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Presse

der Österreichischen UNESCO-Kommission  
Foto: © Colourbox.de / Eduardo

Dokumentenerbe in Österreich - 18 Neuaufnahmen in das Nationale Memory of the World Register

14.09.2018

Das nationale Memory of the World-Register "Memory of Austria" wurde am 14. September um 18 für Österreich historisch und kulturell bedeutsame Dokumente und Sammlungen erweitert. Die Entscheidung und Auswahl trifft biennal der Fachbeirat der Österreichischen UNESCO-Kommission. Auf Einladung des Bundesministeriums für Bildung Wissenschaft und Forschung wurden die Urkunden heute feierlich im Palais Harrach an die Institutionen übergeben.

Unter den Neuaufnahmen befinden sich u.a.:

- Das Moskauer Memorandum 1955 (Österreichisches Staatsarchiv)
- Oral History Interviews mit Opfern des Nationalsozialismus – Sammlung Lichtblau
- Audio- und Videomitschnitte des Burgtheaters  (Technisches Museum Wien mit   
   Österreichischer Mediathek)
- der schriftliche Nachlass von Adolf Loos (Wienbibliothek Rathaus Wien) sowie
- die Vorauer Volksbibel (Augustiner Chorherrenstift Vorau)

Fachbeirat appelliert: Digitales Erbe - in Österreich fehlt eine nationale Strategie zur Langzeitarchivierung des digitalen Wissenschafts- und Kulturerbes.

UNESCO Programm 'Memory of the World'

Im Fokus des 1992 von der UNESCO ins Leben gerufene Programms ‚Memory of the World‘ stehen Bewahrung und nachhaltiger Schutz von Dokumenten aller Art sowie ein breiter und kostenfreier Zugang zu diesem Wissen für Alle. Zur Unterstützung  dieser Initiative wurde ein Weltregister und national geführte Dokumenten-Register geschaffen. Ziel dieser Register ist es, die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger immer wieder auf die Wichtigkeit der Erhaltung und Verfügbarkeit des dokumentarischen Erbes hinzuweisen.

Nationales Memory of the World Register
18 Neuaufnahmen / 16 Institutionen

Das „Nationale Memory of the World Register“ wurde 2014 eröffnet. Es umfasst für Österreich kulturell bedeutsame und historisch wichtige Dokumente und Sammlungen.  Die Bandbreite reicht von wertvollen Buchbeständen, Handschriften, Partituren, Unikaten über Bild-, Ton- und Filmdokumente.

Aktuell hat der Fachbeirat, angesiedelt bei der Österreichischen UNESCO-Kommission, 18 weitere österreichische Dokumente hier gelistet. Die Bandbreite bei dieser Aufnahmerunde reicht von Handschriften aus dem 15. Jhdt. über das Moskauer Memorandum 1955 bis zum Nachlass von Adolf Loos, Oral History Interviews mit Opfern des Nationalsozialismus und Aufnahmen des Wiener Burgtheaters; auch das zweitälteste slowenische Schriftdenkmal und Fotografien zum Bau der Wiener Stadtbahn sind gelistet.

Insgesamt umfasst das Register nun aktuell 59 Dokumente.

Bundesminister Faßmann: „Als Wissenschaftsminister freue ich mich sehr über die Aufnahme 18 weiterer österreichischer Dokumente in das nationale Register ‚Memory of the World‘. Durch die Aufnahme in das nationale Register von Dokumenten wie das ‚Moskauer Memorandum‘ oder der schriftliche Nachlass von Adolf Loos will die UNESCO auf die Wichtigkeit des nachhaltigen Schutzes und der Sicherung von Dokumenten aufmerksam machen. Sie sind Zeugnisse unserer Geschichte und wichtiges dokumentarisches Erbe unserer Republik.“

LINK Kurzbeschreibungen und Fotos zu den Neuaufnahmen 2018

Neuaufnahmen – nach Dokumententypen geordnet:

        AKTEN UND URKUNDEN (2)

Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) 1530
Institution: Österreichisches Staatsarchiv, Haus- Hof- und Staatsarchiv / Wien

Moskauer Memorandum 1955
Institution: Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik / Wien

        DRUCKE (1)

Brenner-Bibliothek – Bibliothek des Seckauer Bischofs Martin Brenner (reg. 1585–1615)
Institution: Diözesanarchiv Graz-Seckau / Steiermark

        MANUSKRIPTE (10)

Adolf-Loos-Archiv der Albertina in Wien und schriftlicher Nachlass von Adolf Loos
Institution: Wienbibliothek im Rathaus / Albertina in Wien / Wien

Archivbestand des Abtes Dominikus Hagenauer von St. Peter in Salzburg
Institution: Benediktiner-Erzabtei St. Peter in Salzburg / Salzburg

Beschreibung der indigenen Bevölkerung in Paraguay von Pater Florian Paucke um 1770
Institution: Zisterzienserstift Zwettl / NÖ

Concordantiae caritatis (Mittelalterliche Handschriftensammlung)
Institution: Zisterzienserstift Lilienfeld / NÖ

Die Handschriften der Ambraser Sammlung
Institution: Österreichische Nationalbibliothek und Kunsthistorisches Museum Wien / Wien

Klagenfurter (oder Ratschacher) Handschrift (Zweitältestes Schriftdenkmal in slowenischer Sprache)
Institution: Kärntner Landesarchiv / Kärnten

Nachlass von Franz Lehár
Institution: Stadtgemeinde Bad Ischl / OÖ

Nachlass von Franz Michael Felder (1839-1869)
Institution: Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek / Vorarlberg

Strauss-Sammlung – welweit größte Sammlung von Primärquellen zu Leben und Werk der Musikerfamilie Strauss
Institution: Wienbibliothek im Rathaus / Wien

Vorauer Volksbibel (1467) – deutschsprachige Historienbibel des Spätmittelalters
Institution: Augustiner Chorherrenstift Vorau / Steiermark

         AUDIOVISUELLE-DOKUMENTE (5)

Oral History Interviews mit Opfern des Nationalsozialismus aus Österreich – Sammlung Albert Lichtblau
Institution: Technisches Museum Wien mit Österreichischer Mediathek / Wien

Sammlung Audio- und Videomitschnitte des Burgtheaters
Institution: Technisches Museum Wien mit Österreichischer Mediathek / Wien

Die Fotografien des Oberingenieurs Albert Stächelin zum Bau der Wiener Stadtbahn
Institution: Technisches Museum Wien / Wien

Materialien der ehemaligen wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Republik Österreich (WIKO)
Institution: Technisches Museum Wien mit Österreichischer Mediathek und Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungs- Finanz- und Hofkammerarchiv /Wien

Tonaufnahmen österreichischer Dialekte 1951-1983
Institution: Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien

Gefahr der digitalen Amnesie: In Österreich fehlt eine nationale Strategie zur Langzeitarchivierung des digitalen Wissenschafts- und Kultur­erbes

Mit dem Dokumentenerbe verbinden wir Schätze aus unseren Archiven und bewundern die schöpferischen Leistungen der Vergangenheit, aber wichtig ist auch der Blick in die Zukunft.

In Österreich fehlt – im Unterschied zu anderen europäischen Ländern – eine nationale Strategie zur Langzeitarchivierung des digitalen Wissenschafts- und Kultur­erbes. In diesem Bereich gibt es leider höchst unterschiedliche Bemühungen, das österreichische Dokumentenerbe auf digitalem Wege zu bewahren und zugänglich zu machen, sowie die exponentiell anwachsenden Bestände elektronisch produzierter Dokumente in das Dokumentenerbe mit einzubeziehen.

Jede Veränderung der Soft- und Hardwarelandschaft bedeutet eine potenzielle Bedrohung für die Existenz digitaler Daten. Für viele Institutionen ist es logistisch und finanziell äußerst schwierig, mit dem raschen technologischen Fortschritt und den daraus resultierenden neuen Datenspeichermedien Schritt zu halten. Die Pessimisten unter den Datenspezialisten sprechen bereits von großflächiger ‚digitaler Amnesie‘.

„Wir sind seit längerer Zeit bemüht, hier Bewusstsein in der Politik zu schaffen, um konkrete Lösungen zu finden. Das digitale Erbe geht ohne aktive und beständige Maßnahmen zur langfristigen Archivierung und Sicherung aufgrund des ständigen Technologiewandels binnen kurzer Frist unwiederbringlich verloren“, so  Dr. Dietrich Schüller, Vorsitzender des Fachbeirats für Informationsbewahrung der Österreichischen UNESCO-Kommission.

Konkrete Forderungen seitens des Fachbeirates für Informationsbewahrung der Österreichischen UNESCO-Kommission:

-          Nationale Strategie zur Sicherung digitaler Daten (Bereitstellung logistischer und finanzieller Ressourcen, Einrichtung einer ARGE zur Verbesserung der technischen Kompatibilität)

-          Selektion und Sicherung der exponentiell wachsenden Menge digitaler Daten, auch neuer Dokumentenarten („Social Media“)

-          Weitere Vervollständigung der digitalen Verfügbarkeit ursprünglich analoger Dokumente: besondere Dringlichkeit im Bereich der audiovisuellen Dokumente wegen drohendem Mangel an Abspielgeräten.

Links

Tonaufnahmen Sammlung Lichtblau
© Österreichische Mediathek, Pfundner
Concordantiae caritatis
© Stift Lilienfeld
Adolf Loos Manuskriptseite
© Wienbibliothek im Rathaus
Brenner Bibliothek Graz Seckau
© Dioezese Graz Seckau
Eröffnungsrede von Dr. Peter Seitz (BMBWF) im Rahmen der Dokumenten-Neuaufnahme am 14.9. im Palais Harrach in Wien.
© eSeL.at - Joanna Pianka
Dr. Dietrich Schüller, Vorsitzender des Fachbeirats für Informationsbewahrung der Österreichischen UNESCO-Kommission, bedankt sich bei allen Institutionen, die Dokumente erforschen, erhalten und aufbewahren.
© eSeL.at - Joanna Pianka
VertreterInnen von 16 österreichischen Institutionen aus 7 Bundesländern zeigen stolz die UNESCO-Urkunden, die die Aufnahme in das Nationale Memory of the World Register offiziell bestätigen.
© eSeL.at - Joanna Pianka

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