FOR WOMEN IN SCIENCE 2022 – Vier exzellente Nachwuchsforscherinnen mit dem UNESCO-L'ORÉAL-Österreich-Stipendium ausgezeichnet
Am 29. November 2022 wurden erneut vier junge Grundlagenforscherinnen mit dem UNESCO-L’ORÉAL-Österreich-Stipendium ausgezeichnet. Das Stipendium unterstützt bereits zum 16. Mal vielversprechende Wissenschaftlerinnen dabei, ihre innovativen Projekte auf dem Gebiet der Medizin, der Naturwissenschaften oder der Mathematik umzusetzen.
Die UNESCO hat 2022 das „Jahr der Grundlagenforschung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen, um zu verdeutlichen, dass einerseits die „Basic Sciences“ von maßgeblicher Bedeutung für wissenschaftlichen und sozialen Fortschritt sind und andererseits keine Talente ungenutzt bleiben dürfen. Im Besonderen gilt das für talentierte Frauen in der Spitzenforschung. Um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern, muss die Wissenschaft repräsentativer und inklusiver werden.
Frauen sehen sich in der Forschung jedoch noch immer strukturellen Hürden gegenüber und viele von ihnen entscheiden sich angesichts der Barrieren überhaupt gegen eine wissenschaftliche Laufbahn. In Österreich liegt der Anteil von Frauen in der Wissenschaft laut Zahlen des Instituts für Höhere Studien (IHS) nach wie vor bei etwa 30 Prozent, was einem der niedrigsten Werte in der EU entspricht. Bei den Assistenzprofessuren beispielsweise liegt Österreich mit 25 Prozent Frauenanteil um 12 Prozentpunkte unter dem europäischen Durchschnitt.
The world needs science, and science needs women
Mit den For-Women-in-Science-Programmen setzen sich die UNESCO und L’ORÉAL seit nunmehr über 20 Jahren weltweit für einen (Kultur-) Wandel diesbezüglich ein. In Österreich erhielten bislang 63 vielversprechende Forscherinnen das UNESCO-L'ORÉAL-Österreich-Stipendium. Das Stipendium würdigt ihre Leistungen für die Wissenschaft und ist ein Plädoyer dafür,
- dass sich die großen Herausforderungen unserer Zeit ohne die Ideen und den Einsatz von Frauen in der Wissenschaft nicht lösen lassen;
- dass die Forschung talentierter Wissenschaftlerinnen, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen, Aufmerksamkeit und Förderung verdient;
- und dass Vorbilder von enormer Bedeutung sind, um Mädchen und junge Frauen für die Wissenschaft einzunehmen.
Bei der Stipendienverleihung am 29. November im Großen Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften würdigten über 200 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft die Leistungen der vier jungen Wissenschaftlerinnen aus Wien, Graz und Innsbruck. Neben der Keynote-Sprecherin Ao. Univ. Prof.in i.R. Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos sprachen auch Wioletta Rosolowska, Geschäftsführerin L’Oréal Österreich Deutschland, Univ. Prof. Mag. Dr. Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung und Univ. Prof. Dr. Heinz Faßmann, Präsident Österreichische Akademie der Wissenschaften. Sie alle beglückwünschten die Preisträgerinnen sehr herzlich und wünschten ihnen Mut und Zuversicht auf ihrem weiteren Weg.
Auch die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission Dr. Sabine Haag hielt eine Laudatio. Sie schloss mit den Worten:
"Für die Zukunft wünsche ich mir, dass dieses Stipendium Mädchen und Frauen dazu ermutigt, den Weg in die Wissenschaft zu wagen – und Forscherinnen wie Sie, liebe Preisträgerinnen, den eingeschlagenen Weg unbeirrt weiterzugehen."
Die Stipendiatinnen des Jahres 2022
Kristina Breitenecker MSc, Biomedizinische Analytikerin an der Medizinischen Universität Wien, für ihre Forschung über die Auswirkungen des Zellrezeptors Axl auf die Entwicklung und das Fortschreiten des Leberzellkarzinoms (HCC). Mehr zu Kristina Breitenecker und ihrer Forschungsarbeit erfahren Sie im Video hier.
Melanie Korbelius PhD, Biochemikerin an der Medizinischen Universität Graz, für ihre Forschungsarbeit zur Isolierung und Charakterisierung verschiedener zytosolischer Lipidspeicher sowie des Fettstoffwechsels im Dünndarm. Mehr zu Melanie Korbelius und ihrer Forschungsarbeit erfahren Sie im Video hier.
Kathrin Spettel MSc, Biomedizinische Analytikerin an der Medizinischen Universität Wien, für ihre Forschung zur den molekularen Resistenzmechanismen bei Pilzen mittels Next Generation Sequencing. Mehr zu Kathrin Spettel und ihrer Forschungsarbeit erfahren Sie im Video hier.
Larissa Traxler PhD, Molekularbiologin an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, für ihre Forschung über metabolischen Drift und Instabilität des Zellschicksals in alternden menschlichen Neuronen von Alzheimer-Patienten. Mehr zu Larissa Traxler und ihrer Forschungsarbeit erfahren Sie im Video hier.
Vor der Überreichung der Stipendienurkunden hatten die Preisträgerinnen Gelegenheit, über ihren Werdegang und die Beweggründe für den Einstieg in die Wissenschaft zu sprechen. Sie richteten darüber hinaus einige Wünsche an Forschungsinstitutionen und die Politik, so etwa nach dem Ausbau von Mentoring- und Beratungsangeboten für die Laufbahngestaltung sowie nach der Koppelung von Fördermitteln an die Anstellung von (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen.
Hintergrund
„For Women in Science“ ist eine weltweite Partnerschaft von L’Oréal und UNESCO, die 1998 ins Leben gerufen wurde und bisher über 3.900 Frauen aus aller Welt mit Preisen und Stipendien für ihren Beitrag zu wissenschaftlicher Forschung ausgezeichnet hat. In der Vergangenheit konnten zahlreiche internationale Stipendiatinnen eine erfolgreiche Forschungskarriere aufbauen und wichtige wissenschaftliche Ergebnisse erarbeiten. Fünf Preisträgerinnen wurden für Ihre Arbeit bereits mit dem Nobelpreis ausgezeichnet:
Emmanuelle Charpentier und Jennifer A. Doudna (Nobelpreis für Chemie 2020), Christiane Nüsslein-Volhard (Nobelpreis für Medizin 1995), Ada Yonath (Nobelpreis für Chemie 2009) und Elizabeth H. Blackburn (Nobelpreis für Medizin 2009).
Das L'ORÉAl Österreich Stipendium ist eine Kooperation von L'ORÉAL Österreich mit der Österreichischen UNESCO-Kommission und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, mit Unterstützung des Wissenschaftsministeriums. L’ORÉAL Österreich/Deutschland finanziert jährlich zwei Stipendien. Die Finanzierung zweier weiterer Stipendien erfolgt durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Die Stipendien sind jeweils mit € 25.000 dotiert. Sie richten sich an Doktorandinnen und Post-Docs in den Naturwissenschaften, der Medizin und der Mathematik. Die Möglichkeiten der Mittelverwendung sind sehr breit gefächert, auf individuelle Karrieresituationen wird Rücksicht genommen.
Bewerbungen für das Stipendium sind bis zum 1. März jeden Jahres möglich. Die eingegangenen Anträge werden durch eine Expert*innen-Jury der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beurteilt. Kriterien sind unter anderem wissenschaftliche Exzellenz, Relevanz und Realisierbarkeit des auszuführenden Projekts. Weitere Informationen sind auf der Website der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu finden.
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- Forschungsportraits der Preisträgerinnen 2022 296 KB (pdf)