Bioethik und Menschenrechte - UNESCO Lehrstühle als wichtiges internationales Netzwerk
Gastbeitrag von Dr. Christiane Druml
Nach acht Jahren als Mitglied des International Bioethics Committee (IBC) der UNESCO ist Ende 2015 meine Mitgliedschaft – so wie vorgesehen – beendet. Ich kann mich aber glücklich schätzen, als Inhaberin des ersten UNESCO-Lehrstuhls für Bioethik an der Medizinischen Universität Wien (Inauguration im Jänner 2016) auf dem Gebiet der Bioethik mit einem internationalen Netzwerk in Österreich weiter tätig zu sein.
Die UNESCO fördert als weltumspannende Organisation die Internationalisierung der immer wichtiger werdenden bioethischen Debatte und unterstützt sie mit eigenen Programmen. Dabei erfüllen die Lehrstühle der UNESCO – derzeit gibt es 12 UNESCO Lehrstühle für Bioethik weltweit – eine besondere Funktion: Wissenschaft und Forschung haben weltweit in den vergangenen Jahrzehnten zu einem rasanten Fortschritt der Möglichkeiten in der Medizin und den Lebenswissenschaften geführt und viele neue gesellschaftliche Fragen aufgeworfen.
Diese Themen, die vor nationalen Grenzen nicht Halt machen, werden durch die Aktivitäten an den Lehrstühlen in die Lehre an unseren Universitäten – hier vor allem in den medizinischen Fächern sowie den Lebenswissenschaften – eingebracht, bieten aber auch in der Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Information und Diskussion. Heute gibt es über 600 UNESCO-Lehrstühle weltweit, mit dem Ziel, sich international zu vernetzen und grenzüberschreitend zu kooperieren.
Die Institutionen, mit denen ich kooperiere, sind nicht nur in Österreich (neben der Medizinischen Universität Wien weiters beispielsweise die Universität für Bodenkultur oder das Research Center for Molecular Medicine of the Austrian Academy of Sciences) und Europa zu finden, ein wichtiger Schwerpunkt ist Afrika: Hier sind neben anderen vor allem das Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) im traditionsreichen Albert Schweitzer Krankenhaus in Gabon zu nennen.
Im September 2016 haben wir eine sehr aktuelle internationale Konferenz im Josephinum der Medizinischen Universität Wien zum aktuellen Thema des « Genome Editing » in Bezug auf Malaria übertragende Insekten und ihre Bekämpfung veranstaltet. Essentiell ist hier die aktive Einbeziehung der afrikanischen Forscher*innen, sie haben die Expertise und sind Betroffene: Es ist die Umwelt in der sie leben, die von Änderungen in Flora und Fauna nachhaltig beeinträchtigt werden kann. Diese Konferenz "Fighting Malaria with CRISPR Cas9“ wird im nächsten Jahr eine Fortsetzung in Afrika haben und damit auch die Ethikdebatte auf dem Gebiet der Ökologie vorantreiben, auch die Weltgesundheitsorganisation hat dieses Thema auf ihre Fahnen geheftet.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kooperation mit den aktuellen und früheren Mitgliedern des International Bioethics Committee der UNESCO sowie den anderen Lehrstuhlinhaber*innen für Bioethik. Gemeinsame Initiativen und öffentliche Veranstaltungen werden auch im nächsten Jahr die gesammelte Expertise für neue Blickpunkte auf „alte“ Themen nutzen. Die weltweite Vernetzung der Wissenschaften, die Mobilität der Forscher*innen, das Internet mit seinen ungeheuren Möglichkeiten und der grenzüberschreitende Austausch von Körperproben und Daten ergänzen den Bioethikdiskurs über die Fragestellungen des Beginns oder des Ende des Lebens hinaus. Dazu ist die Übersetzung des ‚Bioethics Core Curriculum‘ der UNESCO auf Deutsch eine wichtige Aufgabe meines Lehrstuhls.
Dr. Christiane Druml studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Seit 2012 Leiterin des Josephinums – Sammlungen der MedUni Wien und seit 2016 Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Bioethik an der MedUni Wien. Forschungsschwerpunkte: Bioethik, klinische Forschung und Good Scientific Practice. Von 2011 bis 2015: Vizerektorin für klinische Angelegenheiten der Medizinischen Universität Wien. Seit 2007: Vorsitzende der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt sowie Mitglied des Obersten Sanitätsrates.
„Themen, die vor nationalen Grenzen nicht Halt machen, werden durch die Aktivitäten an den Lehrstühlen in die Lehre eingebracht."