Reither Nikolausspiel
Darstellende Künste in Tirol, aufgenommen 2014
Das Reither Nikolausspiel findet im Abstand von sieben Jahren in Reith im Alpbachtal statt. Das Volksschauspiel besteht aus zwölf typischen Szenen („Bilder“ genannt), in denen die Auflehnung Armer gegen Reiche und Mächtige sowie der Kampf zwischen Gut und Böse dargestellt werden. Diese im Kern kirchlich-pädagogische Aufführung wurde bis 1919 als Stubenspiel aufgeführt, bei dem örtliche Laiendarsteller*innen von Bauernhof zu Bauernhof zogen und einzelne Szenen spielten.
Nikolausspiele sind im 18. Jahrhundert in vielen Orten belegt und erreichten in dieser Zeit auch ihre Blüte. Nikolaus und Krampus sind die zentralen Figuren, deren Auftreten in eine Reihe heiter-satirischen Szenen eingebettet wird. Diese moralischen Geschichten sind Spiegelbilder gesellschaftlicher Norm- und Wertvorstellungen, die auf die Jesuitenmission während der Zeit der Gegenreformation zurückgehen. Inhalt der traditionellen Nikolausspiele ist das „Jedermann“-Motiv, das ein erwachsenes Publikum anspricht.
Im Laufe des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts kamen die meisten Spiele zum Erliegen. Das Nikolausspiel in Reith ist heute das einzige, welches auf eine fortlaufende Dauer verweisen kann. Seit 1919 werden nicht mehr einzelne Bilder in den Stuben gespielt, sondern das gesamte Stück mit den zwölf Bildern auf einer Bühne im Theatersaal des Gasthaus Stockerwirt aufgeführt. Mit der Übernahme der Spielorganisation durch die Musikkapelle erhielt das Nikolausspiel eine institutionelle Grundlage. Das Manuskript von 1875 befindet sich im Besitz der Familie des Verfassers und dient heute noch als Spielvorlage. Die Kostüme und Bühnenbilder wurden jedoch immer wieder erneuert und die musikalische Umrahmung im Jahr 2004 ergänzt. Im Gegensatz zu anderen wird das Nikolausspiel nicht ausschließlich von Männern dargestellt, auch weibliche Mitglieder sind Teil der Aufführung.
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