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Wissenschaft

Wissenschaft im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele  
Foto: © Colourbox.de

Weltgletschertag 2025

Gletscher schmelzen schneller als je zuvor. Die daraus resultierenden Schmelzwasserströme verursachen verstärkt Murgänge, Überschwemmungen, Dürren, Erdrutsche und einen Anstieg des Meeresspiegels und bedrohen unzählige Ökosysteme. Darüber hinaus gehen Unmengen an Süßwasserspeicher verloren. Vor diesem Hintergrund hat die UNO-Generalversammlung das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr des Gletscherschutzes erklärt und den 21. März eines jeden Jahres zum Weltgletschertag. Die UNESCO und die Weltorganisation für Meteorologie wurden mit der Durchführung beauftragt.

Gletscherschmelze im internationalen Vergleich

Gletscher dienen Milliarden von Menschen als Süßwasserquellen, sind Träger von Kulturgeschichte und Hüter der Klimageschichte unseres Planeten. Durch Klimaerwärmung schreitet das Abschmelzen der Gletscher weltweit massiv voran. Allein in den letzten 25 Jahren haben sie rund fünf Prozent ihres Gesamtvolumens verloren. Dabei gibt es jedoch starke regionale Unterschiede. Während in den antarktischen und subantarktischen Inseln ein Masseverlust von rund 1,5 Prozent zu verzeichnen ist, liegen die Ablationswerte in den europäischen Alpen und Pyrenäen bei rund 39 Prozent. Gleichzeitig ist das Schmelzen der Gletscher auf den antarktischen Inseln aufgrund der großen Flächen Hauptverursacher für den Anstieg des Meeresspiegels.

Durch das kontinuierliche Abschmelzen der Gletscher gehen auch riesige Mengen an Süßwasservorrat sukzessive verloren. Schmelzwasser aus Gletscherflüssen und -seen dient Milliarden von Menschen als Trinkwasser und ist wichtiger Wasserlieferant für die Landwirtschaft, die Industrie oder die Herstellung nachhaltiger Energie, vor allem in den trockenen Sommermonaten. Die vorschreitende Ablation der Gletscher führt derzeit meist noch zu vermehrtem Schmelzwasser und steigenden Wasserpegeln in Quellen und Flüssen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass, sobald der Höhepunkt überschritten ist, Wasserpegel kontinuierlich zurückgehen (vergleich https://www.nature.com/articles/s41586-024-08545-z; https://glambie.org/).

Gletscher im österreichischen UNESCO Kontext

Im Rahmen des Internationalen Jahres des Gletscherschutzes stellt die Österreichische UNESCO-Kommission diverse Aspekte von Gletschern, Gletscherschutz, Auswirkungen von Ablationsprozessen und dem Umgang mit Gletschern dar. Teil I dieser Reihe bildet der Hochköniggletscher im Erz der Alpen UNESCO Global Geopark.

Teil I: Hochköniggletscher im Erz der Alpen UNESCO Global Geopark

Der sich im Erz der Alpen UNESCO Global Geopark erstreckende Hochköniggletscher (Übergossene Alm) ist auch massiv vom Abschmelzen betroffen. Bis in die 1920er Jahre war er das größte Eisfeld der Nördlichen Kalkalpen und bedeckte fast das gesamte Gipfelplateau. Gletschermessungen seit den 1960er Jahren bezeugen sein kontinuierliches Schwinden. In den frühen 1980er Jahren brach die Verbindung des Ostgletschers ab. Der Ablationsprozess nahm in den folgenden Jahren immer mehr zu. Es ist davon auszugehen, dass der Gletscher innerhalb der nächsten 20 Jahre verschwinden wird.

Der Hochköniggletscher als stabiler Süßwasserlieferant

Im Höllntal am nördlichen Ende des Hochkönigmassivs befinden sich eine Reihe von Quellen, die sogenannten Höllnquellen. In den 1960er Jahren wurden diese gefasst und für die Wasserversorgung der Gemeinden Bischofshofen, Werfen und Pfarrwerfen nutzbar gemacht. Die Höllnquellen gelten als Karstquellen – Quellen, die das Ende eines wassergefüllten Höhlensystems darstellen. Sie werden aus dem Karstgebiet des Hochkönigstocks gespeist und sind stark von Niederschlag- und Schneeschmelze abhängig. Der Hochköniggletscher fungiert somit in Zeiten der Trockenheit als stabiler Wasserlieferant.

Der Erz der Alpen UNESCO Global Geopark engagiert sich im Rahmen seines Bildungsauftrags darauf, auf die Gefahren des Klimawandels und der damit verbundenen Ablation des Hochköniggletscher aufmerksam zu machen. Information zu aktuellen Aktivitäten finden Sie hier.

Forschungsexkursion auf den Hochköniggletscher

Alte Sagen über die Entstehung der Übergossenen Alm am Hochkönig, die vermutlich aus dem 13.-15. Jahrhundert stammen, legen nahe, dass der Gletscher vor der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ eisfrei war. Vor diesem Hintergrund plant der Erz der Alpen UNESCO Global Geopark im Sommer 2025 eine mehrtägige Exkursion zum Hochköniggletscher, welche zum Ziel hat, pflanzliche Überreste aus den kürzlich freigelegten Bereichen zu finden, die aus der Zeit vor der Vergletscherung stammen und die mittels C-14-Methode datiert werden können. Ziel ist es, einen Nachweis zu finden, ob der Hochköniggletscher tatsächlich erst um 1450 (zu Beginn der kleinen Eiszeit) entstanden ist und ob er zuvor tatsächlich eisfrei war.

Die Sage von der Übergossenen Alm am Hochkönig

„Es gab eine Zeit, da erstreckten sich dort, wo der Hochkönig das ganze Jahr über mit Schnee und Eis bedeckt ist, saftige Almen die als üppige Weiden für friedliche Rinderherden dienten. Die dort lebenden Sennerinnen hatten so viel Milch zu verarbeiten, dass sie den Käse und die Butter gar nicht mehr wegbringen konnten.

Mit dem Wohlstand kam jedoch auch der Übermut. Die Sennerinnen, die einst fromm und bescheiden waren, wurden von ihrem Reichtum und dem guten Leben verführt. Des Nachts feierten sei ausgiebige Feste, für die sie den feinsten Wein aus Salzburg kommen ließen. Sie hängten den Kühen silberne Glocken um und veredelten die Hörner der Stiere mit Gold. Statt Wasser tranken sie zerlassene Butter, badeten in Milch, pflasterten die Wege zwischen ihren Hütten mit Käselaibern und füllten die Fugen mit Butter aus.

Als eines Tages jedoch ein müder Wanderer auf die Alm kam und um etwas zu essen und einen Platz zum Ausruhen bat, schickte ihn die übermütige Sennerin fort. Kaum aber hatte sich der Wanderer entfernt, braute sich ein furchtbares Unwetter zusammen. Aus den dunklen Wolken erhob sich ein gewaltiger Sturm, der eine wirbelnde Flut aus Eis und Schnee auf die unglücklichen Sennerinnen herabregnen ließ und sie zusammen mit ihren Hütten und Herden unter einer dicken Schicht aus Eis und Schnee begrub.“

UNESCO Global Geoparks

Die UNESCO Global Geoparks sind Gebiete und Landschaften von internationaler geowissenschaftlicher Bedeutung, die ein ganzheitliches Konzept von Schutz von geologischem Erbe, Bildung und nachhaltiger Entwicklung verfolgen. Sie sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung und greifen somit globale gesellschaftliche Herausforderungen wie den menschengemachten Klimawandel oder die Begrenztheit natürlicher (geologischer) Ressourcen auf. Weltweit gibt es 213 Geoparks in 48 Ländern, drei davon in Österreich: Erz der Alpen, Karawanken/Karavanke und Steirische Eisenwurzen

Links

Karge Eisflächen des Hochköniggletschers im August 2024
Hochköniggletscher, August 2024
© Gert Furtmüller
Schneedecke des Hochköniggletschers im März 2025
Hochköniggletscher, März 2025
© Gert Furtmüller

„Die Natur kooperiert nicht – sie funktioniert nach Naturgesetzten. Wir als Menschen müssen uns an die Natur anpassen, nicht umgekehrt.“

Mag.rer.nat. Dr.techn. Gert Furtmüller, Erz der Alpen UNESCO Global Geopark