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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

20 Jahre Immaterielles Kulturerbe in Kärnten - gelungene Auftaktveranstaltung der Jubiläumsreihe

Am 13. Oktober fand die erste Veranstaltung der Reihe zu Ehren des 20-jährigen Jubiläums der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes statt. Rund 60 Personen nahmen an der interdisziplinären Tagung im Haus Hermagoras/Mohorjeva in Klagenfurt am Wörthersee teil, um gemeinsam die vergangenen Jahre zu reflektieren sowie Impulse für die Zukunft des lebendigen Erbes zu setzen.

Wozu braucht es das Immaterielle Kulturerbe und das nationale Verzeichnis?

Vor welchen Herausforderungen steht das Immaterielle Kulturerbe heute?

Wie kann Immaterielles Kulturerbe erhalten und weitergegeben werden?

Ob mündlich überlieferte Traditionen, darstellende Künste, gesellschaftliche Rituale und Feste, Wissen um die Natur oder Handwerkskünste – immaterielles Kulturerbe ist lebendig. Es wird von menschlichem Wissen und Können getragen und von einer Generation an die nächste weitergegeben. Immaterielles Kulturerbe prägt das gesellschaftliche Zusammenleben und leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaften. Die Erhaltung und Weiterentwicklung kultureller Praktiken des Immateriellen Kulturerbes stehen im Zentrum der vor genau 20 Jahren entstandenen UNESCO-Konvention von 2003.

Um die Vielfalt lebendigen Erbes, sowie dessen Erhaltungsmaßnahmen hervorzuheben, hat sich Österreich mit der Unterzeichnung der Konvention 2009 zur Führung eines nationalen Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes verpflichtet. In diesem befinden sich derzeit 157 Elemente, die das gesamte Bundesgebiet umfassen. Mit der Sichtbarmachung von bislang oft im Verborgenen existierenden Bräuchen und Praktiken entsteht ein neues Verständnis für regionale Besonderheiten, funktionierende Gemeinschaften sowie einen nachhaltigen Umgang mit lokalen Ressourcen.

Die Tagung brachte Träger*innen und Expert*innen aus dem Bereich des Immateriellen Kulturerbes und verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen aus Kärnten und darüber hinaus zusammen, um gemeinsam die vergangenen Jahre zu reflektieren sowie Impulse für die Zukunft des lebendigen Erbes zu setzen.

Einleitend gab es Impulse von Katharina Spanlang (Österreichische UNESCO-Kommission) zur Entwicklung der Konvention des Immateriellen Kulturerbes seit ihrer Entstehung 2003, sowie über die Bedeutung des Nationalen Verzeichnisses heute, Peter Wiesflecker (Historiker) der zu Quellen des Immateriellen Kulturerbes referierte und Martina Piko-Rustia (Slowenisches Volkskundeinstitut/Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik) über die Wertschätzung und Wahrnehmung lebendiger Praktiken durch die Aufnahme in das nationale Verzeichnis.

Als Vertreter*innen eingetragener Elemente im Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes diskutierten im Anschluss Rainer Adamik (Ferlacher Büchsenmacher*innen), Diana Erat (Untergailtaler Kirchtagsbräuche und Untergailtaler Tracht/Ziljski žegen in Ziljska noša), Johann Kuhn (Wissen um die Flößerei auf der Oberen Drau), Vinko Wieser (Slowenische Flur- und Hofnamen in Kärnten) und Oskar Müller (Bleiberger Knappenkultur) über die vergangenen Jahre, Auswirkungen der Eintragung auf die Praktik und die Gemeinschaft. Vor allem positive Entwicklungen wurden berichtet:

  • Sichtbarmachung der Praktik
  • erhöhtes mediales Interesse
  • Wertschätzung von außen
  • Aufnahme in ein großes Netzwerk an Träger*innen aller eingetragenen Elemente (derzeit 157 Eintragungen)
  • Möglichkeiten gemeinsamer Initiativen
  • Erleichterung bei Projektanträgen durch die Listung im Nationalen Verzeichnis
  • großes Interesse auch von Schulen - Vermittlungsarbeit
  • Begeisterung für die Aufnahme in der Gemeinschaft

Dies sind nur einige der genannten Punkte. Allerdings bringt die Eintragung eines Elements in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes keinerlei finanziellen Mehrwert - Immaterielles Kulturerbe wird von den Menschen getragen, die es ausüben. Viel Engagement und Motivation steckt hinter der Vielzahl an Vermittlungsarbeit, Projekten und Initiativen, das Immaterielle Kulturerbe an nächste Generationen weiterzugeben.

Im Anschluss gab es eine Paneldiskussion mit Träger*innen, Expert*innen und Verantwortlichen für Kultur in Kärnten: Michael Waste (Kulturabteilung des Landes Kärnten), Katharina Spanlang (Österreichische UNESCO-Kommission), Hanna Wiedenig (Obfrau der ARGE Volkstanz Kärnten), Peter Fercher (Obmann des Kärntner Bildungswerkes) und Martina Piko-Rustia (Slowenisches Volkskundeinstitut/Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik) - durch die Diskussion führte Hans Mosser. Die offen zugänglich gestaltete Tagung bot auch potenziellen neuen Antragsteller*innen für die Aufnahme in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes die Möglichkeit, sich mit Träger*innen bereits eingetragener Elemente auszutauschen, von Vertreter*innen der Österreichischen UNESCO-Kommission Informationen zum Bewerbungsprozess einzuholen sowie Erfahrungen für die Kulturarbeit vor Ort zu sammeln. Ebenso wurde in diesem Rahmen die Möglichkeit geboten, gemeinsam über den Status und Erweiterung des (Volks)kulturbegriffes zu reflektieren.

Veranstalter*in: Slowenisches Volkskundeinstitut/Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik (https://www.ethno.at/home/de) und Österreichische UNESCO-Kommission.
Mit finanzieller Unterstützung von Land Kärnten.

Kommende Veranstaltungen der Reihe "20 Jahre Immaterielles Kulturerbe"

Diskussion: „Immaterielles Kulturerbe: ein Tourismusfaktor?“
in Kooperation mit den Montafoner Museen
Wann: 17. November 2023, 15:00-18:00 Uhr
Wo: Kulturbühne Schruns, Vorarlberg

--> zur Anmeldung

Workshop: „20 Jahre Immaterielles Kulturerbe: Erfahrungen, Perspektiven und ethische Prinzipien"
in Kooperation mit dem Kulturverein I N D I G O elementar
Wann: 24. November 2023, 13:00-17:00 Uhr
Wo: Kulturzentrum Mattersburg, Burgenland

--> zur Anmeldung

Die gesamte Veranstaltungsreihe wird finanziert durch: Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

© Vincenc Gotthardt
© Vincenc Gotthardt
© Vincenc Gotthardt
© Vincenc Gotthardt
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