Springe zum Hauptinhalt

Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Wirlinger Böllerschützen
Gesellschaftliche Praktiken in Oberösterreich, aufgenommen 2011

Der Traditionsschützenverein Wirling ist österreichweit der vermutlich einzige Verein, der berechtigt ist, das traditionelle Böllerschießen zu betreiben. Die Böllerschützen begleiten religiöse und weltliche Feste. Ein eigens dafür konstruiertes Böllergeschütz wird auf einer Anhöhe in Stellung gebracht und je nach Anlass zu genau festgelegten Zeiten abgefeuert. Wichtig ist, immer das Echo des Böllerknalls, welches bis zu zwölf Sekunden dauern kann, vor der Abgabe des nächsten Schusses abzuwarten.

Ein guter Böllerschütze zeichnet sich durch einen nahtlosen Übergang zwischen dem Echo des ersten und dem nachfolgenden Böllerschuss aus. Auch die Einhaltung der Schusszeiten ist für die Ausübung von großer Bedeutung: Eine Hochzeit wird um exakt vier Uhr morgens mit vier Böllerschüssen angekündigt, und bis zur Kirchenfeier stündlich eine der Stunde entsprechende Anzahl an Schüssen abgegeben.
Da es vor allem ab Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oft zu einer missbräuchlichen Verwendung des Böllerschießens kam, mehrten sich die Zwischenfälle mit teils erheblichem Personen- und Sachschaden. Dies führte im Jahre 1974 zu einem fast vollständigen Verbot des Hantierens mit Böllern. In den meisten Gemeinden wurde das Böllerschießen von den im Salzburger Flach- und Tennengau üblichen Prangerschützenvereinen, die von dem Verbot ausgenommen blieben, abgelöst. Dadurch kam es beinahe zum Aussterben des Böllerschießens, das sich bis heute nur mehr in Wirling erhalten hat. Engagierte Wirlinger Böllerschützen entwickelten im Jahre 1989 ein Böllerabfeuerungsgerät, das den neuen pyrotechnischen Anforderungen entsprach und schließlich auch eine Genehmigung erhielt. Somit sind die Traditionsschützen Wirling bis heute vermutlich der einzige Verein in Österreich, der offiziell Böller schießen darf und diese Tradition somit legal weiterpflegen kann. Die Bewahrung und Weitergabe der ausschließlich mündlich überlieferten Böllerschützentradition wird durch die Einbindung der Jugend in die Vereinsorganisation gewährleistet.

Kontakt

Stephan Gschwandtner
5360 St. Wolfgang
Stephan.Gschwandtner@gmx.at

Downloads

Galerie

Suche im Verzeichnis