Samsontragen im Lungau und Bezirk Murau
Gesellschaftliche Praktiken in Salzburg, Steiermark, aufgenommen 2010
- Murauer Bürgergarde
Der Brauch des Samsontragens ist fixer Bestandteil des regionalen Kalenders und sorgt immer für regen Zulauf. In 12 Ortschaften des Salzburger Lungaues und des angrenzenden Bezirks Murau in der Steiermark wird vor und nach den Prangtagen unter Begleitung der örtlichen Musikkapelle der Samson getragen – eine bis zu 100 kg schwere und fast 7 Meter hohe Umgangsfigur. Der Samson lastet auf den Schultern einer einzigen Person, die von vier „Aufhabern“ unterstützt wird.
Der Brauch geht auf die Barockzeit zurück, als auf Betreiben der Kapuziner zu Fronleichnam und am Bruderschaftsmontag prunkvolle Umzüge mit Darstellungen aus der Bibel auf großen Schauwägen abgehalten wurden. In den Reihen der Schützen wurde die Riesenfigur des Samson, eines alttestamentarischen Richters, mitgeführt. Spätestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es zur Reformierung der religiösen Praxis und zum Verbot des Mitführens von Riesenfiguren bei Prozessionen durch die Aufklärung. Seitdem finden die Umzüge nicht mehr im Rahmen von Prozessionen, sondern davor und danach statt.
Die Ausbreitung der Samsontradition auf verschiedene Gemeinden erfolgte aus unterschiedlichen Motiven: als Ausdruck der Volksfrömmigkeit, als Zeichen eines erstarkenden Traditionsbewusstseins oder zur Belustigung der Bevölkerung. Heute rücken die Samsonfiguren abgesehen von den Umzügen an den Prozessionstagen zu besonderen Anlässen für die Heimatgemeinden oder in Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrsverbänden aus. Um die zahlreichen Zuschauer*innen zu den schweren Figuren auf Distanz zu halten, haben heute einige Samsongruppen auch Zwergenfiguren, die bei den Umzügen Späße machen.
Ähnliche Umzugsriesen kennt man auch in anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Spanien, Belgien, Portugal oder Frankreich.
Kontakt
Martin Lienhart
8850 Murau
obmann@buergergarde-murau.at
www.buergergarde-murau.at
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