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Vielfalt kultureller Ausdrucksformen

Freiräume für Kunst und Kultur  
Foto: © Caroline Minjolle

Online-Seminar: Kunstfreiheit in der Krise?

  • 15. April 2020
  • 09:00-10:45
  • Online

Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und viele andere (Live-)Performances verschieben sich aufgrund aktueller Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ins Netz. Die Situation ist für unzählige Kunst- und Kulturschaffende weltweit existenzbedrohend. Zum UNESCO-World Art Day am 15. April 2020 lädt die Schwedische UNESCO-Kommission, gemeinsam mit FREEMUSE, Konstnärernas Riksorganisation und dem Swedish Arts Council zu einem Online-Seminar, um die herausfordernde Situation unter die Lupe zu nehmen und kritisch zu diskutieren: Wie steht es um die künstlerische Freiheit weltweit?

In Österreich ist die künstlerische Freiheit im Staatsgrundgesetz rechtlich verankert: Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei. Auch in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (Artikel 13) ist gesichert, dass Kunst und Forschung frei sind. Dass künstlerische Freiheit allerdings über diese Auffassung im engen Sinne hinaus gehen muss, zeigt die UNESCO deutlich. So ergibt sich in der Definition der UNESCO das Recht auf künstlerische Freiheit u.a. aus dem Recht auf Vereinigungsfreiheit, auf Freizügigkeit oder auch aus dem Recht auf Schutz sozialer und wirtschaftlicher Rechte. Gemäß der Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt Kultureller Ausdrucksformen kann kulturelle Vielfalt nur dann geschützt und gefördert werden, wenn die Menschenrechte und Grundfreiheiten garantiert sind.

Wie es um ebendiese Rechte aktuell weltweit steht ist Diskussionsthema des Online-Seminars am 15. April 2020 (in Englisch), in dessen Rahmen auch der neue FREEMUSE Bericht 2020 zur Lage der künstlerischen Freiheit präsentiert wird. Während in manchen Ländern Überwachungssysteme Freiheiten einschränken und Zensurmaßnahmen ganz konkret Inhalte unterbinden, stehen in anderen Ländern Kunst- und Kulturschaffende und zivilgesellschaftliche Akteur*innen vor enormen Herausforderungen. So bleibt als einzig öffentlicher Raum für kritischen Ausdruck jener im Netz. Eine Situation, die erschwert, dass kritischer Protest öffentlich wahrgenommen wird – und die bedingt, dass jene Personen, die bereits vor der Krise oft von Hass im Netz betroffen waren, z.B. wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts oder einer Behinderung, noch häufiger angegriffen werden.

Raum zu schaffen für die Frage, wie es um künstlerische Freiheit weltweit, aber auch vor Ort in Österreich, steht, ist wesentlich, um einen breit angelegten gesellschaftlichen Diskurs über die Bedeutung, aber auch die Fragilität künstlerischer Freiheit zu ermöglichen. In Österreich hat sich hierfür 2017 die offene Vernetzungsplattform Arts Rights Justice Austria gegründet, die Anlauf- und Vermittlungsstelle ist und durch Monitoring-Aktivitäten die Entwicklungen in Österreich im Auge behält. Das Netzwerk steht allen offen, die sich einer demokratischen, diskriminierungsfreien und partizipativen Haltung verpflichten.

Die Diskussion zu den internationalen Entwicklungen, im Rahmen des UNESCO-World Art Day, startet am 15. April um 9:00 und bietet all jenen eine Plattform, die sich zum Thema austauschen und den kritischen Blick auf Eingriffe künstlerischer Freiheit schärfen wollen. Das Seminar wird durch Zandra Thuvesson (Cultural Policy Strategist, Konstnärernas Riksorganisation) moderiert (in englischer Sprache) und ist kostenfrei für alle zugänglich. 

Programm Online-Seminar:

  • Präsentation des FREEMUSE Berichts 2020
  • Panel Diskussion mit Sara Edström (Künstlerin and Vorstand Konstnärernas Riksorganisation), Anna Söderbäck (Geschäftsführerin, Swedish Arts Grants Committee), Staffan Smedby (Head of Unit for Democracy and Human Rights, SIDA), Brittis Edman (Head of Policy Amnesty International Sweden) und Nora Al Badri (Künstlerin)
  • Musik-Performance von Arya Aramnejad

Die Anmeldung zum Online-Seminar ist hier möglich. 

Der World Art Day wurde 2019 im Rahmen der 40. Generalkonferenz der UNESCO ausgerufen, um die Kreation, Produktion, Distribution von und Teilhabe an Kunst und Kultur einmal jährlich symbolisch ins Zentrum zu stellen. Die Feierlichkeiten des 15. Aprils sollen dazu beitragen, die Verbindung zwischen künstlerischem Schaffen und der Gesellschaft sichtbar zu machen, das Bewusstsein für die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen zu stärken und den Beitrag von Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen zur nachhaltigen Entwicklung hervorzuheben. Weitere Informationen zum World Art Day und den geplanten Aktivitäten der UNESCO finden sich unter https://en.unesco.org/commemorations/worldartday

 

Weiterführende Informationen

Links

Christine Gaigg, DeSacre
© Urska Boljkovac

Künstlerische Freiheit ist die Freiheit, vielfältige kulturelle Ausdrucksformen zu erdenken, zu schaffen und zu verbreiten – ohne Zensur durch Regierungen, politische Einflussnahme oder Druck von nichtstaatlichen Akteur*innen. Sie schließt das Recht aller Menschen auf Zugang zu diesen Werken ein und ist für das Wohlergehen von Gesellschaften unerlässlich.

UNESCO-Definition "Kunstfreiheit"