Welttag der Philosophie am 17. November
Die Philosophie ist nicht nur eine jahrtausendealte Wissenschaft, sie ist auch lebendige Praxis, die zu kritischem und unabhängigem Denken anregt und folglich zu einem besseren Verständnis der Welt, zu interkulturellem Dialog, Toleranz und Frieden beitragen kann.
Mit dem 2005 ausgerufenen Welttag, der seither jedes Jahr am dritten Donnerstag im November begangen wird, unterstreicht die UNESCO den bleibenden Wert der Philosophie als Disziplin und Lebenshaltung für die Entwicklung des menschlichen Denkens und ihr Potential für den Wandel hin zu einer nachhaltigen und gerechten Welt. Darüber hinaus öffnet die UNESCO mit dem Welttag der Philosophie den Blick für die Vielfalt des menschlichen Denkens und globaler Denktraditionen.
"Words sometimes fail to grasp the complexity of the world and its upheavals. To paraphrase the great philosopher Ibn Khaldūn, without the transmission of thought, language is only a barren land. As an antidote, UNESCO works daily to bring philosophy, that universal language of thought, into service in order to identify all the ramifications of the crisis and to clear a common path for humanity."
Audrey Azouley, UNESCO-Generaldirektorin
Philosophie besitzt die Kraft, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen, indem sie maßgeblich zur kritischen Reflexion des eigenen Daseins und der Welt als auch zum Verständnis der großen Herausforderungen unserer Zeit beiträgt. Der Philosophie kommt auch eine zentrale Rolle zu, wenn es um die Definition ethischer Grundsätze geht, an der wir unser Handeln orientieren können. Durch ihre intellektuelle Arbeit im Dialog mit anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen trägt die Philosophie dazu bei, Antworten auf die Fragen des technologischen, ökologischen und sozialen Wandels zu finden, in dem sich die Welt befindet.
Bioethik und Ethik der Künstlichen Intelligenz
Die UNESCO engagiert sich seit jeher für einen breiten Dialog zu ethischen und sozialen Fragen wie auch Normsetzungen. Ihr erklärtes Ziel ist die Förderung verantwortungsvollen Handelns in Wissenschaft und Forschung auf Basis der Menschenrechte und die internationale Abstimmung über entsprechende Werte und Prinzipien. Im Bereich der Lebenswissenschaften wurden hierzu der Internationale Ausschuss für Bioethik (IBC) und der Zwischenstaatliche Ausschuss für Bioethik (IGBC) eingerichtet. Der IBC erarbeitete zuletzt die „Allgemeine Erklärung über Bioethik und Menschenrechte“ (2005). Vorangegangen waren die „Allgemeine Erklärung über das menschliche Genom und Menschenrechte“ (1997) und die „Internationale Erklärung über humangenetische Daten“ (2003). Österreichs langjährige aktive Teilnahme an den UNESCO-Bioethikprogrammen ist für die internationale Vernetzung sowie den nationalen wissenschaftlichen Diskurs im Bereich der Biowissenschaften von großer Bedeutung. Im IBC war Österreich zwei Mal durch Dr. Christiane Druml vertreten. Seit 2015 ist sie Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Bioethik an der Medizinischen Universität Wien.
Neben dem UNESCO-Bioethik Programm zählen die globale Ethikwarte, das Ethik-Bildungsprogramm und die Weltkommission für Ethik in Wissenschaft und Technologie (COMEST) zu den wichtigsten Programmen und Gremien der UNESCO im Bereich Ethik. Zuletzt griff die UNESCO globale Entwicklungen in Bezug auf digitale Technologien auf. Um zu gewährleisten, dass diese Technologien dem Gemeinwohl dienen – ganz im Sinne des Diktums „leaving no one behind“ – verabschiedete die UNESCO 2021 ihre „Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz“. Die Empfehlung ist das erste normative Instrument ihrer Art und unterstützt als ethischer Leitfaden dabei, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit im digitalen Raum zu schützen und aktiv zu fördern.
Feierlichkeiten zum Welttag
Anlässlich des Welttags der Philosophie finden weltweit zahlreiche Veranstaltungen statt, so auch 2022. Die UNESCO veranstaltet in Kooperation mit dem Postgraduiertenzentrum für Kunst und audiovisuelle Forschung Le Fresnoy - Nationales Studio für zeitgenössische Kunst vom 16. bis 18. November 2022 im UNESCO-Hauptquartier in Paris ein Symposium und eine Ausstellung zum Thema „Der Mensch der Zukunft“.
Die Österreichische UNESCO-Kommission hat dieses Jahr die Schirmherrschaft über die Leibniz Lecture der Österreichischen Akademie der Wissenschaften übernommen, die anlässlich des Welttags der Philosophie bereits zum 17. Mal stattfindet. Der Präsident der International Federation of Philosophical Societies, Luca Maria Scarantino, wird zum Thema „Philosophie in einer postnationalen Welt“ sprechen und in seinem Vortrag aktuelle Herausforderungen für die westliche Philosophie, die Geisteswissenschaften und die Bildung adressieren.
Links
- UNESCO: Welttag der Philosophie
- UNESCO: Ethik der Wissenschaft und Technologie
- Interview mit dem Philosophen Luca Maria Scarantino (science.ORF.at)
- Leibniz Lecture der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter Schirmherrschaft der Österreichischen UNESCO-Kommission
- UNESCO-Publikation „Philosophy: a School of Freedom“

