Kulturlandschaft im Zeichen des Salzes
Die Region Hallstatt-Dachstein ist Teil des Salzkammerguts und geprägt durch ihre Lage in der beeindruckenden Landschaft der östlichen Alpen, gekennzeichnet durch schroffe Felswände und enge Tälern. Das wichtigste Wirtschafts- und Exportgut dieser Kulturlandschaft, Salz, wird bereits seit prähistorischer Zeit abgebaut. Die damit einhergehende, archäologisch gut dokumentierte kulturelle Blüte ab ca. 800 v. Chr. gab einem ganzen Abschnitt der Eisenzeit ihren Namen: Hallstattzeit.
Allgemeines
Systematischer Salzabbau kann für die Region um Hallstatt bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen werden und florierte in der Zeit um 800 vor unserer Zeitrechnung. Fundstücke aus der Zeit der Hallstattkultur zeugen von einem intensiven interkulturellen Austausch und weitläufigen Handelsnetzwerken in ganz Europa. Ab dem späten Mittelalter erlebten Salzabbau und -handel eine erneute Blüte und unterlagen als herrschaftliches Monopol der direkten Kontrolle der (habsburgischen) Landesfürsten, wobei die wichtigste Ressource für den Salzabbau, das Holz, lokal in den weitläufigen Wäldern der Region gewonnen wurde. Die kulturellen und wirtschaftlichen Leistungen dieser Region stehen also seit jeher in engster Verbindung mit der umgebenden Landschaft und ihrer Natur.
Der alpinen Topographie des Dachsteins mit Karst, Gletscher und Eishöhlen steht eine große naturräumliche Vielfalt der Kulturlandschaft mit einer reichhaltigen Flora und Fauna gegenüber. Kulturelles und touristisches Zentrum der Region ist die am Hallstätter See gelegene Stadt Hallstatt, die nach einem verheerenden Feuer ab 1750 vollständig im späten Barockstil wiedererrichtet wurde.
Im 19. Jahrhundert wurde die Naturlandschaft des Salzkammerguts mit ihren Seen, bewirtschafteten Almen und ihrer hochalpinen Gebirgskulisse von Künstlern „wiederentdeckt“ und fand als Motiv in der Literatur und Malerei der Romantik sowie des Biedermeier und des frühen Realismus Niederschlag. Insbesondere die Schriftsteller Adalbert Stifter und der Dichter Franz Grillparzer sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Dies, gemeinsam mit dem Aufkommen von Soletherapien, führte zu einer zunehmenden Entwicklung der Region als Schauplatz des frühen Tourismus sowie zu einem Aufschwung des Gastgewerbes. Die damit einhergehende touristische Erschließung und Errichtung von Hotels und Solbädern prägte somit ebenso das Erscheinungsbild dieser besonderen Landschaft.
Das Welterbe Kriterien: (iii), (iv)
Die Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut ist seit 1997 UNESCO-Welterbe mit einer Kernzone von 28.446 ha Fläche. Die Kernregion besteht, von der Stadt Hallstatt ausgehend, aus dem Hallstätter See mit den umliegenden Gebieten bis zum Dachsteinmassiv und dem Hohen Dachstein, den Gemeinden Gosau und Obertraun.
(iii) Menschen bewohnen die Täler zwischen hohen Bergen seit mehr als dreitausend Jahren. Abbau und Verarbeitung von Salz, eine für Mensch und Tier lebenswichtige natürliche Ressource, die dieser Gegend Wohlstand und Einzigartigkeit verliehen haben, sind das Ergebnis einer tiefgreifenden Verbindung von intensiver menschlicher Nutzung inmitten einer größtenteils wilden Gebirgslandschaft.
(iv) Die alpine Region Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut ist ein herausragendes Beispiel für eine Naturlandschaft von großer Schönheit und wissenschaftlicher Bedeutung, die eine grundlegende menschliche Wirtschaftstätigkeit belegt. Die Kulturlandschaft der Region weist eine über 2.500 Jahre andauernde Entwicklung auf. Ihre Geschichte ist von Beginn an in erster Linie mit der wirtschaftlichen Geschichte der Salzgewinnung verknüpft. Salzabbau hatte immer schon Auswirkungen auf jegliche Aspekte des Lebens, wie auch auf architektonische und künstlerisch materielle Zeugnisse. Salzproduktion in großem Umfang kann in Hallstatt bis zur mittleren Bronzezeit zurückverfolgt werden.
Literatur
KROMER, Karl: Das Gräberfeld von Hallstatt. Florenz 1959.
MORTON, Friedrich: Hallstatt und die Hallstattzeit: viertausend Jahre Salzkultur. Hallstatt 1953.
KERN, Anton: Salz-Reich: 7000 Jahre Hallstatt. Wien 2008.
MATHIEU, Jon: Die Alpen: Raum – Kultur – Geschichte. Stuttgart, Reclam 2015.
Weiterführende Links
UNESCO World Heritage List Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut