Springe zum Hauptinhalt

Bildung

Alle haben das Recht auf Bildung  

21. Februar 2020: Internationaler Tag der Muttersprache

Den Erhalt und Schutz sprachlicher und kultureller Vielfalt sieht die UNESCO als unerlässlich an und begeht am 21. Februar nun bereits zum 21. Mal den Internationalen Tag der Muttersprache.

Die sprachliche Vielfalt ist zunehmend gefährdet. Weltweit gibt es schätzungsweise 6.700 Sprachen, von denen mindestens 40 Prozent bedroht sind. Im Durchschnitt verschwindet alle zwei Wochen eine Sprache – und mit ihr kulturelles und intellektuelles Erbe.

Die UNESCO setzt sich für den Schutz von sprachlicher Vielfalt und die Förderung von Muttersprachen basierter, multilingualer Bildung  ein und anerkennt ihre ausschlaggebende Rolle für Frieden und Entwicklung. Mehrsprachigkeit fördert das gegenseitige Verstehen und kann so beträchtlich zum Dialog zwischen den Völkern beitragen. Mit der Anerkennung von Muttersprachen wird ein Bewusstsein für die vielfältigen sprachlichen und kulturellen Traditionen in der Welt geschaffen.

Historischer Hintergrund des Internationalen Tags der Muttersprache

Die Geschichte des Internationalen Tag der Muttersprache geht auf einen Konflikt im Jahr 1952 im damaligen Pakistan zurück. Die Regierung Pakistans beschloss die Erhebung von Urdu zur alleinigen Amtssprache. Urdu war jedoch nur für 3 % der Bevölkerung Muttersprache, und in Ostpakistan wurde sogar fast ausschließlich Bengalisch gesprochen. Bei Protesten in Dhaka am 21. Februar schoss die Polizei auf Demonstranten; es gab Tote. Die fortwährende sprachliche und kulturelle Unterdrückung Ostpakistans führte schließlich 1971 zur Abspaltung und zur Gründung von Bangladesch.

Auf Initiative Bangladeschs – und stellvertretend für den Kampf aller Bevölkerungsgruppen, die ihr kulturelles und sprachliches Erbe bewahren und schützen wollen – beschloss die Generalkonferenz der UNESCO im Jahr 1999, diesen Tag zum Internationalen Tag der Muttersprache zu machen.

Atlas der gefährdeten Sprachen

Hierzu veröffentlich die UNESCO regelmäßig einen Atlas der gefährdeten Sprachen, der für jede Sprache den Grad der Gefährdung und die Länder, in denen sie gesprochen wird, angibt. Darauf aufbauend arbeitet die UNESCO an der neuen Plattform Weltatlas der Sprachen, der den Atlas der gefährdeten Sprachen zu einer allgemeinen Dokumentation der Sprachen der Welt inklusive Informationen zu Sprecher*innen, Funktionalität und Sprachgebrauch erweitert.

Hierbei arbeitet die UNESCO seit einigen Jahren unter anderem mit der Plurilingualism Research Unit am Forschungszentrum treffpunkt sprachen der Universität Graz zusammen. Die Forschungsstelle unter Leitung von Prof. Dr. Dieter Halwachs ist am Weltatlas der Sprachen und am World Report of Languages maßgeblich beteiligt. Dieser Weltbericht soll heuer im Anschluss an das Internationale Jahr der indigenen Sprachen erstellt werden, infolgedessen die Vereinten Nationen die Internationale Dekade der indigenen Sprachen für die Jahre 2022 bis 2032 beschlossen haben. Hintergrund ist die dringende Notwendigkeit, indigene Kulturen vor dem Aussterben zu bewahren – und politische Rahmenbedingungen zu schaffen, um indigene Sprachen zu erhalten, wiederzubeleben und zu fördern.

Sprachliche Vielfalt in Österreich

Doch wie ist die Situation hinsichtlich der sprachlichen Vielfalt in Österreich? Hierzulande werden rund 250 verschiedene Sprachen gesprochen. Zu den wichtigsten Umgangssprachen gehören neben der deutschen Sprache insbesondere Kroatisch und Türkisch. Darüber hinaus sind Kroatisch (130.000 Sprecher*innen), Ungarisch (41.000), Slowenisch (25.000), Tschechisch (18.000), Slowakisch (10.000), die Österreichische Gebärdensprache (9.000) sowie Romani (6.000) anerkannte Minderheitensprachen. Zudem sind in bestimmten Gemeinden neben Deutsch auch Ungarisch, Slowenisch und Burgenland-Kroatisch Amtssprachen. Hinzu kommen die verschiedenen deutschen Dialekte, die in Österreich gesprochen werden.

Sprachen sind Teil des kulturellen Erbes der Menschheit und nicht zuletzt auch wichtige Instrumente für den Erhalt und die Entwicklung des materiellen und immateriellen Kulturerbes.

Veranstaltungen

Die Vereinten Nationen begehen den Gedenktag mit verschiedenen Veranstaltungen.

In Österreich begeht die Botschaft der Volksrepublik Bangladesch zusammen mit dem Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien den Internationalen Tag der Muttersprache.

In Wien findet an der VHS Ottakring die öffentlich zugängliche Fachtagung „Super, divers und mehrsprachig“ zum Tag der Muttersprache statt, die individuelle und biografisch basierte Mehrsprachigkeit sowie die Auswirkungen und Erscheinungsformen von Superdiversität in Lernkontexten thematisiert.

In der Brunnenpassage findet der Aktionstag „Mut zur Muttersprache – Mut zur Mehrsprachigkeit“ statt. Alumni des SAGS MULTI-Redewettbewerb gestalten tagsüber Workshops für SchülerInnen - Dobrinka Dimova, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Europäische Kommission - Vertretung in Österreich, teilt als Expertin ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit.

Links