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Dokumentenerbe

„Memory of the World“/„Gedächtnis der Menschheit“  
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Bibliotheca Eugeniana
, aufgenommen 2014

Die sogenannte Bibliotheca Eugeniana umfasst die von Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) gesammelten 2.400 Handschriften, mehr als 15.000 Druckschriften (heute im Mitteloval des Prunksaals; die Kupferstichsammlung befindet sich heute in der Albertina, die Porträts in der Porträtsammlung des Bildarchivs und der Grafiksammlung der ÖNB).

Bei den Handschriften der Bibliotheca Eugeniana handelt es sich um bedeutende Dokumente zur europäischen Kultur- und Geistesgeschichte, die weit über den Raum des heutigen Österreichs hinausreichen. Die Bandbreite der Bestände dokumentiert die Interessen des Prinzen Eugen, der sowohl einen Textzeugen des apokryphen Barnabas-Evangeliums (Cod. 2662), in dem versucht wird, den Islam mit dem Christentum zu harmonisieren, als auch eine griechische Handschrift des Neuen Testaments (Cod. Suppl. gr. 52) - die Vorlage für die Edition des Erasmus von Rotterdam - und einen achteckigen Miniaturkoran (Cod. A.F. 557) erworben hat. Weitere herausragende Stücke wie eine Bible moralisée, geschrieben und gemalt in Paris (Cod. 1179), oder Cod. 2649 mit den Trionfi des Francesco Petrarca belegen die weitgestreuten Interessen an bibliophil und inhaltlich relevanten Stücken. In Verbindung mit den militärischen Aktivitäten des Prinzen Eugen ist ein Textzeuge für ein Werk zu Belagerungen des Festungsarchitekten Vauban zu bringen.

Die gedruckten Bestände der Bibliotheca Eugeniana zeichnen sich durch eine außerordentliche Qualität und eine erlesene Auswahl sowohl nach wissenschaftlichen wie auch bibliophilen Gesichtspunkten aus. Prinz Eugen ließ seine schon von Zeitgenossen allgemein geschätzte Bibliothek durch Agenten in ganz Europa ankaufen und von eigenen Buchbindern nach höchsten qualitativen und ästhetischen Vorgaben binden. Die Sammelschwerpunkte lagen in der Theologie, in den Naturwissenschaften, in der Poetik und in den historischen Disziplinen. Das große Interesse Prinz Eugens insbesondere an der zeitgenössischen Geschichte und Politik Europas wie auch der außereuropäischen Welt ist deutlich abzulesen. Seine besondere Beziehung zu Büchern spiegelt sich in vielen Fachbereichen wider. Auffallend ist dies etwa in der Theologie am Beispiel des erlesenen Bestandes an Bibelausgaben zu erkennen, von den Inkunabeln - darunter eine Mainzer Bibel und schöne Exponate aus Köln, Nürnberg und Venedig - erstreckt sich die Auswahl über polyglotte Editionen und zahlreiche Übersetzungen wie der Wittenberger Folio-Ausgabe der Luther-Bibel von 1545 und dem berühmten syrischen Neuen Testament von 1555, bis hin zu kritischen Ausgaben des frühen 18. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk legte Prinz Eugen auf die Naturwissenschaften, die zentralen wissenschaftlichen Werke finden sich ebenso in seiner Bibliothek wie prachtvoll ausgestattete und meisterhaft illustrierte Tafelwerke. Neben hervorragenden lateinischen und griechischen Klassikerausgaben der bedeutendsten Verleger und Drucker der jeweiligen Zeit finden sich auch viele wertvolle Editionen der wichtigsten europäischen Sprachen mit einem Schwerpunkt auf der französischen und italienischen Dichtkunst.

 Ein zeitgenössisches Verzeichnis der Bibliothek ist überliefert, sodass die Sammlung gut dokumentiert vorliegt. Die genannten Beispiele verdeutlichen den universellen Anspruch des Sammlers, durch den in Wien eine Bibliothek mit überregionaler Bedeutung entstanden ist.

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