Washerwoman Expanded - Stories of Power, Art and Global AssymetriesVeranstaltungsbericht
Am 20. Mai 2025 luden die Österreichische UNESCO-Kommission und das Weltmuseum Wien zu einem Expertinnen-Gespräch zu globalen Ungleichheiten und Machtasymmetrien in der Kunst und kulturellem Erbe ein.
Ausgangspunkt der Veranstaltung war die erste Ausstellung der neu etablierten Reihe WMW Contemporary des Weltmuseum Wien, die einen Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunst, insbesondere von Künstler*innen aus dem sogenannten Globalen Süden legt. Im Theseustempel im Wiener Volksgarten ist im Rahmen dieser Reihe derzeit (16. Mai - 5. Oktober 2025) Shannon Alonzos Arbeit Washerwoman zu sehen. Alonzos Mixed-Media-Skulptur - eine gesichtslose Figur aus Wachs, Wäscheklammern, brauner Baumwolle und einem Waschtrog - ist eine Hommage an die oft unsichtbare Arbeit von Frauen und eine Referenz an die auch heute noch oft als weiblich konnotierte Tätigkeit des Waschens von Textilien.
Ein Künstleringespräch zwischen Shannon Alonzo und Kuratorin Hanin Hannouch bildete den Auftakt der Veranstaltung am 20. Mai. Im Mittelpunkt stand dabei einerseits die Frage, wie Alonzos künstlerisches Werk bestehende Machtverhältnisse und Ungleichheiten in Hinblick auf die Bewahrung von kulturellem Erbe, insbesondere in der Karibik, reflektiert. Andererseits diskutierten Künstlerin und Kuratorin die Alonzos Erfahrungen als global arbeitende und in der Karibik lebende Künstlerin. Besonders im Mittelpunkt stand dabei die Frage, mit welchen Herausforderungen Künstler*innen aus dem so genannten Globalen Süden aktuell konfrontiert sind.
Die Künstlerin gab persönliche Einblicke in ihre Arbeit und die Themen, die sie bewegen. Darunter:
- Auseinandersetzung mit Archiven: Sie beschäftigt sich mit der Frage, was gesammelt wird und welche Perspektiven – insbesondere von Frauen – oft fehlen.
- Repräsentation von Frauen: Sie möchte die Rolle von Frauen in der Geschichte sichtbar machen, da diese oft ausgeklammert wird.
- Freiheit und Bewegung:
- Als Künstlerin mit mehreren Pässen kann sie international arbeiten, was vielen Künstler*innen aus Trinidad und dem Globalen Süden verwehrt bleibt.
- Im Ausland gibt es oft mehr Ausstellungsmöglichkeiten als in Trinidad, wo Ressourcen und gesellschaftliche Wertschätzung für Kunst begrenzt sind.
- Sie reflektiert die Bewegungsfreiheit von Frauen im öffentlichen Raum und thematisiert gesellschaftliche Hürden.
Diese Frage setzte sich auch in der darauf folgenden Podiumsdiskussion mit Shannon Alonzo, Hanin Hannouch und Anke Schad-Spindler fort. Im Zentrum standen Fragen nach der Definitionsmacht über kulturelles Erbe und künstlerische Ausdrucksformen sowie der Verantwortung von Institutionen, diese kritisch zu hinterfragen. Die Panelistinnen beleuchteten dabei unterschiedliche Perspektiven auf strukturelle Ungleichheiten, Genderaspekte und die Rolle von Politik, Museen und künstlerischen Praktiken. Diskutiert wurde unter anderem, wie internationale Übereinkommen wie jene der UNESCO konkrete Handlungsspielräume eröffnen können. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Notwendigkeit, dominante Narrative zu dezentrieren und vielfältige Stimmen sicht- und hörbar zu machen.
Folgende Punkte waren zentraler Teil der Diskussion:
- Museen als Akteurinnen:
- Sie haben die Möglichkeit, gezielt mit unterschiedlichen Künstler*innen zusammenzuarbeiten und marginalisierten Gruppen mehr Raum zu geben.
- Kurator*innen können durch ihre Themenwahl neue Perspektiven sichtbar machen.
- Kulturpolitik als Hebel:
- Es bestehen nach wie vor große strukturelle Ungleichheiten. Es braucht kontinuierliche Maßnahmen und die Einbeziehung junger Menschen in kulturpolitische Prozesse.
- Internationale Zusammenarbeit:
- Kooperationen mit Akteur*innen aus dem Globalen Süden sind wichtig, stoßen jedoch oft auf Herausforderungen wie Visa-Beschränkungen.
- Institutionen sollten langfristige, partnerschaftliche Strukturen aufbauen.
- UNESCO-Konventionen als Instrumente:
- Sie fördern die Sichtbarkeit und den Schutz von Kunst und Kulturerbe.
- Immaterielles Kulturerbe kann grenzüberschreitend weitergegeben werden.
- Gleichzeitig wirken Konventionen insbesondere in Friedenszeiten und bieten im Konfliktfall oft keinen ausreichenden Schutz.
Diesee Ergebnisse wurden durch das Graphic Recording von Petra Plicka visuell festgehalten.


