Frack-Maßschneiderei
Traditionelles Handwerk in ganz Österreich, aufgenommen 2021
Die Frack-Maßschneiderei blickt in Europa auf eine 300-jährige Geschichte zurück. Der Ursprung liegt in England, wo der „frock“ zunächst von der arbeitenden Klasse und ab den 1730er Jahren auch von jungen Adeligen zu informellen Anlässen getragen wurde. Die Herstellung eines Fracks erfordert viel Wissen und Können des/der Schneidermeister*in und bis zu seiner Fertigstellung rund 100 Stunden meisterliche Handarbeit. Der maßgeschneiderte Frack hat sich als der festlichste Abendanzug der Herren etabliert und schafft auch bei Tragenden ein Gemeinschaftsgefühl.
Während der Frack ursprünglich noch im Alltag Verwendung fand, wurde er ab Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich nur mehr bei besonderen Anlässen ausgeführt. Das komplexe Herstellungsverfahren erfordert viel Erfahrung und Wissen über Anatomie, Bewegungsmuster, Schnitte, Stoffeigenschaften und Etikette. Jedes Element des Fracks (Jacke, Hose, Weste, etc.) hat etablierte gestalterische Merkmale und Herstellungsprozesse. Prägnantes Erkennungsmerkmal des Fracks sind Elemente wie die Jacke mit knielangen „Schwalbenschwänzen“ am Rückenteil, die vorne taillenkurz ist und grundsätzlich offen getragen wird. Allein die Frackjacke besteht aus elf Einzelteilen. Der/die Schneidermeister*in braucht dazu viel Fingerspitzengefühl, welches durch jahrelange Erfahrung (in beispielsweise Schnitttechniken oder komplizierte Handnähtechniken etc.) oder der Arbeit in einer entsprechenden Werkstatt erworben wird.
Der Herstellungsprozess geschieht üblicherweise im Austausch mit dem künftigen Tragenden der bis zu dreimal die Werkstatt besucht, bis er richtig sitzt. Oft wird ein Frack aber auch von einer Generation an die (über-)nächste weitergegeben und dem neuen Besitzer angepasst. Da der Frack immer wieder geändert und angepasst werden kann, ist er ein besonders langlebiges und nachhaltiges Kleidungsstück. Der geübte Frackträger plant allein für das Anziehen des Fracks mindestens 15 Minuten ein. Als Abendanzug wird der Frack heute noch zu festlichen Anlässen, vornehmlich nach 18 Uhr und zu besonderen Anlässen getragen. Darüber hinaus gilt der Frack als Arbeitsgewand der Dirigent*innen und ist auch im Reit- und Tanzsport ein fixer Bestandteil.
Nur mehr wenige Werkstätten und Schneider*innen fertigen das aufwendige Kleidungsstück mit der Hand an. Durch Vorträge an Universitäten, Führungen durch die Werkstätten und spezifische Ausbildungen für Schneider*innen, versuchen die bestehenden Betriebe das Wissen rund um die Fertigung und Etikette dieses Kleidungsstücks zu erhalten.
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