23. September: Internationaler Tag der Gebärdensprachen
- 23. September 2024
Am 23. September wird weltweit der Internationale Tag der Gebärdensprachen gefeiert. Dieser Tag wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die Bedeutung der Gebärdensprachen und die Rechte von Gehörlosen aufmerksam zu machen. Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist seit 2005 in der Verfassung als eigenständige Sprache anerkannt und seit 2013 Teil des nationalen Verzeichnisses des Immaterielles Kulturerbes. Allerdings steht sie weiterhin vor Herausforderungen, insbesondere im Kulturbereich.
Der Internationale Tag der Gebärdensprachen unterstreicht die Vielfalt der rund 300 weltweit existierenden Gebärdensprachen1. Diese Sprachen sind eigenständige, visuell-gestische Kommunikationssysteme mit ihren eigenen Grammatik- und Ausdrucksregeln. Sie tragen nicht nur zur Verständigung bei, sondern sind auch Teil der kulturellen Identität von Gehörlosen. Dieser Tag soll weltweit das Bewusstsein für die Rechte gehörloser Menschen auf ihre eigene Sprache und kulturelle Identität haben schärfen. Wie alle anderen Gebärdensprachen der Welt ist auch die Österreichische Gebärdensprache eine natürliche Sprache, die aus einer Gemeinschaft entsprungen ist und sich über die Jahrhunderte entwickelt hat und sich weiterhin – so wie alle lebenden Sprachen – verändert. Trotz tief verwurzelter Tradition wurde die Österreichische Gebärdensprache erst 2005 als eigenständige Sprache in der österreichischen Verfassung anerkannt. Dies war ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Rechte gehörloser Menschen in Österreich.
Ein weiterer Schritt in der Sichtbarkeit und Anerkennung von ÖGS erfolgte im Jahr 2013, als ÖGS in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde. Damit wird die Gebärdensprache nicht nur als Kommunikationsmittel gewürdigt, sondern auch als wesentlicher Teil des kulturellen Erbes der österreichischen Gehörlosengemeinschaft.
Sichtbarmachung von Defiziten
Trotz dieser, sowie weiterer positiver Entwicklungen, stehen Gehörlose in Österreich noch vor vielen Herausforderungen. Obwohl die ÖGS offiziell anerkannt ist, gibt es in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens, noch Lücken bei der barrierefreien Kommunikation. Der Weg zur vollständigen Inklusion ist lang, und viele Hindernisse müssen noch überwunden werden. Ein zentrales Problem stellt der Mangel an zugänglichen Informationen für gehörlose Menschen dar. Obwohl es Untertitelungen und Dolmetschangebote gibt, sind diese noch immer nicht flächendeckend vorhanden. Dies führt zu einer erschwerten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und birgt zudem die Gefahr, dass wichtige Informationen für sie nicht verständlich sind. Gehörlose Menschen müssen häufig selbst auf Barrieren hinweisen und für ihre Rechte kämpfen, anstatt von vornherein auf eine inklusive Umgebung zu stoßen.
Der Österreichische Gehörlosenbund nimmt den Tag der Gebärdensprachen jährlich zum Anlass, um auf diese Lücken aufmerksam zu machen. In diesem Jahr hat deshalb der Österreichische Gehörlosenbund einen besonderen Fokus gesetzt auf Kunst- und Kultur und dem Mangel von Angeboten für gehörlose Personen wie Untertitelungen von Beiträgen, Führungen in Gebärdensprache etc. Auch gehörlose Künstler*innen sind in dieser Woche eingeladen, ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge in der Kunst- und Kulturszene zu berichten2
Erste Schritte auf einem langen Weg
Der Internationale Tag der Gebärdensprachen dient somit auch als Aufruf, weiterhin für die Rechte gehörloser Menschen einzutreten. Es geht dabei nicht nur um die Inklusion in alltäglichen Bereichen wie Arbeit, Bildung und Gesundheit, sondern auch um die Anerkennung der Gebärdensprache als Teil einer lebendigen Kultur. Sprache ist mehr als nur ein Kommunikationsmittel – sie ist Ausdruck von Identität, Zugehörigkeit und Teilhabe an der Gesellschaft. Dies erkannte auch die Konvention von 2003 welche als einer der fünf Bereiche des Immateriellen Kulturerbes „mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, einschließlich der Sprache als Trägerin des immateriellen Kulturerbes“ nennt. Die Förderung und Sichtbarmachung von Gebärdensprachen ist daher auch eine Frage des Respekts gegenüber lebendiger Praktik und den Bedürfnissen der Gehörlosengemeinschaften.
Obwohl die ÖGS offiziell anerkannt ist, reicht dies allein nicht aus, um echte Barrierefreiheit zu gewährleisten. Es braucht kontinuierliches Engagement, um die Lücken in der barrierefreien Kommunikation zu schließen und das Bewusstsein für die Bedeutung der Gebärdensprache in der Gesellschaft zu stärken. Veranstaltungen wie der Tag der Gebärdensprachen sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber es bleibt noch viel zu tun, um die vollständige Gleichstellung und Teilhabe gehörloser Menschen in allen Lebensbereichen zu erreichen.