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Vielfalt kultureller Ausdrucksformen

Freiräume für Kunst und Kultur  
Foto: © Caroline Minjolle

UNESCO-Bericht: Gender & Creativity

Anlässlich des Internationalen Frauentags veröffentlicht die UNESCO den Bericht „Gender & Creativity“. Dieser hebt die anhaltenden Ungleichheiten sowie eine Reihe innovativer Maßnahmen aus allen Regionen hervor. Frauen* und nicht-binäre Kunst- und Kulturschaffende sind nach wie vor Zielscheibe von Belästigung, Mobbing und Missbrauch, insbesondere auch im digitalen Umfeld. Staatliche Akteur*innen, Kulturbetriebe und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen Hand in Hand arbeiten, um Ungleichheiten der Geschlechter zu überwinden.

Ungleicher Zugang zu angemessener Beschäftigung, zu fairer Entlohnung und Führungspositionen sind Beispiele der hartnäckigen Barrieren. Das UNESCO-Übereinkommen von 2005 über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen stellt Geschlechtergerechtigkeit als zentrales Ziel ins Zentrum: Um eine Vielfalt an kulturellen Ausdrucksformen zu gewährleisten, muss Chancengleichheit im Kunst- und Kultursektor erreicht werden. Kultur und Kreativität sind nicht immun gegen die Ungleichheit der Geschlechter.

Schlüsselergebnisse des Berichts:

  • Trotz der Fortschritte im Bereich des Monitorings, bleibt noch viel zu tun: es müssen neue Ansätze zur Datenerhebung unter Verwendung quantitativer und qualitativer Indikatoren gefördert werden.
  • Laut verfügbarer geschlechtsspezifisch aufgeschlüsselter Daten sind Frauen im Arbeitsleben weiterhin schlechter gestellt als Männer. Dies betrifft u.a. den relativen Lohnabstand, die Vertragssituation sowie den Aufstieg in höhere Positionen.
  • Es sind weitere Anstrengungen erforderlich, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, u.a. um Sichtbarkeit zu erhöhen, Mentoring- und Schulungsprogramme einzurichten und den Zugang zu Finanzierungen für Frauen* im Kulturbereich zu verbessern sowie um einen inklusiven Dialog mit Kulturpolitiker*innen zu gewährleisten.
  • Diejenigen, die sich als Frauen*, nicht-binär oder Queer identifizieren, sind viel häufiger von Belästigung, Mobbing und Benachteiligung am Arbeitsplatz, auch im digitalen Umfeld, betroffen. Ein erneuter Fokus auf Strategien und Maßnahmen, die sich mit Sicherheit und Wohlbefinden im Kunst- und Kulturbereich befassen, ist entscheidend für die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, der künstlerischen Freiheit und für die langfristige Sicherung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen.
  • Krisenmomente erhöhen die Verwundbarkeit von bereits marginalisierten Gruppen, einschließlich Frauen*, und können die Ansicht verstärken, dass Frauen* weniger zentral oder "entbehrlicher" für den Kultur- und Kreativsektor sind als Männer. Dies ist zentral, da die langfristigen Auswirkungen der Covid-19 Pandemie noch nicht bekannt sind. Zu wenige Initiativen zur Unterstützung von Künstler*innen und Kreativen, die von der Pandemie betroffen sind, verwenden eine intersektionale Gender-Linse.

Intersektionaler Zugang der UNESCO

Der Begriff Intersektionalität wird verwendet, um die Art und Weise zu beschreiben, in der mehrere Ungleichheiten (Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung, Alter usw.) im Leben der Menschen und insbesondere im Leben von Minderheiten zusammenwirken. Die Erfahrung von Geschlechterungleichheit kann durch die Art und Weise, in der sich geschlechtsspezifische Diskriminierung mit anderen Formen von Ungleichheit überschneidet, besonders verstärkt werden.

Intersektionale Ungleichheiten sind komplex, und das Verständnis, wie sich die Überschneidungen zwischen verschiedenen Diskriminierungserfahrungen auf soziale und ökonomische Absicherung auswirken, ist für die Politikgestaltung wesentlich. Daten, die diese Barrieren sektorübergreifend berücksichtigen, werden benötigt, um wirklich integrative politische Antworten zu entwickeln. Die bisherigen Datenerhebungen enthalten fast keine Informationen über nicht-binäre Geschlechter. Selbst die in diesem UNESCO-Bericht zu "Gender & Creativity" verwendeten Daten beschränken sich oft auf binäre Geschlechtskategorien (Frau und Mann), da die Erhebungen entlang binärer Linien formuliert sind und es in vielen Ländern rechtlich oft nicht möglich ist, sich mit einem anderen Geschlecht als männlich oder weiblich zu identifizieren.

Empfehlungen (Auswahl)

  • Stärkung der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen staatlichen Akteur*innen, Aktivist*innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Vertreter*innen von Verbänden der Kulturschaffenden und Wissenschaftler*innen
  • Erneuter Fokus auf Sicherheit und Wohlbefinden im Kunst- und Kultursektor ist entscheidend für die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, der künstlerischen Freiheit und für die langfristige Sicherung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen. Eine Null-Toleranz-Politik zur Beendigung von Belästigung und Missbrauch in der Kultur- und Kreativwirtschaft muss umgesetzt und durchgesetzt werden.
  • Geschlechtergleichheit ist zugleich Geschlechtervielfalt: Kulturpolitisches Handeln muss über binäres Denken hinausgehen. Frauen und Personen, die sich als nicht-binär identifizieren, müssen als kreative Personen anerkannt und gefördert werden.

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Handlungsempfehlungen

Vielfältige kulturelle Ausdrucksformen, die die Gleichstellung der Geschlechter fördern, können unsere individuellen und kollektiven Wahrnehmungen verändern, können hartnäckigen und schädlichen Stereotypen entgegenwirken und können die Stimmen und Geschichten der Unsichtbaren und/oder lange zum Schweigen Gebrachten verstärken.

UNESCO