Im Konventionstext des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes ist die „Bedeutung des immateriellen Kulturerbes als Motor der kulturellen Vielfalt und als Garant für Entwicklung“ hervorgehoben. Die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) wurden 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Sie stehen für das Streben nach einer Zukunft, die inklusiv, gleichberechtigt, friedvoll und nachhaltig ist. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ist ein Aktionsplan, der die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Wirtschaft, Soziales und Umwelt – beschreibt und mit 17 Entwicklungszielen die einzelnen Handlungsbereiche definiert. In Bezug auf die 17 SDGs wurde in der 70. Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2015 auch der Beitrag der Kultur zur nachhaltigen Entwicklung betont und erklärt, dass Immaterielles Kulturerbe besonders zu den Zielen 2 (kein Hunger), 4 (hochwertige Bildung), 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden) und 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) einen Beitrag leisten kann.
Viele der Elemente des nationalen Verzeichnisses des immateriellen Kulturerbes, leisten einen wichtigen Beitrag in der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Beispielsweise zu Ziel 11.5: Verringerung der Auswirkungen von Naturkatastrophen. Der Fokus auf modernen Technologien sowie das Auslagern von Zuständigkeiten führten zu einem rasanten Verlust von Eigenverantwortung, individueller Kompetenz, wie auch den über Generationen entwickelten und erprobten Wissen und Können. Das kann sich insbesondere im Hinblick auf Naturgefahren und die Klimaerwärmung dramatisch auswirken. Die Weiterentwicklung jahrhundertealten Wissens zum Umgang und zur Einschätzung von Naturgefahren und Gegebenheiten stärkt die Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen. Das „Erfahrungswissen im Umgang mit der Lawinengefahr“ (Aufnahme in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit 2018) oder das „Alpinistische Wissen und Können der Berg- und Schiführer*innen“ (aufgenommen 2021) werden Jahrhunderte lang mündlich überliefert, weiterentwickelt und heutzutage durch wissenschaftliche Forschungen ergänzt. So sichern diese den nachhaltigen Umgang mit der natürlichen Umgebung im Alpinen Raum.
Die UNESCO hat mittels verschiedener Initiativen versucht, die Zusammenhänge zwischen den 17 SDGs und dem Immateriellen Kulturerbe, sichtbar zu machen. Unter anderem durch verschiedene Onlinetools, wie dem "Dive Into Intangible Heriatge" oder der Publikation einer Serie von Fallstudien welche die Zusammenhänge veranschaulichen. Duch nationale Initiativen werden diese Bemühungen ergänzt, beispielsweise wurde auf Initiative von Finnland, ein sogenannter Nachhaltigkeitskompass erstellt, durch welchen Traditionsträger*innen selbst weiter erforschen können, zu welchen Nachhaltigkeitszielen sie beitragen oder auch noch in Zukunft beitragen könnten.