmaler, die Tradition wieder zu beleben. Mittlerweile sind die Maler*innen wieder auf Kunstmärkten vertreten und bieten Kurse an, in denen sie ihr Wissen weitergeben. Sandl selbst verfügt seit 1989 über ein Hinterglasmuseum, das die Abhaltung wissenschaftlicher Symposien sowie die Veröffentlichung von Publikationen fördert.

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