Springe zum Hauptinhalt

Wissenschaft

Wissenschaft im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele  
Foto: © Colourbox.de

Ingenieurwesen treibt die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele voran

Die UNESCO erklärt den 4. März zum ‚Welttag der Ingenieurwissenschaften für Nachhaltige Entwicklung‘ um auf die tragende Rolle des Ingenieurwesens bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hinzuweisen.

Ingenieur*innen entwickeln praktische Anwendungen - in den Bereichen Ernährung, Wasser, Energie, Umwelt, nachhaltige Städte, Widerstandsfähigkeit gegen Naturkatastrophen etc. - die für die Menschheit unerlässlich sind. Sie entwickeln Technologien um dem Klimawandel entgegenzuwirken, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und gestalten widerstandsfähige Infrastruktur, die den zunehmenden wetterbedingten Ereignissen - Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Buschbränden - insbesondere in Entwicklungsländern, standhalten.

Universitätsprofessorin für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau DI Dr. Rosemarie Stangl von der Universität für Bodenkultur Wien wurde anlässlich des Welttags über ihre Forschung und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung befragt:

Wie können Ingenieurwissenschaften zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen?

Unser Fach - der Landschaftsbau im generellen - zählt zu den Ingenieurwissenschaften. Wir als Institut arbeiten und forschen traditionellerweise mit natürlichen Materialien und Ressourcen, wie Pflanzen, Holz, Steinen und setzen sie ressourcenschonend und für technische und funktionale Zwecke ein. Die Landschaftsbautechnik z.B. setzt sich speziell mit der Verwendung natürlicher Materialien im Freiraum auseinander (Natursteine, Mauerbau, Treppenbau, Holzbau etc.). Zudem versuchen wir alte Techniken zu erforschen, um sie für neue Ansprüche wieder einsetzbar zu machen - wie etwa im Wege- und Straßenbau, zur Entsiegelung und im Flächenrückbau.

Können Sie uns Beispiele für umweltfreundliche Technologien nennen, die zurzeit entwickelt werden?

Beispielhaft verwendet die Ingenieurbiologie lebendes Pflanzenmaterial (Äste, Stammteile, Zweige, etc.) in speziellen Konstruktionsformen und Bauweisen für Sicherungsarbeiten zur Böschungs- und Oberflächenstabilisierung, zum Erosionsschutz in Hanglagen, zur Ufersicherung, zur Stabilisierung von künstlichen Böschungen uv.a. mehr. Wir entwickeln sogenannte Nature-based Solutions für den technisch-mechanischen Einsatz und v.a. für die Wiederherstellung von verlorenen und beschädigten Ökosystemen und Habitaten.

Die Vegetationstechnik hat speziell im letzten Jahrzehnt einen großen Fokus auf die Entwicklung von grünen Infrastrukturen und Technologien zur Bauwerksbegrünung gelegt. Auch das sind Strukturen, die nicht mehr rein ästhetische Funktion sondern multifunktionale Zwecke ausüben: Regulierung des Mikroklima und des Wasserhaushalts im Boden, Habitatstrukturen, Biodiversitätsförderung, Staubbindung, Filterwirkung, Lärmminderung uv.a. mehr.

Grün-blaue Infrastrukturen  (Kombination von Grün- und Wasserflächen, z.b. durch Nature-based Solutions) sind insbesondere für den Temperaturhaushalt und das Regenwassermanagement von großer Bedeutung (Retention und Puffer, Speicherung, Verdunstung, Temperaturreduktion). Besonders wichtig geworden sind Möglichkeiten zur Entsiegelung und Öffnung von versiegelten Böden, die Entwicklung von oberflächenoffenen Tragschichten und die Wiederverwendung von Baurestmassen und recycelten Baustoffen.

Weitere Ingenieursthemen, die im Landschaftsbau und Bauwesen eine Rolle spielen werden, sind das biobasierte Bauen - die Baustoffentwicklung aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen. Das sind Komposite aus Pflanzenmaterialien und -substanzen, nicht ausschließlich aus Holz, die dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt werden können, um Baumüll/Entsorgung zu reduzieren.

Links

Ingenieurbiologin und Landschaftsbauerin Univ.Prof. DI Dr Rosemarie Stangl verfolgt in ihrer Forschung konsequent einen nachhaltigen Ansatz
© Alumni/Haroun Moalla

“Engineers have a hand in designing, creating, or modifying nearly everything we touch, wear, eat, see, and hear in our daily lives.”– American Society of Engineering Education