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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Re-Definieren von IKE in einem (post)-migrantischen Europa

Europaweit ist die Diversität der Bevölkerung Realität. Diese ist jedoch offiziell noch längst nicht anerkannt und oft werden Traditionen und Bräuche, auch über viele Generationen hinweg, eher im Verborgenen gefeiert und praktiziert. Auch die seit vielen Jahrzehnten anerkannten sog. Volksgruppen in Österreich leben immaterielles Kulturerbe. Vermischen und hybridisieren sich gesellschaftliche Rituale zunehmend? Wie ist dies zu bewerten? Wie wird dies in anderen europäischen Ländern behandelt?

In diesem Fachgespräch wurden verschiedene aktuelle Perspektiven in Bezug auf Österreichisches Immaterielles Kulturerbe dargelegt und anschließend diskutiert. Eingeladen waren Traditionsträger*innen, deren Traditionen, Wissen oder Praktiken, bereits im nationalen Verzeichnis des Immaterielles Kulturerbe gelistet sind; darunter Vertreter*innen der Slowenischen Hof-und Flurnamen (eingetragen 2010)  oder der Stinatzer Hochzeit - Stinjačka svadba (eingetragen 2020). Beide Elemente sind geprägt durch ein (binnen-)migratorisches Erbe, dass in den Gemeinschaften gelebt wird. Künstler*innen, Aktivist*innen und Kulturarbeiter*innen die sich in ihren Projekten in kreativer Art und Weise mit immateriellen Erbe auseinandersetzen, sprachen über den notwenigen Prozess der Anerkennung und Identifizierung des eigenen gelebten kulturellen Erbes, um dieses nach außen tragen zu können. 

Wichtige Fragen wie, "Wer definiert nun was immaterielles Kulturerbe ist?", wurden in dem Gespräch behandelt. Kulturelles Erbe steht und fällt mit ihren Traditionsträger*innen und deren Identifizierung und der kreativen Weitergabe. Das Übereinkommen möchte gelebtes Erbe in Form und Vielfalt, wie sie in einer Region gelebt wird, sichtbar machen. Dabei beschränke es sich nicht auf die Traditionen der Mehrheitsgesellschaft, die Herkunft ist dabei indifferent, so betont Helena Drobna, Regional Office Manager der UNESCO. Modelle aus anderen Ländern zeigen einen gänzlich anderen Zugang in der Entscheidungsfindung eines Landes, wie immaterielles Erbe zu erkennen ist. 

Output

Es zeigt sich, dass Immaterielles Erbe stark mit Emotionalität verbunden ist, die Sichtbarmachung gleicht dabei der Anerkennung eines Teils der eigenen Identität. (Kunst)projekte verfolgen ähnliche Ziele wie ein nationales Verzeichnis: Sichtbarmachung, Vermittlung und Aufrechterhaltung des eigenen Erbes. Die Eintragung in ein nationales Verzeichnis hat vor allem symbolische Bedeutung. Umso zeitgemäßer ist ein Verzeichnis, das die gelebte Diversität in Österreich widerspiegelt und das (post)migrantische Erbe öffentlich anerkennt.