Internationaler Tag der Geodiversität 2024
04.10.2024
- 6. Oktober 2024
Mit dem Internationalen Tag der Geodiversität (International Geodiversity Day) möchte die UNESCO Bewusstsein für die immense Bedeutung geologischer Vielfalt schaffen und den maßgeblichen Beitrag der Geowissenschaften zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft aufzeigen. Ausgerufen wurde der Internationale Tag 2021. Dieses Jahr steht er unter dem Motto „Die Vergangenheit wahren – die Zukunft sichern“ (Conserving The Past – Sustaining The Future).
Die UNESCO ist die einzige Organisation im UN-Kontext mit einem Mandat für Erdwissenschaften. In dieser Funktion setzt sie sich seit mehr als 50 Jahren sowohl für den Erhalt der Vielfalt des geologischen Erbes als auch für den gleichberechtigten Zugang zu den damit verbundenen Chancen ein. Dies umfasst den Zugang zu Orten des Lernens über geologische Vielfalt ebenso wie die Möglichkeit, eine wissenschaftliche Laufbahn im Bereich der Geowissenschaften einzuschlagen. So unterstützt die UNESCO unter anderem Nachwuchsforscherinnen im Bereich der Naturwissenschaften – einschließlich der Geowissenschaften – mittels des L’Oréal-UNESCO-Förderprogramms „For Women in Science“.
Anlässlich des Internationalen Tages erklärt der Paläontologe Werner E. Piller in folgendem Beitrag für die Österreichische UNESCO-Kommission, was Geodiversität ist und welche umfassende Bedeutung die geologische Vielfalt für die Menschheit hat.
Internationaler Tag der Geodiversität – 06.10.2024
Werner E. Piller
Die UNESCO hat den 6. Oktober zum Tag der Geodiversität designiert, welcher 2024 zum dritten Mal und heuer unter dem Motto „Die Vergangenheit wahren – die Zukunft sichern“ zelebriert wird. Bis dato haben weite Kreise der Bevölkerung, aber insbesondere auch die Politik, die herausragende Bedeutung der Geodiversität für die Erde als Gesamtheit und deren Bedeutung für uns Menschen nicht realisiert, vor allem auch ihre umfassende Bedeutung für die Gesellschaft. Der Tag der Geodiversität soll dazu anregen dieses Defizit anzusprechen.
Beim Thema der Geodiversität sind sowohl die geologischen Erscheinungen und Prozesse der Erdoberfläche als auch des Erdinneren angesprochen. Die Formen der Erdoberfläche werden zu einem Gutteil von den darunterliegenden geologischen Schichten (Gesteine und Sedimente) bestimmt. Durch die Vielfältigkeit dieser Gesteine ist auch die komplexe Erdoberfläche bedingt, die z.B. einen wesentlichen Einfluss auf die Wasservorkommen und deren Verfügbarkeit haben. Der geologische Untergrund ist aber auch die Basis für die darauf wachsende Vegetation und damit auch entscheidend für die Nahrungsverfügbarkeit. Schließlich sind die diversen Oberflächenerscheinungen (z.B. Berge, Flüsse, Seen) von geologischen Prozessen geformt und bieten damit auch entsprechenden Erholungswert - heute wichtiger Bestandteil unserer Gesundheits- und Freizeitgesellschaft.
Weitere Aspekte der Geodiversität liegen im Vorkommen und der Verfügbarkeit von geologischen Ressourcen. Die Diversität dieser Ressourcen ist vielfältig: sie reicht von einfachen Feuersteinen, die mit ihrer Verwendung als spezifische Werkzeuge die neolithische Revolution mitbegründet hat. Erwähnt sei die Kohle, die durch effizientere Verhüttung von Eisen (eine besonders wichtige Georessource) die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert mitinitiiert hat. Weitere Verbesserungen der Lebensbedingungen und der Wirtschaft waren durch die Gewinnung von Erdöl und Erdgas möglich, auf denen unsere Gesellschaft nach wie vor aufbaut. Die Abkehr von diesen geogenen Ressourcen, deren Verbrennung leider wesentlich zum Klimawandel beiträgt, und die Etablierung anderer Energiequellen ist ebenfalls eng mit geogenen Ressourcen verbunden, wobei hier nur die Möglichkeiten der Geothermie, die notwendigen Materialien für die E-Mobilität genannt werden sollen ebenso wie die entscheidenden mineralischen Rohstoffe, die für Windräder aber auch für Photovoltaik-Anlagen von grundlegender Bedeutung sind.
Als für den Menschen negative Aspekte der Geodiversität seien hier vor allem Erdbeben und damit verbundene Tsunamis erwähnt, Vulkanausbrüche und Massenbewegungen (z.B. Erdrutsche und Schlammlawinen).
Von Seiten der UNESCO wird Geodiversität einerseits in den UNESCO Global Geoparks (UGGp) gewürdigt, von welchen derzeit weltweit 213 und in Österreich drei existieren, und andererseits wird sie im Rahmen des International Geoscience Programme (IGCP) wissenschaftlich untersucht.
Über den Autor
Werner E. Piller ist Vizevorsitzender des Geo/Hydro-Sciences Nationalkomitees, Obmann-Stellvertreter der Kommission für Geowissenschaften und wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das unter anderem das UNESCO International Geoscience and Geoparks Programme auf nationaler Ebene vertritt. Bis zu seiner Emeritierung war Werner Piller ordentlicher Professor für Paläontologie und Historische Geologie am Institut für Erdwissenschaften, das er viele Jahre geleitet hat.
UNESCO Global Geoparks in Österreich
In Österreich gehören drei Gebiete zu den UNESCO Global Geoparks: Erz der Alpen (Salzburg), Steirische Eisenwurzen (Steiermark) und Karawanken/Karavanke (Kärnten und Slowenien). Sie sind alle von großer landschaftlicher Vielfalt und jeder für sich bietet ideale Möglichkeiten, die mehr als 100 Millionen Jahre geologischer Geschichte des Alpenraums zu erleben.
Die Geoparks veranstalten regelmäßig Vorträge und Exkursionen, um insbesondere auf die Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen und dem Bildungsauftrag der UNESCO Geoparks nachzukommen. Der UNESCO Global Geopark „Erz der Alpen“ organisiert in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Gesprächsreihe rund um das Thema „Wasser“. Diese „Geopark-Stammtische“ finden im Oktober 2024 in den Gemeinden auf dem Gebiet des Geoparks statt und stehen allen Interessierten offen.
Mehr über die österreichischen Geoparks erfahren Sie unter diesem Link auf der Website der Österreichischen UNESCO-Kommission.
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