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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Dombauhüttenwesen in Österreich (St. Stephan und Mariendom Linz)
Traditionelles Handwerk in Oberösterreich, Wien, aufgenommen 2018

Seit Jahrhunderten werden in der Dombauhütte St. Stephan und der Dombauhütte Mariendom Linz/Donau Techniken zur Restaurierung und Instandhaltung historischer Bauwerke wie auch soziale Praktiken und Rituale von Generation zu Generation weitergegeben. Das Bauhüttenwesen trägt somit zur permanenten und nachhaltigen Pflege des jeweiligen Domes bei und ist ein Garant für die Erhaltung und Weitergabe traditioneller Handwerkstechniken.

Die Dombauhütte zu St. Stephan ist seit dem 12. Jahrhundert für die Errichtung und Erhaltung der Wiener Stephanskirche verantwortlich. Somit gibt sie seit dem Mittelalter in nahezu ununterbrochener Tradition die rein manuellen Handwerkstechniken sowie das Wissen um Steinbearbeitung, Mauertechnik und Wölbung des Domes weiter. In der Dombauhütte Mariendom Linz wird seit der Gründung im Jahr 1862  das skulpturale Steinmetzhandwerk angewendet und von Meister*in an Lehrling weitergegeben. Die Dombauhütten sind in erster Linie für die Erhaltung der denkmalgeschützten Bausubstanz der jeweiligen Kathedrale verantwortlich und müssen daher auch den Schadensverlauf der Steinarchitektur ständig beobachten und dokumentieren.  Dabei werden mittelalterliche Bearbeitungstechniken und neue Technologien gemeinsam genützt, da heute neben den traditionellen Steinmetztechniken auch moderne Verfahren zur Verfügung stehen, mit denen sich Steinzerfall und Verwitterung verzögern lassen.

Oberste/r Leiter*in der Dombauhütte ist der/die jeweilige Dombaumeister*in. Gemeinsam sind in den Hütten Steinmetzmeister*innen, Steinmetze*innen, Bildhauer*innen, Lehrlinge und Helfer*innen ständig mit der Restaurierung und Neuanfertigung beschädigter und zerstörter Steinbauteile, zum Teil in bildhauerischer Arbeit,  beschäftigt. Die speziellen Fertigkeiten, die weit über die heute üblicherweise nötigen Wissensbestände und Praktiken in freien Betrieben des Bau- und Steinmetzgewerbes hinausgehen, werden in der Praxis der Dombauhütten weitergegeben. Neue Mitglieder der Dombauhütte werden entweder als Lehrlinge ausgebildet, oder sie haben eine Steinmetzlehre oder eine vergleichbare Ausbildung absolviert. Ein entscheidendes Merkmal der Bauhütten ist die hohe Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Steinmetze+innen, die die Detailgestaltung weitgehend selbständig durchführen.

Die permanente Pflege der Dome ist ein Garant der Erhaltung und Weitergabe des Wissens, welche oft durch technischen Wandel oder finanzielle Kürzungen bedroht sind. Austauschprogramme von Handwerker*innen mit anderen Europäischen Dombauhütten, Ausbildungsveranstaltungen für Studierende/Handwerker*innen, Spezialführungen, etc. stellen Maßnahmen für die zusätzliche Weitergabe und Erhaltung des Wissens um die Dombauhütten dar. Die Zeichnungen und Pläne der Dombauhütte St. Stephan, die seit dem 14. Jahrhundert gesammelt wurden und im 19. Jahrhundert in die Akademie der Bildenden Künste gelangten, stellen heute die weltweit größte Sammlung an mittelalterlichen Planrissen, mit einem Umfang von 60-80% des Weltbestandes, dar. Der Dombauhütte Linz ist ein Domplanarchiv angeschlossen, das komplett digitalisiert ist, und wird ergänzt, durch eine laufende Dokumentation von täglichen  und jährlichen Bauarbeitsberichten des/der Dombaumeisters*in.

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