Taubenschießen in Altaussee
Gesellschaftliche Praktiken in Steiermark, aufgenommen 2016
Taubenschießen war von der Nordsee bis Südtirol weit verbreitet, heute wird es jedoch nur mehr in Altaussee und Nußdorf am Inn (Bayern) praktiziert. Jährlich treffen sich die Mitglieder des Taubenschützenvereins ab dem ersten Sonntag nach Allerheiligen bis eine Woche vor dem Faschingsonntag beim Schneiderwirt zum traditionellen Taubenschießen - ein Gesellschaftssport mit zumindest drei Schütze*innen und einer hölzernen Taube.
Das Taubenschießen ist wahrscheinlich als Schießsport der unteren Bevölkerungsschichten entstanden, die früher keine Schusswaffen besitzen durften. Der Schießstand funktioniert wie ein großes Pendel. Als Wurfgeschoss dient eine ca. 2kg schwere, hölzerne Taube mit eisernem Schnabel, die an einer 8m langen Kette aus Stahldrahtgliedern hängt. Hinten an der Taube ist eine Schnur befestigt, die der/die Schütze*in möglichst mit ruhiger Hand in einer Linie mit der Kette und der Mitte der Zielscheibe bringen muss. Lässt der/die Schütze*in die Schnur los, schwingt die Taube durch die Pendelbewegung in Richtung Zielscheibe und bleibt dort mit der eiserenen Spitze stecken. Der/die "Zieler*in" vermerkt am Rand der Scheibe das Schussergebnis und schwingt die Taube zurück zum/zur "Aufigeber*in", der dem/der nächsten Schütze*in die Taube reicht.
Zu jedem Saisonende findet am Faschingssamstag auch ein Schützenmahl mit Siegerehrung und am Faschingsmontag ein Umzug durch die örtlichen Wirtshäuser statt. Bei diesem Umzug wird eine handbemalte, hölzerne Schützenscheibe mitgetragen, auf der jedes Jahr ein Vereinsmitglied als Karikatur verewigt wird. Diese "Ehre" wird jenem/jener zu Teil, dem/der innerhalb des letzten Jahres ein heiteres Missgeschick passiert ist.
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