Springe zum Hauptinhalt

Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Expert*innen-Tagung: Spannungsfelder im IKE

Während der Internationalen Konferenz mit dem Titel "Spannungsfeld Immaterielles Kulturerbe" wird der Wert von immateriellem Kulturerbe für heutige Gesellschaften in einer gemeinsamen Veranstaltung der vier deutschsprachigen UNESCO-Nationalkommissionen Europas diskutiert. 

Immaterielles Kulturerbe bildet (Teil)-Lebenswirklichkeiten ab: Hintergrund und sozialer Kontext gelebter Traditionen und Praktiken mit oftmals einer langen historischen Verankerung erfahren in der Träger*innengruppe oder lokalen Gemeinschaft meist hohe Akzeptanz. In einigen wenigen Fällen wird diese Anerkennung jedoch von anderen Bevölkerungsteilen und Öffentlichkeiten der eigenen Gesellschaft sowie in anderen Teilen der Welt nicht geteilt: etwa wenn Tiere (Tiernutzung, Zähmung, Rituale) betroffen sind, wenn es um Erfahrungswissen geht, das unter Umständen im Gegensatz zu wissenschaftlichen Erkenntnissen steht (z.B. traditionelle Heilmethoden), bei Genderfragen (Ausschluss von entweder Männern oder Frauen bei der Ausübung) oder bei der Beteiligung von Minderheiten bzw. an Religionen und Religionsgemeinschaften orientierten Bräuchen.

Auch innerhalb der Träger*innengruppen gibt es zu diesen Fragen gelegentlich durchaus Bruchlinien. Die Tagung widmete sich deshalb unter anderem folgenden Fragestellungen: Wie lässt sich der gesellschaftliche Wert von immateriellem Kulturerbe und die Aufgaben, die die UNESCO den Mitgliedstaaten auferlegt hat, beurteilen? Und welche Bedeutung hat immaterielles Kulturerbe für junge Menschen und für die von Vielfalt geprägte, heutige Gesellschaft? Ca. 60 Expert*innen aus dem Bereich des IKE aus Deutschland, Luxemburg, der Schweiz und Österreich diskutierten in Wien, welche neuen Dialoge und Bewusstseinsprozesse das Arbeiten an nationalen Verzeichnissen angestoßen hat und wo sich Grenzen und Blockaden zeigen. 

Output

Ein Bericht fasst die Diskussionen und Vorträge zu diesen Themen zusammen und gibt Ansätze zu weiteren Gedanken. Eine Erkenntnis der Teilnehmenden war, dass die Expert*innen Diskursprozesse anstoßen können, die zu einem Empowerment von (marginalisierten) Gruppen führen können. Auf dem Weg zu einer Anerkennung als immaterielles Kulturerbe ist ein partizipativer Prozess mit allen Beteiligten wichtig, der transparent dargestellt wird. In den verschiedenen Diskussionen um kulturelle Praktiken und ihre Akzeptanz zeigte sich, dass der Zeithorizont und die gesellschaftliche Einbettung bei der Implementierung und im Umgang mit streitbaren Themen immer mitzudenken sind. Insbesondere im Falle von Spannungsfeldern/Antagonismen im Umgang mit immateriellem Kulturerbe solle der regelmäßige Austausch beteiligter Akteur*innen auf nationaler und lokaler Ebene gefördert werden.