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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Funkensonntag
Gesellschaftliche Praktiken in Vorarlberg, aufgenommen 2010

In jeder Gemeinde Vorarlbergs findet am Sonntag nach Aschermittwoch ein Funken zum Ausklang der Alten Fasnacht statt. Bereits am Faschingsdienstag wird die Funkentanne geschlagen, die bis zu 30 Meter hoch sein kann. Am Samstag vor dem Funkensonntag wird mit dem Aufbau des Funkens begonnen, wobei Materialien, die in den vergangenen Wochen gesammelt wurden, zu einem turmartigen Gebilde aufgeschlichtet werden. Der Funken wird traditionell bei Einbruch der Dunkelheit entzündet.

Der Funkensonntag ist der erste Fastensonntag und steht somit am Beginn der Fastenzeit beziehungsweise am Ende der Fasnacht. Die Praxis des Funkensonntags ist in ganz Vorarlberg verbreitet. In der größten Stadtgemeinde Vorarlbergs, in Dornbirn, gibt es sogar eine Vielzahl an Funken, die von verschiedenen Funkenzünften veranstaltet werden. In Gemeinden, in denen keine Funkenvereine existieren, werden die Aufgaben rund um den Funken von der Ortsfeuerwehr oder von lokalen Fasnachtszünften übernommen. Kinder und Jugendliche werden in die Tradition des Funkensonntags durch eigens veranstaltete Kinderfunken eingebunden, die meist schon am Nachmittag abgebrannt werden. Mit 17 Jahren dürfen Jugendliche in die Funkenzünfte eintreten und erlernen dort die für die Ausübung des Brauchs benötigten Techniken. 


Die Idee, dass es sich beim Abrennen des Funkens um ein Relikt eines heidnischen Frühjahrskultes handelt, hält sich, obwohl sie wissenschaftlich nicht zu belegen ist. Der Funkensonntag hat sich im Lauf der Geschichte immer wieder stark verändert. Seine heutige Form stammt aus dem 19. Jahrhundert. Jedenfalls bot und bietet der Funken die Gelegenheit zur Verbrennung von Unrat, der bei der Frühjahrsreinigung von Haus und Hof anfällt. So kommen die eingesammelten Christbäume ebenso auf den Funken. Das Verbrennen einer – meist weiblich konnotierten – (Stroh-)Puppe bezieht sich auf das Ende der Fasnacht.

Doch die Verbrennungen werden auch kritisch betrachtet: So wird seit über zwei Jahrzehnten in Vorarlberg breit diskutiert, ob es in Anbetracht der historischen Femizide, wie die damals so bezeichneten Hexenverbrennungen, zeitgemäß ist, eine menschliche, meist weibliche, Figur auf dem Funken zu verbrennen. In Reaktion darauf sind Funkenzünfte vereinzelt dazu übergegangen, nichtmenschliche Figuren und Symbole zu verwenden.  

Aktuell: 2024 erhob eine Petition an die Österreichischen UNESCO-Kommission die Forderung nach Überprüfung der Eintragung des Elements in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich. Hier finden Sie Dokumente aus dem laufenden Monitoring & Dialog

 

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