Der Glanz der europäischen Kur
Zwischen 1700 und 1930 florierte in Europa das Kurwesen: Heilende Mineral- und Thermalquellen zogen dabei nicht nur Gäste aus aller Welt an, sondern bildeten die Grundlage für einen eine reiche Kur- und Badekultur, die die Gestaltung und Entwicklung ganzer Orte und Städte bis heute nachhaltig prägte. Elf Kurorte in sieben europäischen Ländern sind mit ihren historischen Kur- und Badeanlagen, Trink- und Wandelhallen, Promenaden, Parks, Lustgärten und Kurhotels Zeugnisse dieses einmaligen kulturellen Phänomens.
Allgemein
Die tschechischen Städte Karlovy Vary (dt. Karlsbad), Mariánské Lázně (dt. Marienbad) und Františkovy Lázně (dt. Franzensbad), das österreichische Baden bei Wien, die belgische Stadt Spa, das französische Vichy, das englische Bath, das italienische Montecatini Terme sowie die deutschen Kurstädte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen bilden dieses transnationale Welterbe. Die Kurorte entstanden im Umkreis natürlicher Mineralquellen und charakterisieren sich durch ihre einzigartigen urbanen Typologien. Diese umfassen Kurortstrukturen und Gebäude (wie Wandelhallen, Trinkhallen, Badeanlagen, Behandlungsräume und Kolonnaden), soziale Einrichtungen und Gebäude für Freizeit und Vergnügen (Plätze, Promenaden, Lustgärten, Casinos und Theater), Beherbergungseinrichtungen (Hotels und Villen), sowie die zugehörige Kurortinfrastruktur, die durch den Bau von Bahnhöfen, Seilbahnen, Mineralwasserabfüllanlagen und Salzgewinnungsfabriken gewährleistet wurde.
Die Great Spa Towns of Europe sind ein serielles Welterbe, das starken künstlerischen, politischen und sozialen Einfluss auf die europäische Gesellschaft, Kultur- und Medizingeschichte ausübte und bis heute einen wichtigen Beitrag zur europäischen Kultur leistet. Der Outstanding Universal Value dieser Welterbestätte wird dabei von der Gesamtheit ihrer Teilkomponenten getragen.
Österreich
Österreich ist mit der historischen Kurstadt Baden bei Wien in diesem Welterbe vertreten. Die Thermalquellen von Baden bei Wien wurden erstmals in der Römerzeit dokumentiert. Ab dem 15. Jahrhundert erlangte der Ort unter dem Haus Habsburg zunehmend Bedeutung, ehe Baden ab 1793 unter Kaiser Franz II. zum führenden Kurort Österreichs wurde. In der Folge wurde 1820 das erste freistehende Kurhotel Europas eröffnet, spätestens um 1870 avancierte die Stadt zu einem Kurort von Weltrang.
Die Kernzone in Baden umfasst die durch die Kurtradition geprägten Teile der Altstadt mit den ehemaligen historischen Bädern (u.a. Josefsbad, Franzensbad, Frauenbad), dem Ensemble Kurhaus und Kurpark, Hotelanlagen (u.a. Sauerhof), Sommerarena, Stadtheater und Musikpavillion und erstreckt sich über den bedeutenden Villengürtel bis in den östlichen Eingang des Helenentales.
Das Welterbe Kriterien: (ii), (iii)
Die Great Spa Towns of Europe wurden als transnationale, serielle Welterbestätte 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Eingereicht wurde die Nominierung von Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Tschechien und Östereich. Die Fläche der elf Kurorte beträgt insgesamt 7.006 ha mit Pufferzonen von 11.327 ha. Jedoch ist die Gestaltung und Flächennutzung in den jeweiligen Kurorten unterschiedlich ausgeprägt. Besonders der Umfang der Unterkunfts- und Erholungsgebiete variiert stark, sodass sich erhebliche Unterschiede in der Größe und Ausprägung der einzelnen Einrichtungen zeigen.
Die Kernzone des Teilkomponente Baden bei Wien umfasst 343 ha, die Pufferzone 555 ha.
Weiterführende Links
UNESCO World Heritage List The Great Spa Towns of Europe