Erzählen im Montafon
Mündliche Traditionen in Vorarlberg, aufgenommen 2012
- Heimatschutzverein Montafon
Die Erzähltradition im Montafon ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft und wird im Alltag ebenso wie zu besonderen Anlässen gepflegt. Die Inhalte, Wertvorstellungen und Muster der lokaltypischen Sagen und Erzählungen gehen auf das 19. und 20. Jahrhundert zurück. Die Menschen im Montafon und zahlreiche kulturelle Initiativen tragen aktiv zur Sammlung und Erhaltung des lokalen Erzählguts bei, das seit dem 19. Jahrhundert auch im Interesse der wissenschaftlichen Forschung steht.
Die Sagen und sagenartige Erzählungen im Montafon gehen auf die ländliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und die damit verbundenen christlich geprägten Normen und Werte zurück. Diese Erzählstoffe vermischen sich im 20. Jahrhundert mit Erzähltraditionen, die den Wandel des Montafons von einer landwirtschaftlich geprägten Lebenswelt zu einer touristisch erschlossenen, modernen Landschaft aufzeigen und oftmals persönliche Dokumente der Betroffenheit über historische Ereignisse in der Region darstellen.
Damit die Erzählungen vermittelbar und verständlich werden, greifen sie häufig auf kulturelle Schemata wie den Aufbau, die Auswahl des Erzählthemas, die Inszenierung der zentralen Figuren als auch die Funktion der Erzählung zurück. Sie zeichnen sich auch durch einen großen Variantenreichtum aus. Zu den typischen Sagen zählen jene von mystischen Funden im Hochgebirge („Piziguter Ganda“), vom Bergsturz auf das Dorf Prazalanz, vom „Künden“ des Todes eines Verwandten oder von der Wettervorhersage durch „Bötz“.
Im Rahmen des Projektes „Montafoner Geschichte“ wurden von 2003 bis 2011 insgesamt 240 lebensgeschichtliche oder themenspezifische Erzählungen von über 200 Personen mittels Tonbandaufnahmen dokumentiert. Der Sagenweg in Vandans lädt an 14 Stationen zum Kennenlernen der heimischen Erzähl- und Sagenwelt ein. Zahlreiche Ausstellungen der Montafoner Museen und Theaterstücke im Rahmen der Silbertaler Sagenfestspiele tragen darüber hinaus zur Sicherung der Tradition bei.
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