Springe zum Hauptinhalt

Dokumentenerbe

„Memory of the World“/„Gedächtnis der Menschheit“  
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Sammlung Vampirakten der k.k. Hofkammer
, aufgenommen 2022

Staatlich angeordnete wissenschaftliche Untersuchung infolge von Gerüchten über Vampirismus im 18. Jahrhundert bilden die Grundlage für diesen außergewöhnlichen Aktenbestand aus der Zeit der Aufklärung.

Geschichten über Vampire gerieten seit den 1720er-Jahren verstärkt in den Fokus der mittel- und westeuropäischen Gelehrtenblätter. Was die (aufgeklärte) Allgemeinheit daran faszinierte, dürfte neben schaurigem Gruseln auf ein ganzes Bündel an Motiven zurückzuführen sein: das Erstaunen über die „Rückständigkeit“ der betroffenen Landstriche, über die blasphemische Verkehrung zentraler Elemente der christlichen Lehre – Wiederauferstehung, körperliche Unversehrtheit der Toten („Unverwestheit“ als Zeichen für Heiligkeit) und Blutmagie – sowie die barbarischen Rituale bei der Bekämpfung der angeblichen Vampire.

Die zivilen und militärischen Zentralstellen der österreichischen Monarchie, z.B. der Hofkriegsrat, aber auch regionale Behörden, reagierten auf diese Nachrichten und entsandten mehrfach Mediziner und chirurgisch ausgebildete Militärs, um vor Ort den Gerüchten nachzugehen. Sie sollten die angebliche Übernatürlichkeit der Phänomene überprüfen und am besten widerlegen, um die Bevölkerung zu beruhigen.

Ungefähr zur gleichen Zeit, in der Georg Tallar mit seinen Untersuchungen beauftragt wurde, hatte der kaiserliche Leibarzt Gerard von Swieten ein Traktat für Maria Theresia verfasst, in dem er anlässlich von Vampirvorkommnissen in Mähren ausführlich zum Problem der „Magica Posthuma“ Stellung nahm. Dieses Traktat, das nicht im Original vorliegt, sondern nur als Druck in einer Rückübersetzung aus dem Französischen, veranlasste Maria Theresia, das Patent „Der Aberglaube ist abzustellen“ vom 1. März 1755 verlautbaren zu lassen.

Der Glaube an „Gespenster und Hexerei“ wurde darin als Auswuchs volkstümlichen Aberglaubens bezeichnet, der Zuständigkeiten der Geistlichkeit entzogen und den politischen Behörden zugewiesen. Das Wort „Vampir“ kam in dem Patent übrigens kein einziges Mal vor und wurde seitdem von den Behörden konsequent vermieden.

Links

Galerie

ID: 1573

Suche im Verzeichnis