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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Seitelpfeife: Erzeugung und Spielpraxis
Darstellende Künste in ganz Österreich, aufgenommen 2024

Die Seitelpfeife, auch „Schwegel“ genannt, ist ein traditionelles Holzblasinstrument mit sechs Grifflöchern und wird vor allem im Alpenraum und speziell im Salzkammergut gespielt. Trotz ihrer einfachen Bauweise gibt es heute nur noch wenige Handwerker*innen, die die Seitelpfeife herstellen. Sie bleibt jedoch ein fester Bestandteil der Schützenmusik im Salzkammergut und spielt eine zentrale Rolle bei regionalen Bräuchen und Festen.

Die Seitelpfeife ist ein Holzrohr, welches auf der Blaslochseite mit einem Korkstoppel abgedichtet ist. Sie besitzt sechs Grifflöcher, ist teilweise mit Zierknöpfen an den Enden ausgestattet und wird, wie schon der Name verrät, durch die Spielhaltung zur Seite über das Mund- oder Blasloch angeblasen. Mit ihrer langen Vorgeschichte ist die Seitelpfeife ein Vorbote der heutigen Flöteninstrumenten, wie beispielsweise der Querflöte. Die Techniken der Herstellung werden weitgehend mündlich von den Erzeuger*innen an Nachkommen oder Interessierte weitergegeben. Die Schablonen für Grifflöcher und Bohrungsdurchmesser sind althergebrachte überlieferte Dokumente. Die Seitelpfeife wird auf einer Drechselbank in mehreren Arbeitsschritten und ausschließlich aus heimischen Harthölzern hergestellt. In weiten Teilen des alpenländischen Raums kommt die Seitelpfeife als traditionelles Volksmusikinstrument zum Einsatz. Damit ist sie eng mit volkskulturellen Veranstaltungen in den jeweiligen Regionen verbunden. Speziell im Salzkammergut ist die Seitelpfeife als fixer Bestandteil der Schütz*innenveranstaltungen.

Wichtig ist der seit 1925 an Maria Himmelfahrt (15. August) stattfindende, alljährliche „Pfeifertag“. Diese große Zusammenkunft wird abwechselnd auf verschiedenen Almen im Salzkammergut ausgetragen. Zur Absicherung, dass kein allgemeines Musikant*innentreffen daraus entsteht, wurde eine Richtlinie veranlasst, dass am Pfeifertag bis Mittag nur die Musik der Schwegeln, Trommeln und der Maultrommeln erklingen darf. Die Ausbildung von Jungmusiker*innenn wird teilweise innerhalb von Familienverbänden bzw. im Freundeskreis, sowie bei Seminaren und Pfeifertreffen bewerkstelligt. Eine wichtige Erhaltungsmaßnahme finder an der HTBLA Hallstatt statt, wo im Unterrichtsfach Instrumentenbau und Drechslerei die Herstellung sowie das Spielen der Seitelpfeife gelehrt wird. An der NMS Gosau wird ebenfalls im Musikuntericht fallweise das Spielen der Seitelpfeife unterrichtet. Alljährliche Volksmusikseminare durch das Oberösterreichische- und Salzburger-, sowie Steirische Volksliedwerk tragen ebenfalls zur Verbreitung und dem Erhalt des Seitelpfeifens bei.  

Kontakt

Leopold Schiendorfer
4820 Bad Ischl
www.holzkunst-schiendorfer.jimdofree.com

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