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Presse

der Österreichischen UNESCO-Kommission  
Foto: © Colourbox.de / Eduardo

5 Neuaufnahmen in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

02.04.2024

  • 02.04.2024

Von "Tarock-Königrufen" über "Siniweln" bis zu "Wissen und Praktiken der Hufschmied*innen" - 5 neue Elemente wurden in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbe mit 2. April 2024 aufgenommen. Die Neuzugänge bereichern die bereits bestehende Vielfalt an gelebten Traditionen in Österreich.

Seit 2010 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich - dieses umfasst derzeit 168 Elemente. Der Fachbeirat Immaterielles Kulturerbe, ein Expert*innen-Gremium der Österreichischen UNESCO-Kommission, hat über die 5 Neuaufnahmen entschieden:

„Ausführen des Hauerfahns“ und der Hüterbaum in Wolkersdorf im Weinviertel (Niederösterreich): Jährlich wird in Wolkersdorf bei der Fronleichnamsprozession die große Hauerfahne mitgetragen. Dabei tragen acht Personen aus dem Kreis der Wolkersdorfer Winzer*innen („Hauerburschen" und „Hauermädchen“) die Fahne, was als schwerste aber ehrenvollste Aufgabe angesehen wird. Dieselben „Hauerburschen“/„Hauermädchen“ sind auch mit dem Aufstellen und Umschneiden des Hüterbaumes in Wolkersdorf betraut. Das Aufstellen ist mit zahlreichen Aktivitäten, Kulinarik und musikalischer Begleitung verbunden. Beide Praktiken spiegeln die enge Verbundenheit der Ortschaft mit dem Weinanbau wider.

Der Pestkerzenumzug am Umgangssonntag in St. Benedikten (Steiermark) der Gemeinschaft der Kirchenbäuer*innen findet im Rahmen eines Fronleichnamsgottesdienstes am Herz-Jesu-Sonntag statt und wird als Feldmesse abgehalten. Dabei wird die Pestkerze geschmückt, aufgestellt und bei einer Prozession von einem Hochfeldaltar zum anderen mitgeführt. Die Tradition des Pestkerzenumzugs geht auf ein Versprechen der Bäuer*innen vor vielen Jahrhunderten zurück, eine überdimensionale Kerze als Dank für das Überleben der Pest zu spenden und einmal im Jahr bei einer Prozession mitzutragen.

Siniweln. Wissen um den Rundholzblockbau mit dem Senkmodel (Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg): Die Wandkonstruktionen im Alpenraum umfassen neben verschiedenen Formen des Steinmauerwerks Blockkonstruktionen aus Nadelholz. Für Viehställe, Almhütten und Holzstuben verwenden die Bäuer*innen und Holzknechte*mägde. möglichst gerade, entrindete Rundstämme mit gleichen Durchmessern. Als Holzverbindungen werden an den Ecken Rundkerben mit Hilfe des Senklotes fugendicht ausgehackt, sodass in den Legern kein Wasser eindringen kann. Diese Handwerkstechnik wird von Bergbäuer*innen und Holzarbeiter*innen seit vielen Generationen weitergegeben.

Tarock-Königrufen (österreichweit) ist ein Kartenspiel aus der Familie des Tarocks. Es wird österreichweit seit mehr als zwei Jahrhunderten gespielt und ist bis heute weit verbreitet. Das „Königrufen“ ist ein besonderes Kartenspiel, das mit der europäischen und der österreichischen Geschichte verbunden ist. Es besticht durch spielerischen und sprachlichen Variantenreichtum, Strategie und das Training der Merkfähigkeit. Die Spieler*innen nennen sich meist einfach Tarockierer*innen.

Wissen und Praktiken der Hufschmied*innen (österreichweit): Ursprünglich diente die Hufbeschlagskunst dem Überleben der Menschen durch die Nutzung von Pferden als Reit-, Zug- und Lastentiere. Heutzutage liegt der Fokus vor allem auf dem Einsatz von Pferden im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich sowie in der tiergestützten Therapie. Hufschmied*innen spielen in all diesen Bereichen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Pferde, indem sie eng mit Tierärzt*innen zusammenarbeiten— denn „ohne Hufe, keine Pferde!“ Die traditionelle Hufbeschlagskunst wird von einer Gemeinschaft von rund 400 qualifizierten Hufschmied*innen gepflegt.

Zum immateriellen Kulturerbe gehören Wissen und Können rund um kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Theater, Musik, Bräuche und Feste, traditionelle Handwerkstechniken - im Umgang mit den lokalen, natürlichen Gegebenheiten. Es drückt Kreativität und Erfindergeist aus, vermittelt Identität und Kontinuität und wird von einer Generation an die nächste Generation weitergegeben. 

Zu den Zielen des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) zählt u.a. die Bestandsaufnahme sowie die Sichtbarmachung des immateriellen Kulturerbes der jeweiligen Staaten durch nationale Verzeichnisse. Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich sammelt und dokumentiert diese vielfältigen Praktiken seit der Ratifizierung des völkerrechtlichen Vertrags im Jahr 2009. Mit der Sichtbarmachung von bislang oft im Verborgenen existierenden Bräuchen und Praktiken entsteht ein neues Verständnis für regionale Besonderheiten, funktionierende Gemeinschaften sowie einen nachhaltigen Umgang mit lokalen Ressourcen.

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