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Wissenschaft

Wissenschaft im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele  
Foto: © Colourbox.de

Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Weltweit wird viel Forschungspotenzial verschenkt, da noch immer zu wenige hochqualifizierte Frauen in der Forschung arbeiten.

Obwohl weltweit mehr Mädchen denn je die Schule besuchen, sind Frauen in den zukunftweisenden MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – noch immer stark unterrepräsentiert. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, gilt es althergebrachte Stereotype und Vorurteile zu bekämpfen, Investitionen im Bereich der Lehrer*innenbildung zu tätigen und Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung voranzutreiben.

Wir stehen am Beginn der vierten industriellen Revolution, und dennoch haben Frauen nur weniger als zwei Drittel der ökonomischen Macht als Männer. Aktuelle Studien legen nahe, dass 65% der Volksschulkinder einen Beruf ausüben werden, der heute noch gar nicht existiert. Die Arbeitsplätze der Zukunft werden von Technologie und Innovation bestimmt sein. Werden die Geschlechterunterschiede im Bereich der MINT-Fächer nicht bald drastisch minimiert, so droht der weltweite Gender Gap sich noch zu vergrößern.

Um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen und die Umsetzung der Agenda 2030 voranzutreiben, ist es notwendig, dass Mädchen und Frauen einen gleichberechtigten Platz in Wissenschaft, Forschung und Innovation haben und so an der aktiven Gestaltung unserer Zukunft teilhaben.

Die Vereinten Nationen haben den 11. Februar zum ‚Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft‘ erklärt, um diese Notwendigkeit in den öffentlichen Fokus zu rücken:

"We are determined to encourage a new generation of women and girl scientists, to tackle to major challenges of our time. Heeding the call of Greta Thunberg, young women scientists are already making a difference in the fight against climate change, including South-African teenager Kiara Nirghin whose inventions minimize the impact of droughts.
By harnessing the creativity and innovation of all women and girls in science, and properly investing in inclusive STEM education, research and development and STI ecosystems, we have an unprecedented opportunity to leverage the potential of the Fourth Industrial Revolution to benefit society."

- Gemeinsame Botschaft von Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO, und Phumzile Mlambo-Ngcuka, der UN – Women Exekutivdirektorin anlässlich des ‚ Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft‘ 2020.

Mehr Frauen in die Wissenschaft

Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung ist zentral für das Erreichen der Umsetzung der Agenda 2030, zu der sich alle UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet haben. Diese definiert unter SDG 9 das bis zum Jahr 2030 zu erreichende gemeinsame Ziel: „Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.“ Aktuell sind wir vom Erreichen dieses Ziels weit entfernt; laut UNESCO-Statistik werden nur 1,7% des weltweiten BIP für Forschung und experimentelle Entwicklung ausgegeben.

Aktuell sind 29,3% der weltweiten Forscher*innen Frauen. Ausgehend von Daten der UNESCO (2014-2016) entscheiden sich nur etwa 30% aller Studentinnen für das Studium von MINT-Fächern. Weltweit sind besonders wenige Frauen im Bereich der Kommunikationstechnologie (3%), Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik (5%) oder im Ingenieurswesen (8%) zu finden.

Auch in Österreich sind Frauen in Wissenschaft und Forschung deutlich unterrepräsentiert. Während an den heimischen Hochschulen heutzutage mehr Frauen als Männer studieren, ist das Geschlechterverhältnis unter AbsolventInnen eines PhD- oder Doktoratsstudiums mit einem Frauenanteil von 42,3% noch nicht ausgeglichen. Österreich liegt im EU-Ranking an drittletzter Stelle und weist zudem einen geringeren Anstieg des Frauenanteils auf. In den MINT-Fächern ist die Situation noch problematischer; hier liegt der Frauenanteil bei nur 29,5%.

Der Abbau von Hindernisse im privaten Umfeld sowie im Unterricht und am Arbeitsplatz, sind wichtige Instrumente zur Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Ungleichheit in den Wissenschaften. Starke Vorbilder spielen eine zentrale Rolle beim Hinterfragen von Stereotypen und Einstellungen.

L’Oréal-UNESCO-Stipendien

Vor diesem Hintergrund versteht sich die Österreich-Initiative der L’Oréal-UNESCO-Stipendien als nationale Erweiterung des gemeinsamen, weltweiten Engagements von UNESCO und L’ORÉAL zur Würdigung des Beitrags von Frauen für die Forschung und zum Abbau von Karriere-Hindernissen für heimische Wissenschaftlerinnen. Seit 2007 vergibt L’ORÉAL Österreich in Kooperation mit der Österreichischen UNESCO-Kommission, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung jährlich vier Stipendien für junge Grundlagen-Forscherinnen in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften, Mathematik. Diese Stipendien tragen dazu bei, herausragende Leistungen von Frauen in der Forschung deutlich zu machen.

Wir haben die aktuellen Stipendiatinnen zu Ihrer Meinung befragt:

'Frauen sind in den MINT-Fächern nach wie vor unterrepräsentiert, insbesondere in Bezug auf stabile Positionen und benötigen daher sowohl hervorragende weibliche Vorbilder als auch institutionelle Unterstützung, um ihr internes Impostor-Syndrom zu überwinden, ihre Karriereziele zu verfolgen und ihr volles wissenschaftliches Potenzial zu erreichen. Kollaborationen mit Kolleginnen, der Aufbau starker weiblicher Unterstützungsnetzwerke und die Transparenz über Herausforderungen auf dem Weg können anderen Frauen zeigen, dass sie in ihrem Kampf nicht alleine sind. Talentierte junge Frauen, die möglicherweise keine anderen Unterstützungssysteme in ihrem Leben haben, zu inspirieren, zu ermutigen und anzuleiten, könnten ausschlaggebend für ihre Entscheidung sein, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen.

Liebe zukünftige Wissenschaftlerin, glaube an dich selbst und an deinen eigenen Fähigkeiten! Wenn Dir jemand sagt, dass Du etwas nicht kannst, beweise das Gegenteil. Die Wissenschaft braucht Dich, die Welt braucht Dich, und nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir versuchen, die Funktionsweise des Systems zu ändern. Umgib Dich mit Frauen, zu denen Du aufschaust, bitte sie um Führung und Ermutigung - aber entscheide letztendlich, was für Dich am besten funktioniert und was Dich glücklich macht. Sei offen über Deine Herausforderungen in der akademischen Laufbahn, tausche Erfahrungen mit Kolleginnen aus und unterstützt einander gegenseitig. Sei auf eine aktive Suche nach Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen, sei leidenschaftlich und offen über Deine Wissenschaft, stelle spannende Fragen und bleib sichtbar und gehört. Bemühe dich, die beste Version von Dir selbst zu sein, und, unabhängig von Hindernissen, greif immer nach den Sternen!'
- Vedrana Slipogor (Biologin, Spezialgebiet: Kognitionsbiologie)

'Ich kann jedem Mädchen, welches sich für Wissenschaft interessiert nur nahelegen, den Mut zu haben und eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Forschung ist nicht geschlechterabhängig und der Beruf eines Forschers der beste Job der Welt.‘ -  Anela Lolic, Logikerin Spezialgebiet: Beweistheorie

'Als ich mit dem Physik Studium begonnen habe, hatte ich kaum Kolleginnen und weibliche Lehrende gab es gar keine. Ich bin nun schließlich in einem Arbeitsumfeld auf der Uni angekommen, indem etwa gleich viele Frauen wie Männer arbeiten. In anderen Instituten gibt es dafür kaum Frauen. Es scheint eine Kraft zu geben, die uns Menschen in Umgebungen zieht, die uns Vorbilder und Vertrautes schenkt. Ich bin seit drei Jahren Mutter. Nach jeder Geburt blieb ich für ein Jahr in Karenz. Wäre meine grandiose Doktorats-Betreuerin Anna nicht für mich eingestanden hätte ich keine weitere Arbeitsanstellung bekommen da die Verträge jeweils in der Karenzzeit geendet sind. Der Betriebskindergarten der Technischen Universität erleichtert es Karriere und Mutterschaft zu vereinbaren' - Kathrin Unger (Physikerin, Spezialgebiet: Materialwissenschaften)

UNESCO und L’Oréal zeichnen Top-Forscherinnen aus - Österreich Stipendiatinnen 2019:Anela Lolic, Logikerin / Johanna Gassler, Entwicklungsbiologin / Vedrana Slipogor, Kognitionsbiologin / Kathrin Unger, Materialwissenschaftlerin