Springe zum Hauptinhalt

Dokumentenerbe

„Memory of the World“/„Gedächtnis der Menschheit“  
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Illuminierte Handschriften der Hofschule Karls des Großen
Transnationale Einschreibung, Österreichische Nationalbibliothek, aufgenommen 2023

Um das Jahr 800 entwickelt sich am Hof Karls des Großen ein Zentrum frühmittelalterlicher Kultur und Bildung. Insbesondere die Buchmalerei erreicht an der Hofschule Karls des Großen eine Blütezeit, die anhand einiger weniger erhaltener Werke bis heute Überlieferung gefunden hat. Die kostbaren Handschriften aus wertvollen Materialien wie Pergament, Gold, Silber und Purpur vereinen dabei Elemente antik-römischer, byzantinischer und fränkischer Kunst und Kultur und stellen bedeutende Zeugnisse des frühen Mittelalters dar.

Die transnationale Einschreibung umfasst 11 Handschriften aus Archiven in fünf europäischen Staaten:

1. Godescalc-Evangelistar (Paris, Französische Nationalbibliothek, Nouv. Acq. Lat. 1203)
2. Evangelienbuch aus St.-Martin-des-Champs (Paris, Französische Nationalbibliothek, Bibliothek des Arsenals, Ms 599)
3. Ada-Evangeliar, Codex (Trier, Wissenschaftliche Bibliothek, Hs 22)
4. Ada-Evangeliar, Einband (Trier, Wissenschaftliche Bibliothek, bei Hs 22)
5. Dagulf-Psalter (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 1861)
6. Evangelien-Fragment mit der Verkündung an Zacharias (London, British Library, Cotton Claudius B. V., fol. 134v)
7. Evangeliar von Centula ["Evangelium von Saint Riquier"] (Abbeville, Stadtbibliothek, Ms 4 [1])
8. Evangeliar unbekannter Herkunft (London, British Library, Cod. Harl. 2788)
9. Evangeliar aus St. Médard in Soissons (Paris, Französische Nationalbibliothek, Ms lat. 8850)
10. Lorscher Evangeliar [Matthäus- und Markusevangelium] (Rumänische Nationalbibliothek, Alba Iulia, Abteilung Batthyaneum, Cod. II.1)
11. Lorscher Evangeliar, Elfenbeintafeln und Buchdeckel (London, Victoria and Albert Museum, Inv.-Nr. 138-1866)

Unter den 11 Handschriften, die diese transnationale Einschreibung umfasst, findet sich auch der in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrte Dagulf-Psalter. Das zwischen 783 und 795 n. Chr. entstandene Werk, benannt nach seinem Hauptverfasser, ist der einzige Psalter unter den überlieferten Handschriften. Die in goldener Tinte auf Pergament verfassten Texte in karolingischer Minuskel enthalten, mit Ausnahme schmuckvoll ausgeführter Initialien, keine Abbildungen. Ursprünglich als Geschenk an Papst Hadrian I. in Auftrag gegeben, verblieb der Dagulf-Psalter am Hofe Karls des Großen. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts findet er sich in der Privatbibliothek Kaiser Leopolds I. und ging dann in den Bestand der Kaiserlichen Hofbibliothek in Wien über, deren Bestände in der Österreichischen Nationalbibliothek aufgingen.

© Österreichische Nationalbibliothek
© Österreichische Nationalbibliothek

Weltweite Bedeutung

Die karolingischen Handschriften aus der Hofschule Karls des Großen sind nicht nur Dokumente von großem künstlerischen Wert, sondern ermöglichen auch Einblick in die höfische Kultur des beginnenden Kaisertums um das Jahr 800. Als Zeugnisse der sogenannten "Karolingischen Renaissance" illustireren sie nicht nur eine für die europäische Geschichte signifikante historische Epoche, sondern geben Auskunft über höfische Bildungs-, Wissenschafts- und Repräsentationskultur des frühen Mittelalters.

Weiterführende Links