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Welterbe

Kultur- und Naturerbestätten mit außergewöhnlichem universellem Wert  
Foto: © Alexander Eugen Koller

Fertő-Neusiedler See

© Johannes Ortner @flickr.com
© Hannes Klein

Vielfalt am Steppensee

Die Region um Europas westlichsten Steppensee an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn stellt ein außergewöhnliches Welterbe dar: 8000 Jahre lang fand hier ein reicher Kulturtransfer finno-ugrischer, slawischer und germanischer Völker statt, der die Bildung einer einzigartigen Kulturlandschaft bedingte. Der Neusiedler See bildete von jeher das Herzstück der Region und formte dieses länderübergreifende Welterbe. Die typisch ländliche Architektur in Verbindung mit jahrhundertealter, traditioneller Landwirtschaft und einer reichhaltigen Naturlandschaft stellen den außergewöhnlichen universellen Wert dieser Region dar.

Allgemeines

Der Neusiedler See, der mit seinem Schilfgürtel den Mittelpunkt des Welterbes bildet, liegt im Übergangsgebiet zwischen Alpen und pannonischer Tiefebene und sowohl auf österreichischem als auch auf ungarischem Staatsgebiet. Bereits seit prähistorischer Zeit liefen bedeutende Handelswege, etwa die Bernsteinstraße(n) durch das Gebiet um den See und bedingten einen frühen Austausch zwischen der ansässigen Bevölkerung und fremden Kulturen. Nach römischer Herrschaft wurde das Gebiet Schauplatz der Völkerwanderung und der damit verbundenen Umbrüche. Die Region wurde von den unterschiedlichsten Völkergruppen beherrscht, etwa der Sueben, Heruler, Langobarden und Awaren, bis sich ab dem 10./11. Jahrhundert die Ungarn die Region um den See eroberten. Die Konflikte mit den Osmanen, vor allem die Belagerung Wiens 1529, führten zum einen zu massiven Verwüstungen, zum anderen zum Ausbau befestigter Siedlungen und Städte, u.a. Rust, Oggau, Donnerskirchen und Purbach.

Von der intensiven Bautätigkeit des 18. Jahrhunderts infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Region nach Ende der Türkenkriege und der antihabsburgischen Aufstände zeugen noch heute die prunkvollen Fassaden der Bürgerhäuser, etwa in der Freistadt Rust, oder die Schlösser und Herrschaftshäuser des Adels, allen voran die Paläste der Familien Esterházy und Széchenyi. Nach der Teilung der österreichisch-ungarischen Monarchie Ende des Ersten Weltkrieges sowie nach der Errichtung des „Eisernen Vorhangs“ nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Region getrennt. Erst ab 1989 und der Öffnung der Grenze wurde diese strikte Trennung wieder aufgehoben.

Die besonderen geographischen und klimatischen Bedingungen des Sees begünstigten die frühe Entwicklung landwirtschaftlicher Strukturen, die in ihren traditionellen Formen zum Teil noch heute bestehen. Insbesondere der Weinbau sowie die Nutzung des Schilfs als natürliche Ressource prägen die Kulturlandschaft und bedingen die Symbiose zwischen Naturraum und Bewirtschaftung. Darüber hinaus bilden der See sowie die umgebenden Salzlacken ein einzigartiges Biotop mit reichhaltiger Flora und Fauna. 

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Das Welterbe Kriterien: (v)

Mit einer Kernzone von rund 68.369 ha und einer Pufferzone von 6.347 ha Fläche wurde die Region Fertö-Neusiedler See im Jahre 2001 als transnationale Einschreibung in die Liste des Welterbes aufgenommen. Ungefähr zwei Drittel dieser Fläche gehören zu Österreich, ein Drittel liegt auf ungarischem Staatsgebiet. Auf österreichischer Seite umfasst das Welterbe den gesamten See samt Schilfgürtel, das UNESCO-Biosphärenreservat bzw. Ramsar-Feuchtgebiet Neusiedlersee-Seewinkel sowie 20 Gemeinden auf österreichischer Seite und 10 Gemeinden in Ungarn.

(v) Das Gebiet Fertö/Neusiedlersee war Treffpunkt verschiedener Kulturen für acht Jahrtausende, anschaulich belegt durch seine vielfältige Landschaft, die das Ergebnis eines evolutionären und symbiotischen Prozesses von menschlicher Interaktion mit der physischen Umwelt ist.

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Literatur

Bgl. Landesmuseum (Hg.): Der See. Entstehung – Nutzung – Gestalt. Eisenstadt 2007.
CZEIKE, Felix: Das Burgenland. Köln 1988.
GROSINA, Helmut: Aspekte des Beziehungsgefüges Mensch - Raum am Neusiedlersee. In: Burgenländische Forschungen, Sonderheft 7, 1984.
LÖFFLER, Heinz: Der Neusiedlersee. Wien 1974.


Weiterführende Links

UNESCO World Heritage List Fertő-Neusiedler See