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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Transhumanz – Schafwandertriebe in den Ötztaler Alpen
Umgang mit der Natur in Tirol, aufgenommen 2011

Die Transhumanz in den Ötztaler Alpen ist eine besondere Form des Schafwandertriebs. Die Wanderungen verlaufen über das Timmelsjoch (2494m), das Hochjoch (2885m) und das Niederjoch (3017m) und gelten als die einzige grenzüberschreitende Transhumanz in den Alpen, die über Gletscher führt. Jährlich werden im Frühsommer rund 5000 bis 5500 Schafe aus Südtirol in die Ötztaler Weidegebiete getrieben und im Herbst wieder zurückgetrieben.

Bei den Schaftrieben arbeiten insgesamt 70 bis 80 meist junge Männer und Frauen aus dem Schnalstal und Vinschgau als Treiber*innen. Beim Übertrieb über das Timmelsjoch ins Passeiertal sind es vorwiegend Männer aus Obergurgl, die diese Tätigkeit ausüben. Sie leben jährlich drei Monate lang in alten Schäferhütten im Ötztal. Die Treiber*innen tragen traditionell blaue Schürzen und lange Bergstöcke aus Holz. Lockrufe, wie etwa das „höörla leck leck leck“ sind für die Treiber*innen aus dem Ötztal typisch.
Über viele Generationen hinweg haben sich durch die Transhumanz verwandtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen zwischen den Menschen „hüben und drüben“ entwickelt. Dies äußert sich nicht nur in gleichen Familiennamen, sondern auch in der Volkskultur. Alte Rituale und Bräuche wie etwa das Festlegen der Weideplätze und die Zahl der Schafe, die Bezahlung oder der gemeinsame Kirchgang vor dem Übertrieb werden bis heute ausgeübt.
Aus der Ur- und Frühgeschichtsforschung ist inzwischen gesichert, dass es die Schaftriebe über die zum Teil vergletscherten Jöcher seit mindestens 6000 Jahren gibt. Durch die sachgerechte Beweidung leisten die Schäfer*innen bis heute einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts in ihren Gebieten. Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Wintertourismus stellen immer wieder eine Gefährdung für die Transhumanz dar, da dadurch die Weidegebiete der Schafe zum Teil zerstört werden.

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