Aperschnalzen im historischen Rupertiwinkel
Gesellschaftliche Praktiken in Salzburg, aufgenommen 2013
Das "Aperschnalzen" bezeichnet einen über 200-Jahre alten Brauch im historischen Rupertiwinkel, der heute in mehreren Ortschaften zu beiden Seiten der Grenzflüsse Saalach und Salzach - also in Bayern und Salzburg - praktiziert wird. Zwischen Stephanitag und Faschingsdienstag schnalzen die "Passen" (Gruppen von neun Personen) bei ihren Treffen mit ihren "Goaßln"(Peitschen, von "Geisel") so oft hintereinander, bis sie einen bestimmten Takt hervorbringen.
Das "Aperschnalzen" ist ein aus der kunstvollen Handhabung der Peitschen entsprungener Brauch, der aus Zeiten stammt, in denen der Umgang mit Tieren wesentlich den Alltag prägte. Zudem bestehen Deutungen, dass durch das laute Knallen der Peitschen der Winter vertrieben und der Frühling und die unter der Schneedecke liegende Saat zu neuem Leben erweckt werden. So leitet sich die Bezeichnung "Aper" auch von dem althochdeutschen Wort "aprir" – "schneefrei" – ab.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Aperschnalzen zeitlich in die Faschingszeit gesetzt und das wettbewerbsmäßige Schnalzen erhielt einen Aufschwung.
Die einzelnen Passen trainieren regelmäßig und treten zweimal im Jahr zu verschiedenen Preisschnalzen an. Dabei stehen die Passen in einer Reihe, jeweils mit einem Abstand von 10m. Als erste/r Schnalzer*in steht der/die "Aufdraher*in", die oder der den Auftakt gibt. Der/Die Aufdraher*in hat die schwächste, der(die letzte Teilnehmer*in die stärkste Goaßl. In den zwei Durchgängen schnalzt jede/r Schnalzer*in jeweils neun- oder elfmal. Zum Abschluss schnalzen alle Teilnehmer+innen (oft 500-600) im gleichen Takt den "Pasch". Sieben Preisrichter*innen beurteilen nach einem bestimmten Punktesystem die akustische Leistung jeder Passe, ohne die Schnalzer*innen zu sehen. Nach dem örtlichen Gemeindeschnalzen folgt immer am Sonntag vor dem Faschingssonntag das große, salzburgisch-bayrische Rupertigau-Preisschnalzen, dessen Austragungsort jedes Jahr wechselt und ein wichtiges identifikatorisches Ereignis der Region darstellt.
Downloads
- Bewerbungsformular 481 KB (pdf)
- Expertise Becker 167 KB (pdf)
- Expertise Kromas 36 KB (pdf)