World Day of Romani Language - Interantionaler Tag des Romanes am 5. November
Die UNESCO hat 2015 den 5. November als Welttag der Romanes-Sprache ausgerufen, um die Erhaltung der Romanes-Sprache und -Kultur zu fördern, die Sichtbarkeit der Roma-Bevölkerung zu steigern und die Bedeutung aller Sprachen anzuerkennen, deren Vielfalt eine Quelle der Resilienz für alle Gesellschaften ist, die sie teilen.
Mit etwa 12 Millionen Angehörigen sind Roma die größte Minderheit in Europa. Roma gilt als Überbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppen, (wie etwa Sinti, Kale, Manouche, Romanichals, Kalderaš, Gens du Voyage und andere) die über viele Länder verstreut sind. Von diesen sprechen schätzungsweise ungefähr 6–10 Millionen Romanes, wobei hier eine genaue (und verlässliche) Zahl nur schwer nachvollziehbar ist.
Romanes (oder Romani) gehört (neben Bengali, Gujarati, Hindi etc.) zum indoarischen Zweig und ist die einzige Sprache, die ausschließlich außerhalb des indischen Subkontinents gesprochen wird. Dabei handelt es sich um eine bis in die jüngste Zeit nicht verschriftlichte, ausschließlich mündlich tradierte Sprache, die keinen kodifizierten Standard und folglich auch keinerlei präskriptive Normen entwickelt hat. Diese sprachliche Situation ist ein Reflex der soziopolitischen Situation der Roma: politisch, wirtschaftlich und kulturell marginalisiert, ethnisch stigmatisiert, diskriminiert und unter dem Nationalsozialismus verfolgt, war ein Überleben nur in Kleingruppen möglich, woraus auch die bis heute bestehende geographische und soziale Heterogenität resultiert. Die dadurch erschwerte Möglichkeit, politisch-ökonomische Großstrukturen aufzubauen oder an politischer und wirtschaftlicher Macht teilzuhaben erklärt, warum Romanes über keinen kodifizierten Standard verfügt. Hinzu kommt, dass Romanes 17 Dialekte umfasst, die eine große sprachliche Heterogenität aufweisen. Romanes fungiert damit als Überbegriff und fasst eine Vielzahl von Sprachen/Dialekten, für deren Entstehung unterschiedliche Faktoren verantwortlich sind. Darunter die Migration der Romanes sprechenden Bevölkerung in ganz Europa (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) oder der Einfluss von Kontaktsprachen der einzelnen Länder in denen Roma-Gruppen leb(t)en. Die Romanes-Sprache in ihrem Kern umfasst etwa 33.000 Wörter und bietet eine gute Grundlage für ihre Standardisierung. Sprecher*innen der verschiedenen Dialekte können sich durch den gemeinsamen Kern Großteils gegenseitig verstehen. Laut dem Unesco-Atlas der gefährdeten Sprachen der Welt ist Romanes beispielsweise in Bulgarien und Kroatien "stark gefährdet" und in Griechenland, Italien, Frankreich, Polen und Rumänien "definitiv gefährdet".
Romanes in Österreich
Aufgrund der vorangehenden Ausführungen ist auch abzuleiten, dass die österreichische Roma-Bevölkerung sprachlich inhomogen ist. Die österreichischen Roma wurden im Dezember 1993 offiziell als sechste Volksgruppe anerkannt. Sie sind jedoch nur bedingt mit den anderen österreichischen Volksgruppen vergleichbar. Im Gegensatz zu den Minderheitengruppen der Kroat*innen, Slowen*innen, etc. besteht bei den Roma u.a. kein Nationalstaat, der sich für ihre Anliegen einsetzt und zum Kultur- und damit Identitätserhalt beiträgt. Weiters verfügen die österreichischen Roma nur bedingt über ein geschlossenes Siedlungsgebiet und sind keineswegs als homogen zu betrachten. Schätzungen zufolge leben mindestens 50.000 Roma in Österreich. Darunter die Lovara, Sinti oder auch Burgenland-Roma die jeweils ihre eigene Sprache/Dialekte sprechen. Trotz der Einschätzung des Romanes als gefährdete Sprache, gibt es eine Reihe von Bemühungen von Einzelpersonen, Gruppen und Vereinen, das Romanes bzw. die einzelnen verschiedenen Sprachen zu erhalten, bekannt zu machen und an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Diese Bemühungen umfassen unter anderem auch das Anbieten von Sprachkursen, Sammlung und Erfassung der Sprache(n), sowie einer Kodifizierung dieser.
Eine der Bemühungen zur Sichtbarmachung war unter anderem der Antrag und die Aufnahme der Elemente der „Lieder der Lovara“ und “Roman – die Sprache der Burgenland-Roma“ in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Dies sollte unter anderem darstellen, dass Liedgut und Sprache der Roma wichtige Aspekte des kulturellen Erbes in erster Linie von Personen und Gemeinschaften darstellen, sowie zur Vielfalt der gelebten Praktiken in Österreich beitragen.
Der Internationale Tag des Romanes ist hierbei ein weiterer wichtiger Tag, um den kulturellen Reichtum und Identität der Roma in Österreich und der ganzen Welt, auszudrücken. Zusätzlich bietet die weltweite Feier am Internationalen Tag des Romanes jedes Jahr die Gelegenheit, die Schönheit der verschiedenen Spielarten dieser Sprache sichtbar zu machen.
Links
- Welttag des Romanes/Romani, UNESCO
- Romani Projekt der Universität Graz
- Barbara Schrammel-Leber / Dieter W. Halwachs, Roma und Romani in Österreich
- Europäisches Parlament: Wie die Europäische Union das Studium der Kultur, Sprache und Geschichte der Roma unterstützt
- BMBWF, Sprachensteckbrief Romani
- Romani-Facts, Universität Graz
